Also bei Leuten mit deutschen pass fände ich es schon gut wenn sie nach 30 Jahren deutsch sprechen könnten.
Es muss verpflichtend sein Deutsch zu lernen, da geht kein Weg dran vorbei. Allerdings werden die Alten, die das nicht können, oft von ihren Kindern unterstützt, die Deutsch sprechen können. Ich befürworte das nicht...
Hierüber habe ich nochmal nachgedacht, und ich glaube, da liegt ein "Denkfehler" vor.
Meiner Erfahrung nach (meine Familie mütterlicherseits ist in den 60er Jahren nach Deutschland gekommen) ist es nicht so, dass "alte Leute, die schon 30 Jahre hier sind und kein Deutsch können", das nie konnten.
Die meisten konnten das früher durchaus. Das lässt im Alter aber tatsächlich nach. Mein Opa hat hervorragend Deutsch und ganz gut Englisch gesprochen - in seinem Job wäre er mit Radebrechen auch nicht weitergekommen. Immer mit Akzent, aber fließend. Meine Oma desgleichen, die nächste Generation aktzentfrei (auch wenn meine Tante mittlerweile so stark Frankfurterisch spricht, dass es mir ein wenig wehtut... )
Mittlerweile ist er über 80, sseit 15 Jahren das zweite Mal verheiratet mit einer "Landsfrau", die er dort kennengelernt hat, und die nie sehr gut Deutsch gelernt hat... Für denn Alltag reichts, aber es ist halt ihre mühsam in recht fortgeschrittenem Alter (an die 60) erworbene Zweitsprache.
Er kommt mittlerweile kaum noch aus dem Haus, und Umgangssprache ist die gemeinsame Muttersprache, logischerweise.
Und seit etwa 10 Jahren wird sein Deutsch kontinuierlich schlechter. Genau wie sein restliches Gedächtnis und alles andere.
Beim fast gleich alten Vater eines guten Bekannten aus der Türkei ist es genauso. Solange er arbeiten ging, kam er gut zurecht. Seine Frau, die das noch tut, kann es auch noch. Seit er zuhause ist, und altersbedingt zunehmend geistig abbaut, ist es mit Deutsch so ziemlich essig.
Das ist in dem Fall wirklich schwierig, weil sein jüngster, in D geborener und voll integrierter Sohn (eben mein Bekannter), Türkisch zwar versteht, aber nur sehr mühsam spricht - etwas besser als sein Vater Deutsch versteht, aber nicht viel. Was dazu führts, dass es mittlerweile ein anderes Familienmitglied zum Übersetzen braucht, wenn die beiden sich was wirklich wichtiges zu sagen haben.
Die restlichen "alten Leute, die nicht deutsch sprechen", die ich kenne, sind solche, die irgendwann mal, meist zur Enkelkinderbetreuung und "weil man sich ja um die Eltern kümmern möchte", von ihren erwachsenen Kindern nach Deutschland geholt wurden, und dort außerhalb ihrer Familie nie wirklich "angekommen" sind.
Die sind meist auch nicht unbedingt gekommen, weil sie es wollten, sondern weil es halt sein musste, und viele träumen eigentlich davon, wieder "nach Hause" zu gehen.
Das ist insgesamt eine recht traurige Angelegenheit, aber wenn in diesem Fall die Leute kein Deutsch lernen, oder es wieder verlernen - geht meiner Meinung nach das Abendland davon nicht unter.
Ich hab allerdings vor Jahren (allerdings auch schon wieder fast 20) mal die Erfahrung gemacht, dass in einer Gruppe junger, arbeitender, ansonsten nicht weiter auffälliger Türken mit guten Deutschkenntnissen die zugehörigen Frauen mehrheitlich kein oder nur sehr schlechtes Deutsch sprachen. Das finde ich dann, wenn es flächendeckend so sein sollte, ungünstig.
Aber andererseits: War eine Momentaufnahme, und "jung" impliziert, dass die betreffende Person vermutlich noch nicht so lange in Deutschland gelebt hat. Wer weiß, wie es bei denselben Leuten heute aussieht?