Wir nähern uns unserem nicht für möglich gehaltenen Jahrestag, da macht unser Männlein in der Zielgeraden schlapp.
Donnerstagabend musste er mit hohem Fieber und Krämpfen in die Tierklinik, ich habe ihn erst am nächsten Nachmittag wieder abholen dürfen. Was ihn plötzlich so umgehauen hat, wissen wir leider noch nicht und entgegen seiner Gewohnheit ist er diesmal auch nicht wieder nach einem Tag auf den Beinen, aber ich hoffe natürlich sehr, dass er uns auch diesmal wieder überraschen und sich völlig berappeln wird.
Aber von vorn. Unsa Alfred hatte das letzte halbe Jahr die Zeit seines Lebens. Er war fit, seine Lunge frei (leider nur dank Cortison, aber immerhin) und in ganz seltenen Momenten kam der kleine Grätzbeutel sogar zum Kuscheln zu uns. (Beweis im Anhang)
Das Elfenabenteuer mitsamt den anderen Grauschnauzen hat er prima bewältigt und auch dort keinen Artgenossen angefressen. Nur einmal hat er die Schnute in Falten gelegt, als er schon vor Erledigung der letzten Aufgabe zufällig den Schatz entdeckt hat und den dann vor den anderen Teilnehmern verteidigen wollte. Als er ihn dann später heben durfte, ging er mehrmals zielstrebig dran vorbei, ganz blöd ist er ja nicht. Schließlich waren da alle Blicke auf ihn gerichtet und er hatte offensichtlich beschlossen, den zu vernichten, wenn es keiner mitbekommt.
Fotos muss ich mir noch von Gudrun besorgen, bin noch nicht dazu gekommen.
Und während das Leben mit und durch unsa Alfred gerade so richtig entspannend erschien, haut es ihn ganz plötzlich von den Pfoten. Um 19 Uhr ist er noch durch die Wohnung getrampelt, um 21 Uhr lag er nur noch apathisch und schwer atmend auf der Decke. Tagsüber hatte er zwar Durchfall, aber das hat er ab und an mal und bei dem schwülen Wetter habe ich dem keine besondere Bedeutung beigemessen. Als er auf dem Weg in die Klinik aber auch noch anfing zu krampfen, hatte ich schon ein sehr schlechtes Gewissen, nicht sofort zum TA gegangen zu sein. Es ging ihm so schlecht, dass er sich weder gegen das Fiebermessen noch gegen das Röntgen wehrte, er hing nur noch schlapp in meinen Armen. Die TÄ meinte, sein Zustand wäre kritisch und er müsse auf jeden Fall stationär aufgenommen werden. Es fiel mir wirklich sehr schwer, ihn allein lassen zu müssen, denn schließlich habe ich ihn doch zu uns geholt, um ihm zu ersparen, dass er allein im Zwinger ist, wenn es ihm schlecht geht... aber ich musste einsehen, dass ich ihn so nicht mitnehmen konnte. Er kam gleich an den Tropf und als er nicht mal dagegen protestierte wusste ich, wie schlecht es ihm ging.
Wir durften ihn dann am nächsten Nachmittag GsD wieder abholen, nachdem er bei der Infusion am Mittag wieder seine Zähne präsentierte und der Versuch abgebrochen werden musste. Es war also wieder Leben in ihm, wenn wir auch leider bis jetzt noch nicht wirklich wissen, was ihn dermaßen aus der Bahn geworfen hat. Er ist auch bis jetzt noch nicht wieder der Alte. Er wurde Freitag noch geschallt, nachdem die Röntgenbilder keinen Hinweis auf Tumore oder Fremdkörper ergaben, und da wurde eine vergrößerte Bauchspeicheldrüse sowie ein entzündeter Enddarm festgestellt. Warum, wieso- keine Ahnung. Die TÄ vermutet, dass auch das Blutbild durch das Cortison keine verlässlichen Aussagen ergibt, denn dort waren wie vermutet schon wegen der Gabe erhöhte Leber und Entzündungswerte zu erkennen.
Wir tappen noch im Dunkeln, heute geht es ihm etwas besser. Zumindest empfinde ich das so, aber er ist ja ein Meister der Verdrängung. Auf jeden Fall können Daumendrücker nicht schaden, denn ich hätte schon gern recht bald meine kleine Kackbratze in vollster Entfaltung zurück, auch wenn ich nie gedacht hätte, dass mir seine empörten An- und Ausfälle so sehr fehlen würden.