Ich versteh das.
Die Eltern einer Studienfreundin hatten irgendwann Ende der 1960er in Hannover ein altes Haus gekauft, nach und nach renoviert und teils vermietet, überweigend an Studenten (er war Professor an der FH, ganz in der Nähe).
Das Haus war, was Fliesen, Türen, Fenster anging, im Jugendstil eingerichtet - gewesen. Die Glaseinsätze in den Zimmertüren mit Rankornamenten, teils so Tiffany-artig etc.
Das haben sie alles rausgerissen pder überstrichen oder überklebt, weil sie es so "unflott" fanden - stattdessen damals topmoderne gesichtslose 60er-Jahre Papptüren rein, in weiß mit Riffelglas, überall Nadelfilz in schrägen Farben, teils auch an den Wänden.
Boah, neee. Ich meine, die waren extrem schrullig (und auf ihre Art nicht unnett) - aber diesbezüglich...
Die hatten in einer ihrer Wohnungen (sie nutzten im Haus zwei) eine Esszimmer-Einrichtung aus Worpswede, die meine ich auch mit im Haus gewesen war, nicht "nach Entwürfen von Heinrich Vogeler", sondern noch aus der Werkstatt von Heinrich Vogeler höchstselbst.
Die hatten sie immerhin nicht auf den Sperrmüll gestellt, sondern nutzten die, wenn Gäste kamen - aber hatten alle Stühle ringsum 10 cm oder so abgesägt, weil die ihnen zu hoch gewesen waren... und den einen Tisch dazu sogar einen halben Meter, weil sie keinen runden Essitsch brauchten, sondern einen Couchtisch.
Okay, Möbel sind letztlich Gebrauchsgegenstände... aber da graust es mich heute noch. Kulturbanausen....
Der Knaller war allerdings, dass die Mutter meiner Freundin selbst meinte, dass die Esszimmereinrichtung "unversehrt" leicht 10.000 Euro oder mehr wert wäre, die gäbe es in dieser Kombination nämlich (wie sie allerdings erst später erfahren hatte), so nur noch einmal komplett, in einem Museum - aber dann hätte man sie ja gar nicht richtig benutzen können, und
das sei ja wohl kaum Sinn der Sache...