Hallo vielen Dank für Eure netten Worte
@ mischlingsbande: wir würden Dich auch mal gerne kennenlernen. Wir müssen mal sehen wie sich Percy so gegenüber anderen Hunden so macht.
Wen es interessiert hier mal ein längerer Bericht über Percys Wesenstest, den wir ja direkt bei der Stafford-Shire-Hilfe machen konnten:
Der bestandene Test, den sowohl Hans als auch ich mit ihm durchführen mussten, führt dazu, dass wir Percy ohne Maulkorb führen dürfen. Andere Personen dürfen das nicht.
Und für die Leinenbefreiuung müssen wir dann noch mal einen Test machen. Doch dafür müssen wir Percy natürlich erst näher kennen lernen und mit ihm üben.
Wie ihr euch vorstellen könnt, alles nicht gerade billig: 150 € für den Verhaltenstest, 25 € für die Haltungserlaubnis durch die Stadt Dortmund und noch mal 25 € dafür, dass die Stadt Dortmund nach bestandenem Verhaltenstest die Maulkorbbefreiung ausstellt. Und die Leinenbefreiung kostet natürlich auch noch etwas. Von der erhöhten Hundesteuer mal ganz abgesehen.
Der erste Teil des Testes wurde auf der Straße und vor einem Einkaufszentrum durchgeführt. Der gesamte Test wurde per Videoaufnahme dokumentiert. Wie gesagt, alle Übungen mussten von uns beiden gezeigt werden.
Zuerst wurde seine Leinenführung beurteilt (dank Brustgeschirr kein Problem!).
Dann mussten wir mit Percy an einer Familie mit Kinderwagen locker vorbeigehen.
Dann wieder vorbeigehen, stehen bleiben und die Familie mit Handschlag begrüßen, Small Talk führen. Der Hund muss dabei freundlich und gelassen reagieren, darf nicht anspringen, keinerlei aggressives Verhalten zeigen (das gilt jetzt natürlich für alle folgenden Übungen).
Für Percy kein Problem.
Dann mussten wir ihn an einem anderen Rüden (entgegenkommend) an lockerer Leine (Abstand maximal 1 m) mehrfach vorbeiführen.
Dann wieder aneinander vorbeigehen und im geringen Abstand von einander absitzen.
Es war, als wüsste Percy ganz genau, um was es hier geht. Obwohl er völlig unsicher war, machte er die Übung ganz locker, tänzelte geradezu an dem Rüden vorbei und beschwichtigte, was das Zeug hielt.
Dann gingen wir vor ein Einkaufszentrum und stellten uns vor die abgestellten Einkaufswagen. Percy musste Sitz machen und ruhig bleiben, wenn Menschen an ihm vorbeigingen, mit den Einkaufswägen schepperten und, und. Erschwerend kam gleichzeitig noch hinzu, dass in einem kleinen Abstand ein anderer Rüde angebunden war.
Percy rührte sich nicht.
Dann mussten wir ihn vor dem Einkaufszentrum anbinden und ihn alleine lassen (er durfte uns nicht sehen). Auch dabei wurde er wieder mit diversen Reizen konfrontiert, durfte keine negativen Reaktionen zeigen, wenn sich ihm andere, unbekannte Menschen näherten.
Percy? Blieb ganz ruhig.
Als nächstes mussten wir ihn eng am Straßenrand einer stark befahrenen Strasse absitzen lassen. Autos, Motorräder, LKWs, Fahrräder fuhren eng an ihm vorbei.
Percy? Blieb brav sitzen, zeigte sich völlig ungerührt.
Dann mussten wir ihn an einem Auto vorbeiführen, dass dann stark zu hupen anfing, als wir auf der Höhe des Autos waren.
Ihr könnt es euch denken – Percy tat so, als wäre nichts gewesen.
Vorbeilaufende Jogger lösen auch kein Jagdverhalten bei ihm aus.
Und er ließ sich natürlich auch problemlos vom Prüfer (Amtsveterinär) anfassen: an Ohren, Fang, Gliedmaßen und Hals.
So, das war im Wesentlichen erst mal der „Straßenteil“ – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Der nächste Teil wurde auf dem Gelände seiner bisherigen Unterkunft absolviert. Jetzt mussten wir und unser Schatz uns mit sehr bedrohlichen Situationen auseinandersetzen:
Bei all diesen Bedrohungen musste Percy neben uns in „Sitz-Position“ bleiben, durfte also nicht weglaufen, nicht hochspringen. Sobald er aufstand, mussten wir ihn wieder in Sitzposition bringen. Diesen Teil des Testes würde meiner Meinung nach ein erheblicher Teil der anderen Hunde niemals bestehen, aber den armen Staffordshire Terriern, Bullterriern usw., die schon Jahre ihres Lebens im Tierheim verbracht haben, denen kann man das ja ruhig zumuten.
Die Bedrohungen im einzelnen:
Ein Mann kommt mit einem Knüppel in der Hand wild gestikulierend und um sich schlagend auf uns zu. Mit erhobenen Knüppel begrüßt er dann den Hundeführer lautstark mit Handschlag. Ich habe mich zunächst selbst so erschrocken, dass ich Percy nicht korrigiert habe, als er aufstand, um das Gegenüber zu beschwichtigen.
Beim zweiten Mal hat es dann geklappt, obwohl es mir in der Seele weh tat, ihn in dieser Situation auch noch so hart anzugehen.
Das gleiche dann noch mal, wobei der Mann mich auch noch anrempelt und ich fast umgefallen wäre. Ich habe mich aber nur noch auf Percy konzentriert und konnte ihn im Gehorsam halten.
Beim nächsten Durchgang wurden Plastikkanister vor unsere Füße geworfen und der Mann schlug mit großen Holzstöcken auf diese Kanister, so dass ein Riesen Krach entstand. Percy schaute zwar schon recht verzweifelt, aber er blieb auch weiterhin gehorsam.
Dann kam eine große, laute Menschenmenge direkt auf uns zu, umkreiste uns. Jeder einzelne begrüßte mich mit Handschlag. Percy wollte die Menschen freundlich begrüßen, wie er das immer tut, durfte er aber nicht. Also mussten wir die Übung wiederholen und ich musste ihn wieder reglementieren. Auch das klappte dann.
Als nächstes wurde direkt neben uns mit einer Schreckschusspistole geschossen. Das berührte unseren Schatz noch am wenigsten.
Es folgten noch gespielt betrunkene Personen, die direkt vor uns hinfielen und grölten und Personen in ungewöhnlicher, wallender Bekleidung und großen Hüten.
Dann wurde noch ein Regenschirm direkt vor Percys Nase mehrfach auf und zu gemacht.
Ich weiß nicht, ob ich noch etwas vergessen habe. Kann schon sein, denn ich war innerlich bestimmt noch aufgeregter als Percy. Nach außen hin – laut Hans – aber ziemlich ruhig und gelassen.
Das war es dann in wesentlichen Zügen. Es gibt an manchen Orten in NRW Tests, die noch viel heftiger sind für den Hund. Ich habe schon davon gehört, dass die Hunde gewürgt werden und sich dabei nicht wehren dürfen.
Der Veterinär in Berlin war sehr nett und hatte auch einen sehr guten Eindruck von unserem Percy.
Aber ihr könnt uns glauben, dass wir sehr froh sind, das erst mal hinter uns zu haben.
Bis zur nächsten Prüfung – die Leinenbefreiung ....
Petra
Also Percy: Grossartig , das würde nicht jeder Hund schaffen!
Ach ja und insgesamt sind wir dann wegen Percy über 3000 km gefahren, das heisst wir waren insgesamt innerhalb von ein paar Wochen dreimal bei der Stafford-Shire-Hilfe. Irgendwie hat man doch einen Nagel im Kopf!
liebe Grüsse