Moin,
Korrekt.
Aber das ist bei den TÄ doch nicht anders?
Meiner Erfahrung nach eben doch.
Ich kenne viele Tierärzte die prima aufklären aber eben bisher ohne Quatsch keinen einzigen Heilpraktiker, der aufklärt.
Zumal ich auch einen Unterschied zwischen "Nicht über alle Alternativen aufklären" und "ganz beinhart, strafbewährt Lügen" machen würde. Denn genau das ist es, wenn ein Heilpraktiker (oder sonst wer) Homöopathika, Bachblüten, Bioenergetische Haaranalysen oder Ähnliches verkauft und dem Halter gegenüber von "Naturheilkunde" spricht.
Ein Tierarzt, der mutwillig Falschaussagen macht bzw Patientenhalter bewusst im falschen Glauben lässt ist für mich ebenso unseriös wie jeder andere, der so was tut.
Kaum einer klärt seine Kundschaft darüber auf das zB AB auch gewünschte und überlebenswichtige Biotica zerstört.
Oder was bei Cortison im Körper wirklich passiert und was das für Nebenwirkungen hat.
Oder welche Impfungen sinnvoll sind, welche nicht (zB weil sie nur gegen einen Erregerstamm impfen, es aber sehr viel mehr gibt). Oder was eine Aktivimpfung ist und was diese für Risiken mit sich bringt.
Oder das Wurmkuren nicht nur Würmer töten.
Und warum Spot- Ons Flöhe und Zecken töten.
Auf all diese "Warumfragen" passt die gleiche Antwort:
"Weil leider für die überwiegende Mehrzahl der Tierhalter ein Tierarzt nur dann gut ist, wenn er billig ist."
Konkret heißt das, dass man nicht nur den Geldbeutel entlasten will, sondern auch auf der Hundewiese und beim Kaffeekränzchen die Medaille "Mein Tierarzt kostet am wenigsten." gewinnen will.
Jeder mir bekannte TA würde liebend gerne bei jeder AB-Gabe entweder eine Tupferprobe nehmen und das Antibiogramm abwarten oder in Akutfällen eine Tupferprobe nehmen, das AB aussuchen von dem er am ehesten glaubt, dass Verträglichkeit und Wirksamkeit stimmen und dem Tierhalter sagen "Sollte beim Antibiogramm was anderes raus kommen ruf ich nochmal an."
Jeder mir bekannte TA würde sich freuen, wenn ein Tierhalter bei einer AB-Therapie ein Mittel mit nähme mit dem man die Darmflora unterstützen kann.
Jeder mir bekannte TA würde gerne auf die Gabe von Cortison verzichten, solange es sich nicht um Notfall-/Akutbehandlungen oder Krankheiten, die auf andere Medikamente bzw Methoden nicht ansprechen geht und stattdessen lieber ordentliche Diagnostik betreiben oder Medikamente, die Cortison mitunter ersetzen können durchprobieren.
Jeder mir bekannte TA untersucht bei Leuten, die eh nur bei massivem Befall entwurmen möchten liebend gern eine Kotprobe, ebenso wie mir kein TA bekannt ist, der nicht liebend gern ausführlich darüber beraten würde, wie man eine gute Zeckenprophylaxe gestalten könnte.
Ebenso hat ein TA keinen Grund nicht zu einer Titerbestimmung und einem individuellen Impfplan zu raten. Außer eben dem, dass er dann Kunden verliert.
Tjo, was spricht dagegen? In jedem dieser Fälle kann dem Tier besser und gezielter geholfen werden und der TA würde (zum Teil erheblich) mehr verdienen.
Der einzige Grund für das "warum" bei diesen Sachen ist der, das man als TA jedes mal, wenn man eine Diagnose bzw Behandlung anbietet, die über das Minimum hinausgeht riskiert allein deswegen als Abzocker dazustehen und Kunden zu verlieren.
Da fragt dann nämlich der Kunde:
"Warum ein Antibiogramm? der Hund von meiner Bekannten hatte das Gleiche und der TA hat einfach nen AB gegeben!"
"Warum was für die Darmflora? Der Hund meiner Freundin kriegt auch AB und kriegt gar nichts dazu!"
"Ich kann also den Allergietest für 100 Euro machen um dann zu überlegen wie man gegen welche spezielle Allergie vorgehen kann oder für 8 Euro ne 100er Packung Cortisontabletten mitnehmen?"
"Ich kann also bei dem so schön billigen Pred bleiben oder ein Heidengeld für Atopica ausgeben, nur weil es weniger Nebenwirkungen hat als Cortison?"
"Ich soll also ca das Gleiche wie für eine Wurmkur für eine Kotuntersuchung zahlen damit ich wenn Würmer da sind doppelte Kosten habe? Also der Hund meiner Nachbarin kriegt einfach alle N-Monate eine Wurmkur und hatte noch nie Probleme!"
"Ich soll nun also eine Titerbestimmung zahlen, die fast soviel/mehr (je nach Anzahl der Titer) kostet als die Impfung und wenn der zu niedrig ist hab ich die Kosten für die Impfung trotzdem?
bzw
"Also dann ist es gar nicht billiger, wenn ich jeweils nur gegen das Impfen lasse, was er braucht? und wenn ich die Impfungen verteile, damit er nicht alle auf einmal kriegt wirds sogar teurer? Also der Hund meines Opas wird einfach jedes Jahr geimpft und hatte nie Probleme!"
So schaut der traurige Praxisalltag aus... Tierhalter, die auch noch "Die bestmögliche Behandlung wollen" wenn sie teurer ist als das Minimum sind nicht so oft.
Und "Aufklärung" ist meistens nur dann gefragt, wenn es was zu sparen gibt. Ansonsten gehts ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus. Im Bestfall. Im Schlechteren wird man als Blutsauger und Abzocker beschimpft.
Und da Fraukie "unseriös" mit "nicht erklären" gleichgesetzt hat...fand ich das hier gut anwendbar.
Na bedingt.
Nicht aufklären, dass es bessere Möglichkeiten gäbe, an denen man sogar noch deutlich mehr verdienen würde, weil man zu Recht zu befürchten hat, dass der Kunde einem eh nur vorwirft, man wolle ihm das Geld aus der Tasche ziehen, sehe ich als etwas völlig anderes an als zu behaupten man verkaufe Medikamente und dann Globuli abzugeben.
Das heißt nicht, dass ich TÄs grundsätzlich als seriös und THP als grundsätzlich unseriös bezeichne.
Ich rede hier von Tierhaltern, die auf mein Bitten mir mal zu zeigen was sie beim THP bekommen haben (wenn es wirklich Phytotherapeutika sind muss man ja erörtern warum es nicht wirkt) abgepackte Globulis in Tütchen aus der Tasche ziehen auf denen steht "Mittel XY gegen Durchfall", "Mittel sowieso gegen Epilepsie", "Kügelchen Z gegen Schmerzen" usw.
DAS ist nicht nur unseriös, das ist gesetzwidrig.
Das kann man natürlich auch genauso beim TA bekommen (und das ist genauso falsch), aber es ist doch was Anderes als nicht darauf hinzuweisen, dass es auch besser/teurer geht.
Wenn mir Kunden erzählen, dass der HP sie gar nicht darüber aufgeklärt hat, dass Homöopathie keine Pflanzenheilkunde ist oder das ihnen gar eine Heilung versprochen wurde, dann genieße ich diese Auskunft stets mit Vorsicht (ich wünschte mir das täten Heilpraktiker denen böse Geschichten über Tierärzte zugetragen werden auch). Denn auch aus den Berichten die manch Tierhalter beim TA abgibt weiß ich nur zu gut, dass es auch Tierhalter gibt, die dazu neigen das zu hören und zu verstehen, was sie verstehen wollen. Im Bestfall. Im deutlich unschöneren Fällen schrecken enttäuschte Tierhalter auch nicht davor zurück TA gegen TA, TA gegen THP, THP gegen TA und vermutlich (auch wenn ichs noch nie erlebt hab) THP gegen THP aus zuspielen indem kleine Details in der Geschichte angepasst werden.
Von daher würde ich (außer ich kenne den Berichterstatter wirklich gut und weiß, dass ich seinem Wort trauen kann) allein aufgrund der Aussage eines Tierhalters keinen THP (und keinen TA) als "unseriös" einstufen.
Aber wenn das Tütchen vor mir liegt
und die Tierhalter aus allen Wolken fallen, wenn ich erkläre was Homöopathie ist, dann bin ich mir sicher.
"Unseriös" ist hier übrigens das Vorgehen, also die fehlende Aufklärung darüber, dass man keine Wirkung zusagen darf und warum nicht.
Das ist nicht an den THP gebunden, sondern gibt es auch bei Tierärzten.
Das Verschweigen davon, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirkung gibt ist einfach unseriös und die Behauptung "Das wirkt gegen xy." sogar verboten.
Das wird nicht besser, wenn es ein TA macht, sondern aus meiner Sicht eher schlimmer.
Also wer dem Kunden Anwendungen oder Mittelchen verkauft ohne zu erwähnen, dass es wissenschaftlich keinen Beweis für eine Wirkung gibt oder gar behauptet "Diagnostiziert dies und jenes" bzw. "Wirkt gegen das und welches." Ist egal, dass ist beim TA ebenso unseriös wie beim THP oder beim Apotheker.
Ich persönlich hab es eben bei THPs am Häufigsten erlebt.
lg
Fraukie