Frustrationstoleranz

MissesPinkman

Huhu ihr Lieben,

ich bin neu hier und auf der Suche nach Tipps;
Anfang März habe ich zu meiner Ersthündin einen 6 Jahre alten Rüden (kastriert) dazugeholt, er kommt aus einer 3-köpfigen, jungen Familie.
Die sagten mir schon, dass er "sehr viel Aufmerksamkeit" benötigt und auch mal mit vom Tisch essen durfte. Das vom Tisch essen gibts bei mir aber definitiv nicht.
Nun gestaltet sich folgendes Problem: er hat dort immer alles sofort bekommen - wollte er etwas, bekam er es sofort. Alles drehte sich um ihn. Das ist an sich ja nichts schlimmes, aber dadurch ist seine Frustrationsgrenze gleich Null.
Beispiel:
Wir gehen gassi und er durfte bei den Vorbesitzern auch an der Leine zu jedem anderen Hund. Ich möchte das aber nicht, Kontakt an der Leine ist bei mir tabu, auf bedrängen steht meine Hündin nämlich gar nicht.
Das passt Balu, dem Neuzugang, gar nicht. Es hat angefangen mit piensen oder er legt sich einfach hin und läuft nicht mehr weiter. Wie ein bockiges Kind :p
Leider ist das ganze etwas ausgeartet, sobald er einen anderen Hund sieht, egal aus welcher Entfernung, verfällt er sofort ins fixieren und fängt an zu bellen. Aus der Situation kriegt man ihn kaum raus und da hilft auch kein umdrehen und woanders hinlaufen, Leckerlie oder Spielzeug. Erst wenn er zu dem Hund darf, ist wieder Ruhe (das habe ich einmal getestet).

Eine andere Situation: Ich habe noch was auf dem Teller, bin satt. Er sieht das und fängt sofort an zu piensen, geht dann über ins bellen, wenn er es nicht bekommt.
Ignorieren bringt leider nichts, da er nicht aufhört, auch wenn er mit der Bellerei bei mir noch nie Erfolg hatte.

Wie schaffe ich es, seine Frustrationstoleranz zu erhöhen ohne die Nerven des Vermieters weiter zu strapazieren? (Mit alleinbleiben hat er beispielsweise kein Problem)

Liebe Grüße
 
  • 26. April 2024
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Hi MissesPinkman ... hast du hier schon mal geguckt?
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Guten Morgen,

leider fehlen wichtige Informationen, um wirklich raten zu können:
- Rasse (Hundetyp/Temperament/Wesen, Gewichtsklasse)?
- Was machst Du mit dem Hund (außer Gassi)
- Hat er überhaupt je Ausbildung/Erziehung genossen? usw...

Bei Deinen Schilderungen fällt mir auf, dass Du "Ignorieren" und "mit Spielzeug/Leckerchen ablenken" ausprobiert hast, aber nichts davon schreibst, ob/wie Du dem Hund überhaupt vermittelt hast, was genau unerwünscht ist und was er statt dessen zu tun hat.

Zum Spielzeug/Leckerchen: Je nachdem, wie die "Wertigkeiten" des Hundes liegen, kann es sein, dass Du entweder das unerwünschte Verhalten durch falsches Timing oder Handling noch weiter bestätigst oder aber der Hund darauf nicht anspricht, weil es ihm schlichtweg in dem Moment nicht wichtig ist. Das müsste jemand live sehen. Außerdem: Ein Hund, der nie das Spielen mit dem HF oder Arbeiten für Futter gelernt hat, wird natürlich sowieso nicht reagieren!

Zum Ignorieren: Ich halte von der heute modernen Ignoriererei unerwünschten Verhaltens weder bei Hunden noch bei Kindern etwas. Statt dessen bin ich der Meinung, dass eine klare Rückmeldung notwendig ist, dass ein Verhalten unerwünscht ist und was ich statt dessen erwarte. Kleinigkeiten kann man sicherlich ignorieren, massives Fehlverhalten allerdings wird so nicht verschwinden.

Ansonsten: Frustrationstoleranz und Impulskontrolle steigern sich mit vernünftiger Erziehung, Ausbildung und vor allem geistiger Auslastung meist automatisch. Was machst Du denn mit dem Hund? Wie ist sein Ausbildungsstand? Ich bringe meinen Hunden relativ früh in der Ausbildung bei, dass sie beim Arbeiten fordern dürfen und sollen (zum Spannungsaufbau und für das Gefühl, mich "auslösen" zu können - sprengt hier den Rahmen), im Haus oder beim entspannten Gassi allerdings nicht. Dazu braucht es aber eben einen gewissen Ausbildungsstand, um den Hund an und abschalten zu können. Ohne das Ventil regelmäßiger Arbeit und Auslastung sowie erlerntem Gehorsam hätte ich hier aber wahre Terroristen!

Wie sieht denn die Bindung zu Dir aus? Machst Du viel mit Deinen Hunden auch einzeln? Ein Hund, für den es das Größte ist, mit Dir zu arbeiten, wird weniger die Tendenz zeigen, zu anderen Hunden hin zu zerren. Es ist also eine Frage der Prioritäten des Hundes, die der HF allerdings beeinflussen kann.
Ohne Grundgehorsam, Spaß an der Zusammenarbeit und Bindung sowie Führung wirst Du jedenfalls nur schwer an der Frustrationstoleranz arbeiten können.

Auch aversive Methoden werden nichts bringen, wenn der Hund Dich insgesamt als hinderliche, langweilige Spaßbremse sieht und Du darüber hinaus eventuell nicht weißt, wie Du die Einwirkung auflösen und den Hund aus dem mentalen Loch wieder heraus holen kannst.

Das "stur hinlegen" ist übrigens je nach Gewichtsklasse des Hundes ein echtes Problem, wenn er das erstmal raus hat. Meine Hunde sind dafür nicht der Typ, täten sie es aber, würde ich:
- Nicht nach dem Hund umsehen oder anhalten
- Lange Leine (für mehr Spielraum) und Halsband drauf, Schleppleine o.ä. in Schlaufen in der Hand, so dass ich diese erstmal durch die Hand laufen lassen kann.
- Selbst stur weiter marschieren und am Ende des Leinenspielraums (in dem er die Chance hat, auf meinen Ruf hin aufzuschließen) den Hund dann unerbittlich mit zerren. Bekommst Du das nicht weg, hast Du ein echtes Problem, denn es kann eventuell wichtig sein, den Hund zügig weiter zu führen (z.B. Straßenverkehr, aggressiver Artgenosse).
- Generell dam Hund beibringen: Leine lang und Freigabe: Er darf nach Herzenslust schnüffeln / Leine kurz: Es wird vernünftig mitgelaufen und nicht irgendwo hin gezerrt.

Sollte der Hund unterfordert und gelangweilt sein, wird alles Einschränken (Stichwort Triebstau) das Problem nur verstärken. Da müsstest Du jetzt selbst einmal überprüfen, wie es bei Dir mit sinnvollem, für den Hund spaßig-interessantemTraining aussieht? Handelt es sich z.B. um einen Gebrauchshunde-Typ, ist es mit Gassi und ein wenig spielen lange nicht getan.

Viel Erfolg!
 
  • 26. April 2024
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Mein Benny ist auch so ein echter Chaoshund... 



Habt ihr es schon mit einer Hundeschule probiert? In zwei Hundeschulen haben wir seine Macken nicht in den Griff bekommen. Wir haben es dann letztlich mit einem Online Hundetraining von einer Hundetrainerin geschafft. Deutlich günstiger als die Hundeschule vor Ort ist es auch noch gewesen!

Hier der Link zu ihrer Seite! 
Möchte ich jedem Hundehalter ans Herz legen, der sich offen eingestehen kann, dass er seinen liebsten Vierbeiner eben doch nicht immer wie gewünscht im Griff hat.

Melde dich doch mal zurück, ob sie dir auch helfen konnte! 

LG Meike mit Benny
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Triffst du dich mit anderen Besitzern zum Hundespielen?
Wie läuft es da ab?

Ich würde auf jedenfall ne hundeschule suchen.
Da kann man unter test-Bedingung sachen versuchen.
 
Wenn du erst mal dort, wo ihr wahrscheinlich auf andere Hunde treffen werdet, nur mit Balu Gassi gehst, dich auf ihn konzentrierst und bereits in dem Moment, wo das fixieren beginnt, den Abbruch des Verhaltens versuchst? So, dass er mit dir kommuniziert und sich gar nicht erst so aufregt oder noch schlimmer sich hinlegt und liegen bleibt, (Ich habe einen Hund, den könnte man über größere strecken ziehen, ohne das er zeigen würde, dass ihn das nervt. Deshalb sind allgemeine Tipps auch schwierig, Jeder Hund ist halt anders.)
Und wenn das klappt, solltet ihr euch erst mal dem anderen Hund nicht weiter nähen.
Wenn ihr das hin bekommt, nach und nach die Distanz zu anderen Hunden verringern.
Dazu wird aber Beziehung und Bindung schon einigermaßen stimmen müssen, was wir hier nicht beurteilen können. Du schreibst ja selbst, da hilft kein Spielzeug oder Leckerli, du mußt es drüber hinbekommen.

Er ist jetzt 1/2 Jahr bei Euch und das Verhalten ist immernoch so.
Die Hilfe eines fachkundigen Hundetrainers wäre sicher der beste Weg.
 
Danke schonmal für die ganzen Antworten.

Als er zu mir kam, konnte er eigentlich nichts, abgesehen von alleine bleiben (mit Ersthündin) und Sitz.
Er ist ein Mischling, auf jeden Fall Goldie mit drin.
Ich widme mich jeden Tag auch jedem Hund einzeln. Futter erarbeiten sie sich, zB indem wir eben Grundgehorsamsübungen machen oder Suchspiele. Entweder zusammen oder eben getrennt voneinander, damit keiner zu kurz kommt.
Im Wald versuche ich auch so interesant wie möglich zu sein, beispielsweise verstecke ich seinen Lieblingsball und zusammen gehen wir den Ball dann "suchen".
Ob er bei den Vorbesitzern eine wirkliche Erziehung genossen hat...das weiß ich nicht. Fuß bzw an lockerer Leine laufen habe ich ihm in der Zeit nun beigebracht, denn wenn er sich erstmal richtig reinhängt, kann ich ihn sonst nicht mehr halten.

Meine Ersthündin war auch eine schreckliche Leinenpöblerin... Mittlerweile ist sie super ruhig, sie schaut, aber kläfft nicht. Keine Ahnung, wie ich das gemacht habe :D

Ich habe vom Prinzip der "Ampel" mit einem roten, gelben und grünen Bereich gelesen und denke, dass mir das helfen könnte. Leider ist er eben schon auf 180, wenn er einen anderen Hund riecht, dazu muss er ihn nicht mal sehen. Ich wohne relativ abgelegen, hier mal jemanden mit Hund zu treffen ist reine Glückssache, es ist also sehr schwer, das zu üben.

Im Freilauf mit anderen Hunden oder Hunden die er kennt, an der Leine ist das dann kein Problem. Es sind nur fremde Hunde die angeleint sind.


Das mit dem hinlegen macht er nicht mehr, ich bin eben einfach energisch weitergelaufen.

Um ihm zu zeigen, dass ich etwas nicht möchte gebe ich ein deutliches Abbruchsignal, bei uns "stop". Funktioniert in jeglichen Situationen - nur beim Gassi gehen, wenn andere Hunde in der Nähe sind, nicht. Bei oben genannter Situation mit dem Teller klappt das auch. Ich habe es auch damit versucht ihn absitzen zu lassen. Er setzt sich zwar, dadurch staut sich das ganze aber noch mehr an, sodass ich denke, wenn er läuft, kann er doch etwas besser damit umgehen.
 
  • 26. April 2024
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Dann seid ihr doch auf einem sehr guten Weg.
Entweder du vertraust darauf, dass du es, wenn ihr so weiter macht,auch hinbekommst, ihm die Aufregung in dieser Situation zu nehmen und einfach weiter zu gehen oder ihr geht zielgerichtet Hundebegegnungen üben. In einer Hundeschule oder bei einem LAKOKO-Trainer z.B.

(Bild lädt mein Rechner leider nicht hoch. Evtl. hier einstellen?)
 
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