Der Artikel ist interessant, jedoch voll von manipulativer Berichterstattung. Es werden Dinge ausgesagt, die weder bewiesen sind oder so gar nicht stattfanden und dass alles in nur einem Satz:
"Voll von" finde ich jetzt übertrieben.
"Bei der Attacke auf das Passagierflugzeug nach Detroit war dem Täter keines der potenziellen Opfer bekannt. Es ging rein um eine ausreichende Zahl an Opfern und um die Botschaft, wir können auch in den USA einen neuen Terroranschlag verüben."
1.) Handelte es sich um eine nicht erfolgreiche (Pseudo)-Attacke.
Dieser Umstand ist aber für das erzeugte Bedrohungsgefühl bei Unbeteiligten (und darum geht es hier)
nicht wichtig.
[Eine "Attacke" kann übrigens auch ein
versuchter Angriff sein, er muss nicht erfolgreich sein, um Attacke genannt zu werden.]
Eine "Pseudo-Attacke" wäre es dann, wenn sie gar nicht ernst gemeint gewesen wäre, und der Täter von Anfang an nur hätte
so tun wollen, als wollte er das Flugzeug sprengen. Auch das ist natürlich möglich, aber im Moment gehe ich davon (erst einmal) nicht aus.
2.) Der (Pseudo)-Attentäter müsste die Passagierliste durchgeangen sein, um sich (annäherend) sicher sein zu können, dass er tatsächlich keines der potentiellen Opfer kennt. Davon ist nichts bekannt.
Das ist korrekt. Rein theoretisch könnte er auch gezielt dieses Flugzeug ausgewählt haben, um eine bestimmte ihm bekannte Person garantiert mit auszuschalten. Er hätte dann aber den Tod diverser anderer ihm völlig Unbekannter billigend mit in Kauf genommen, und genau
das ist der Punkt, nicht, dass er "gar keinen der Passagiere gekannt hat".
Insofern sehe ich hier eine Zuspitzung zwecks Argumentationsverstärkung, aber keine Verfälschung von Tatsachen.
Denn gegenübergestellt wird hier der Gegensatz:
"Gezielte Attentate auf Promis" / "Attentate in Alltagssituationen mit möglichst großer Zahl von Opfern, die im Grunde jederzeit jeden treffen können"
Und dass letztere auf Otto-Normal-Stadtbewohner gefährlicher wirken, weil er kein Promi ist, aber einmal im Jahr in Urlaub fliegt (und sich damit immerhin ausrechnen kann, dass somit die Chance, als Promi in die Luft gesprengt zu werden, gleich Null ist, die, im Flugzeug in die Luft gesprengt zu werden, aber immerhin größer als Null ist, also vorhanden...) finde ich nun nichts, das man "manipulativ" begründen müsste, es ist einfach so.
(Dennoch hätte der Autor sicher ein etwas besseres Beispiel wählen können...)
3) Warum sollte wer auch immer nicht wo auch immer einen Anschlag verüben? Oder verweist man hintergründig (manipulativ) beim letzten Satz etwa auf 911? (Was meines Wissens immernoch ein Buch mit wohl 777 Siegeln ist.)
Naja, Al Kaida hat es doch offenbar schon des Längeren mit den USA, 911 war definitiv nicht der erste Anschlag von denen, weder auf das World Trade Center (ich erinnere mich dunkel an einen Bombenanschlag auf die U-Bahn-Station unter dem WTC diverse Jahre früher) noch auf amerikanische Einrichtungen sonstwo.
Aber in der Tat ist das Argument für den Rest des Artikels
eigentlich bedeutungslos. Ich denke, es dient in erster Linie zur Verstärkung des Gegensatzes: "Gezieltes Töten einer bestimmten Person (sowie eventuell deren Mitarbeiter)" / "Attentat mit Breitenwirkung aus anderer Motivation, wo die schiere Zahl de Opfer die Wirkung ausmacht".
Möglicherweise ist allerdings der Verweis auf die USA auch ein Hinweis darauf, dass auch Attentate
an exotischen Orten (ich sag mal, Pakistan, Irak, Angola, Hinterindien oder sonstwo) uns hierzulande deutlich weniger berühren als welche, bei denen wir uns ganz konkret vorstellen können, auch anwesend zu sein und zu den Opfern zu gehören. Also zB in London oder New York.
Gerade "911" war für mich ein besonders schlimmer Fall von Massenhysterie (unabhängig davon, wer nun dahintersteckt), und von daher finde ich den Querverweise darauf auch nicht einmal manipulativ (sondern denke eher, entsprechende Ausführungen im Originalartikel mussten aus Platzgründen gekürzt werden).
Da hab ich auch nur dagestanden und mich arg gewundert.
Also, ich fand das alles ja auch arg schlimm, aber ich hatte Kollegen, die hatten schon an dem Tag Angst, mit der U-Bahn nach Hause zu fahren, weil sie der Überzeugung waren, die hier ansässigen Muslime haben nur drauf gewartet und sprengen hier jetzt auch alles in die Luft. Zitat: "Das ist für gantz viele von denen doch jetzt nur das Zeichen zum Losschlagen!"
"Hallo? Warum das denn?" - Konnte mir keiner beantworten, stattdessen wurde ich gefragt, ob ich wohl blind wäre. Nee, das nicht, und auch
eigentlich nicht übermäßig naiv. Grade drum bin ich ganz normal und
ohne Angst mit der U-Bahn heimgefahren.
Und danach ging es genau so weiter. Das wurde alles überlebensgroß aufgebauscht, es wurde hier für die Opfer gesammelt... da hätte ich echt ins Essen brechen können. (Auch wenn ich verstehe, dass es bei diesen Sammlungen eher darum ging, das Solidaritäts- und Betroffenheitsgefühl der Leute hier zu kanalisieren). Aber es gibt so viele Leute, denen es so viel schlechter geht als US-Amerikanern, so viele Attentate überall auf der Welt, die NICHT in einem zivilisierten Land stattfinden, das die Kraft und Ressourcen hat, sich selbst um seine Opfer zu kümmern, und das interessiert hier kein Schwein und es wird
nicht dafür gesammelt,
obwohl es nötig wäre.
Und das lag nicht etwa hautpsächlich an der besonderen Schrecklichkeit der Umstände des Attentats, sondern daran, dass wir alle spontan gedacht haben: "Das hättest auch du sein können in dem Flugzeug."
Fakt ist doch: Wenn irgendwo in Schwarzafrika eine Botschaft in die Luft gesprengt wird, und mehrere Hunderte Zivilisten zerreißt es - dann denken wir genau das eben nicht, und dann ist es wundersamerweise für uns auch nicht so schlimm.
Und genau um diesen Effekt geht es hier auch (oder zumindest habe ich den Artikel so verstanden).
Wieso findest du denn den Querverweis auf 911 (so vorhanden) "manipulativ"?
Der Schreiber des Artikels ist also keinen Deut besser, als seine Kollegen, die für die angeprangerte Hysterie, Hetze, Hass etc. verantwortlich sind. Dieselbe Sparte.
Nein. Er ist kein Journalist, er ist Statistiker, und eigentlich Universitätsdozent. Seine Motivation für das Schreiben dieses Artikels ist eine grundlegend andere als die der meisten Journalisten, die sich halt für die Auflage mit jeweils aktuellen Themen befassen
müssen.
Ich glaub, die können gar nicht anders. Und schliesslich geht es bei Berichterstattung schon lange nicht mehr um die neutrale Darstellung einer Wahrheit sondern um Auflagenzahlen Auflagenzahlen und nochmals Auflagenzahlen.
Ich glaube nicht, dass der Autor des Artikels dir hier widersprechen würde.
Ich lese seinen Text aber als Aufforderung, genau diese Mechanismen stets im Hinterkopf zu behalten und jeden Text (natürlich dann auch seinen
) kritisch zu betrachten.