Heute war ein ganz ganz merkwürdiger Tag.
Ich habe gestern noch sehr viel geweint, vorallem abends vor dem Einschlafen.
Ich habe dir, geliebter Benno, auch eine Ecke freigeräumt, gerahmte Bilder von dir aufgestellt, frische Blumen geholt und eine Kerze dazu gestellt und angezündet. Ich finde, es sieht hübsch aus. Wenn du schon kein Grab hast, hast du hier eine Ecke immer bei uns im Zimmer.
Ich komme überhaupt nicht damit klar, dass ich mich schon wieder von einem Tier nicht verabschieden konnte. Ich habe schon wieder Gewissensbisse nach dem Tod eines Tieres. Benno, es tut mir so unendlich leid. Wie konnte ich manchmal nur so lieblos sein? Warum war ich so schnell genervt? Ich möchte es so gern wieder gut machen...
Ich habe letzte Nacht wieder von dir geträumt und dass du zurück kommst. Es war nicht so deutlich und klar wie die Nacht davor, eher verschwommen, aber es tat weh genug. Ich würde so gerne hoffen, dass es noch so kommen könnte. Noch immer suche ich dich die ganze Zeit wenn ich nach draußen gehe oder blicke. Ich würde es mir so unendlich wünschen. Aber jeden Tag kommen weitere Anrufe von Leuten, die mir berichten, dass du überfahren wurdest. Du, mein starker Kater, unglaublich...
Heute war auch die Frau dabei, die dich von der Straße auf den Rasen gelegt hat. Ich bin durchaus überwältigt von der Resonanz der Leute, wie viele dich bemerkt haben, wie viele sich jetzt bei mir melden, wie traurig dein Anblick auch sie alle gemacht hat. Es ist nur so schade, dass zwar mehrere mit dem Gedanken gespielt haben, dich zu begraben, es aber letztlich niemand getan hat
Und es ist für mich fast unerträglich, dass ich fast täglich an dieser Stelle vorbei laufe - aber ausgerechnet an diesem Tag nicht, sonst hätte ich dich gefunden. Was sicher ein schwerer Schock gewesen wäre, aber dann hätte ich dich hier in deinem Park, deinem Königreich, würdig bestatten können
Und dann hätte ich wirklich 100%ige Gewissheit. Ich glaube gegen einen allerletzten winzigen Funken Hoffnung im Herzen kann man sich kaum wehren, auch wenn der Kopf es besser weiß. Das ist nur alltzumenschlich...
Aber ich wollte vom heutigen Tag schreiben. Heute ist es auf den Tag eine Woche her, dass du aus unserem Leben gegangen bist. Da haben wir es noch nicht gewusst, aber da ist es geschehen. Ich wurde hete früh wieder vom Telefon geweckt - sie vorgestern als mich die Nachricht weckte, dass du nicht mehr lebst und mich in ein Loch stürzte. Heute früh rief eine Frau an und sagte, sie habe eine kranke/verletzte Katze an der anderen Parkseite als der, die dir zum Verhängnis wurde, gefunden. Es sei nicht mein Kater, aber ob ich mich nicht kümmern wolle. Sie habe meine Nummer von den Suchplakaten nach dir...
Ich bin sofort los, ich fand einen verschreckten, zitternden, kleinen Kater - viel kleiner als du. Schwarz-weiß. So ganz anders als du. Ich brachte ihn zum Tierarzt und er war zum Glück gesund und danach nahm ich ihn mit nach hause.
Ich habe heute echt ein ständiges Auf und Ab durch. Ich musste immer wieder weinen, z.B. als ich das Bad für den Kleinen herrichtete und dabei die ganzen Wattestäbchen aufhob und wegräumte, mit denen du so unheimlich gerne gespielt hast und für die du jeden Ball und jede Stiffmaus links liegen gelassen hast. Ich wollte das immer mal auf Video aufnehmen - leider kam ich nicht mehr dazu...
Aber dieser kleine Mann hat mich auch irgendwie abgelenkt und getröstet, weil er mich braucht.
In einem Moment denke ich, dass es Schicksal/Fügung war, dass ich durch die Suchplakate nach dir auf ihn gestoßen bin - genau eine Woche nach deinem Verschwinden. Im nächsten Moment habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dich so schnell "ersetze". Aber glaub mir, du fehlst mir dadurch nicht weniger...
Immer wenn Basti von "dem Kater" spricht dauert es einen kurzen Moment bis mir klar wird, dass es nicht mehr dich meint, sondern so ganz plötzlich, so ganz ohne Absicht, durch Zufall ein anderer Kater hier mit uns lebt.
Das habe ich nicht gewollt. Aber das Leben fragt einen nicht immer was man will - es führt einen dorthind, wo man gebraucht wird. Daran glaube ich ganz fest. Und damals hat es mich zu dir geführt. Und auch dich wollte ich eigentlich erst nicht aufnehmen. Zu jung, Kater (wollte immer lieber Katzen), aber du tatest mir so leid ich konnte nicht anders - und jetzt nachdem du weg bist, widerholt sich diese Geschichte... Das Leben ist seltsam...
Ich habe den kleinen Mann überall als Gefunden gemeldet. Wenn er vermisst wird, wird er wieder ausziehen und zu seiner Familie zurück gehen, die dann einfach mehr Glück hatte als wir und ihren geliebten Kater leben und gesund zurück bekommt. Wenn nicht wird er wahrscheinlich bei uns bleiben. Auch wenn das eine Sache ist, die ich mir kaum vorstellen kann - einem anderen Kater als dir mein Herz zu schenken. So schnell. Aber ich kann ihn nicht sich selbst überlassen oder in ein Leben ins TH geben, aus dem ich dich damals befreit habe. Das bringe ich einfach nicht fertig.
Mensch Benno, dass du nicht mehr da bist trifft mich wirklich viel tiefer als ich erwartet hätte. Ich wünschte, ich hätte dich beschützen können. Ich wünschte, ich hätte mich verabschieden können, ich wünschte, ich wäre liebevoller zu mir gewesen. Ich weiß, ich habe auch oft mir dir gecshmust, dich gestreichelt, du durftest mit in meinem Bett schlafen wann immer du wolltest - ich habe dir sogar mein Kopfkissen abgetreten, damit du küniglich weich liegen konntest. Und doch hätte ich so vieles besser machen können. Und wenn ich das jetzt bei einem neuen Kater tue, wird es mir immer einen kleinen Stich geben, dass du davon nichts mehr hast...
Ich erinnere mich an eine Szene in der letzten Woche, wo ich dich recht groß verscheucht und angemotzt habe, weil du um Shiwas Urne, die Kerzen und die Vasen drumrum rumgeschlichen bist, obwohl du da nicht hoch darfst. Ich hatte Angst, dass du die Urne runterwirfst oder sonst etwas kaputt machst und habe dich heftig verscheucht - hätte ich doch nur geahnt, dass keine 2 Wochen später deine Bilder, Blumen und Kerzen daneben stehen. Ach Benno, ich hätte dich sanft runtergehoben udn geherzt und geküsst...
Benno, ich liebe dich! Ich weine so sehr um dich. Daran ändert auch der kleine schwarze Mann nichts, der jetzt hier rumklettert - auf deinen Kratzbäumen. Der dein Futter frisst. Ich hoffe, das ist ok für dich so. Du brauchst es ja nicht mehr - da wo du jetzt bist hast du höhere Kratzbäume, besseres Futter und alles was du dir sonst noch wünschst... Zumindest hoffe ich das... Miss you...