Leider führt das anscheinend auch häufig zu einer gewissen Abstumpfung, die meinem Mann auch bewußt geworden ist und ihn zusätzlich belastet hat.
Nun - Du musst in gewisser Weise "abstumpfen" bei dieser Arbeit, sonst hälst Du das nicht lange durch. Du schreibst selber, das Deinem Mann die Schicksale der Menschen dort schon nahe ging, obwohl er "nur" stundenweise als Besucher dort war. Stell Dir vor, Du hast dort eine 20 oder 40 Stunden Woche, ggf. über Jahrzehnte, und littest auf persönlicher Ebene mit den Menschen dort mit - unvorstellbar. Du würdest über kurz oder lang selber zum "Patienten" (und ein Fall für den psychologischen Dienst, weil Du ggf. eine Depression entwickeln würdest oder nur noch traurig wärst oder nicht mehr abschalten könntest oder ein Burn Out Syndrom entwickeln würdest oder oder oder ...). Das hört sich immer so furchtbar unsensibel und unemphatisch an - ist es aber in der Regel nicht, sondern professioneller Selbstschutz.
Nun, es GIBT sehr unsensible und unemphatische Pfleger, Krankenschwestern, Altenpfleger, Heilerziehungspfleger etc. pp. (meiner persönlichen Erfahrung nach auch deutlich zu viele, die haben in den Jobs dann imho auch nichts verloren!) - aber nur weil jemand nach aussen hin sachlich wirkt, muss er nicht zwangsläufig tatsächlich stumpf sein.
Ich kenne dieses "Phänomen" natürlich auch. Wie oft sagte man mir bereits in Bezug auf meine Arbeit "ich könnte das nicht" oder "die tun mir so leid" oder "da muss man ja weinen" oder ähnliches - für mich unvorstellbar. Wenn ich Mitleid empfinden würde, könnte ich diesen Job schlicht und ergreifend nicht machen. Mitgefühl ja - Mitleid nein. Einige Haushaltshilfen wollen auf unserer Gruppe nicht putzen, zum einen weil sie z.T. Angst haben aber auch, weil sie "das nicht aushalten können". Es gibt 2 Menschen auf der Gruppe, die optisch nicht dem "Standard" entsprechen, darunter 1 SMB. Wenn Du das nicht ganz schnell zum Alltag machst, bekommst Du ein berufliches Problem.
Viele entwickeln auch eine Art "Galgenhumor" oder generell rabenschwarzen Humor, um traurige oder belastende Aspekte der Arbeit zu kompensieren. Das kann man als Aussenstehender auch nicht immer unbedingt nachvollziehen, ich persönlich halte das aber für legitim (da tatsächlich hilfreich).
Ich könnte aber auch noch lange nicht alles. Friedensdorf oder so (kriegsversehrte Kinder). Da drücke ich mich schon lange drum herum ... Aber irgendjemand muss das ja auch aushalten können und entsprechend "abgestumpft" sein, sonst würde diesen Kindern nicht geholfen.
Vielleicht kann oder möchte Dein Mann ja vom Altenheim in z.B. eine Behinderteneinrichtung wechseln, wenn ihm der Faktor "Sterben" Bauchschmerzen verursacht (was ich gut nachempfinden kann)? Auf eine Gruppe mit fitten Bewohnern und/oder Aussenwohnheim oder so etwas?