Gott, ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll. Erstmal vielen, vielen Dank Euch allen. Ich bin ganz erstaunt, wie vielen Malle (virtuell) aufgefallen ist...
Ich hatte eigentlich gehofft, dass es sich in den letzten Tagen ein bißchen setzt bei mir, aber es ist immernoch überpräsent. Ich hab nicht das Gefühl, er ist noch da, höre ihn nicht, sehe keinen Schatten aus dem Augenwinkel, es ist einfach überpräsent, dass er gestorben ist. Ich wache nicht morgens auf und muss erstmal sortieren, was passiert ist, ich weiß es jede Sekunde. Ich weiß nicht, ob es anders nicht besser wär...
Ich bin logischerweise todtraurig, aber "zufrieden". Seit einem Jahr setze ich mich bei jeder Regung des Hundes mit diesem Thema auseinader. Ich hab das letzte Jahr um ihn gekämpft, ihn massiert, trainiert, ihm geholfen wo ich konnte.
Ich war mir immer wieder unsicher, ob ich das Richtige tue, nach jedem Bandscheibenvorfall wurds schwieriger. Aber auch er hat gekämpft, er war weiterhin interessiert an allem (in erster Linie an Dingen, die ihn nichts angingen). Letzte Woche zB hat er noch, als meine Mutter ihn sittete und gerade mal aus dem Raum war, ihren Rucksack geöffnet und ihr Brötchen geklaut. Als er es gerade fachmännisch auspacken wollte, kam sie dazu und nahm es ihm ab...
Als der TA Samstag da war und die Diagnose aussprach, war mir sofort klar, dass es das jetzt war, dass wir das nicht mehr bekämpfen können. Und das auch nicht probieren können oder sollten.
Ich hatte gerade die letzten Wochen eine tieische Angst, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen, immer wenn es ihm dreckig ging, war ich kurz davor und dann berappelte er sich wieder. Und ich stand wieder zweifelnd da und dachte, dass ich doch keinen Hund einschläfern kann, der Vorwärtsschritte macht.
@Margit An Garri musste ich in letzter Zeit häufiger denken. So traurig sein Tod auch war, er war doch schön, weil mitten raus aus dem Leben und dem Spaß. Die Entscheidung Malle zu bespaßen, während die Spritze gesetzt wurde, kam zwar ganz plötzlich und ich glaube auch, dass man es genau so machen muss, spontan in dem Moment entscheiden, wie man es gestaltet. Aber ich denke auch, dass der Tod von Garri und meine Gedanken dazu dies mit beeinflusst haben. Einfach weil ich es, trotz aller Trauer, so richtig fand. Und es entsprach Malles Charakter, Spaß bis zuletzt. Bei Narkosen oder so musste ich mich immer zusammenreissen selbst gelassen zu sein. Das musste ich Samstag nicht, wir hatten wirklich Spaß und ich war in dem Moment nicht traurig, sondern ruhig und auf den Hund und die Bonbons (und meine Finger...) konzentriert. Zum Glück!!!!
Ich hab mich vorher mit dem Logistischen auseinandergetzt. Es war klar, dass der TA nach Hause kommt und dass er vom Rosengarten abgeholt wird. Über dne Rest habe ich mir keine Gedanken gemacht und das war auch gut so.
Es war wie ein Selbstläufer, als die Entscheidung gefallen war, hab ich einfach ganz ruhig mit ihm gespielt. Er hat sogar noch für einen echten "Malle" gesorgt:
Da er so blutarm war, war es schwierig eine Vene zu finden, der TA musste ganz schön suchen (was Malle zum Glück nicht mitbekommen hat, weil Bonbonspiele). Leider wurden meine Bonbons weniger, so hab ich mir einen zwischen die Finger geklemmt und wollte ihn daran einen Moment rumkauen lassen. Das hat er auch gemacht, mit einem riesigen "Knack" hat er den Bonbon durchgebissen, so dass der TA erschreckt aufguckte und fragte, was das war. Nichts, es war nur typisch...der Moment war so typisch, alles ist ruhig, konzentriert und traurig und mein Hund sorgt dafür, dass alle Aufmerksamkeit auf sein Tun gelenkt wird. *g*
@Caro Du bist die Einzige hier, die Malle auch persönlich kannte. Und Du hast recht, das Bild trifft ihn genau! Genau dieses Bild hab ich übrigens in meinem Büro hängen, Du erinnerst Dich an das Poster damals?
Ich denke auch das wird das einzige von ihm sein, was da bleibt, der Rest muss glaube ich erstmal ab, das ertrag ich gerade nicht. Aber dieses Bild bringt mich einfach nur zum Lachen und macht mich irgendwie gar nicht so traurig. Es ist halt typisch Malle in seinen glücklichsten Zeiten *g*
@Biggy Du kennst Malle auch schon lange, wenn auch virtuell. Eins der Dinge, die Malle besonders ausmachte war, dass er so unberechenbar war, auf eine grundweg (mir gegenüber) liebevolle Art. Er hatte seinen eigenen Kopf und hat sich den zum Glück vom Vorbesitzer auch nicht nehmen lassen.
Malle unter Kontrolle zu halten, war manchmal wie ein entzündetes Pulverfass vom Explodieren abzuhalten. Wenn er eine Idee hatte (und er hatte viele) hielt er an dieser fest, unausweichlich. Du konntest ihn im Kommando halten (meist), aber nur durch volle Konzentration, ließ diese nach, kehrte er meist zu seiner Idee zurück.
Er kannte mich in- und auswendig, war sehr intelligent, konsequent und zielstrebig. An dieser Kombination bin ich manchesmal gescheitert und habe (nicht immer ganz unbewusst) das gemacht, was der Hund wollte...er hat mich an die Grenze und darüber hinaus getrieben, ich hab unglaublich viel vom ihm gelernt und bin manchesmal verzweifelt.
Allerdings, das stimmt, bin ich nie "an ihm" verzweifelt. Ich bin an seinem Verhalten verzweifelt, aber es war immer klar, der gehört zu mir. Das hatte er ja nun auch vom ersten Tag an klar gestellt (soviel zur Beeinflussung, das fing ja schon bei der Übernahme an, ich war eher geneigt seinen Sohn zu nehmen, Malle hat sich aber so aufgedrängt und gar nicht zugelassen, dass ich mich mit dem anderen beschäftige, dass ich gar nicht anders konnte, als ihn zu nehmen- er wusste es besser, welch ein Glück!!!)
Vielleicht ist der erste, eigene Hund immer was ganz Besonderes, aber ich glaube Malle war mehr (was aber vermutlich jeder über seinen Hund sagt *g*).
Er war eigentlich immer anstrengend, präsent, wach, an und da. Er war, wenn er an einer Sache Interesse gefunden hatte, mit 150% dabei. Er verstand es jeden um den Finger zu wickeln und von sich zu überzeugen, auf eine grenzlose, liebevolle und unheimlich konsequente Art.
Aber er war nicht nur witzig und auf Spaß aus. Er hatte auch andere Seiten, er konnte sehr ernst werden, wenn er meinte, mich würde etwas bedrohen und ich würde damit nicht alleine umgehen können. Und auch dabei war er sehr konsequent...
Er war offen allem Neuen gegenüber, stets interessiert Dinge zu erkunden und Neues zu lernen, sofern er Spaß hatte, konntest Du mit ihm alles machen und überall hingehen.
Hatte er keinen Spaß, hat er alle Anwesenden darauf aufmerksam gemacht, lautstark, raumgreifend und konsequent, bis jeder ihn anguckte.
Er wusste stets, wo er hingehört und zu wem er will. Auch wenn er fremde Menschen ins Spiel einband, Fremde solange freundlich umgarnte, bis diese ihr Herz verloren hatten, war er doch immer mit einem Gedanken und einem Blick bei mir.
Im Grunde war er ein Ein-Mann-Hund, der es aber geschafft hat, auf Grund seiner Lebenssituation, sich ein Konstrukt zu bauen, wie er mehreren Menschen gehorchen konnte. Er hatte eine klare Rangfolge, wer ihm was sagen durfte und auch diese hielt er konsequent ein. Sagte ihm wer was, dem das in dem Moment nicht zustand, weil ein in der Rangfolge höher stehender Mensch da war, suchte er Blickkontalt mit diesem und holte sich eine Bestätigung.
Nicht immer einfach, aber wie alles, ausgesprochen konsequent *g*
Ich könnt noch ewig weiterschreiben, aber irgendwann liest das ja auch niemand mehr. Malle und ich haben so viel erlebt, es ist dermaßen viel passiert und er gehörte so selbstverständlich zu meinem Leben, dass ich wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen könnte.
Danke nochmal an Euch alle, es ist irgendwie ein schönes Gefühl, dass Malles Lebensmotto "Auffallen um jeden Preis", anscheinend auch viele hier abbekommen haben. Ich war nicht unbedingt bemüht, es weiter zu verbreiten, ich musste es nur manchmal loswerden *g*
LG
Sina