Josi
20 Jahre Mitglied
Ende Juni 1989, ich hatte gerade noch eine Woche Urlaub, und hatte für meinen Freund etwas erledigt. Ich stand mit dem Auto bei der Ampel, guckte der Straße entlang und da lief ein schwarzer Junghund, guckte verloren aus der Wäsche, überquerte hinter einem Radfahrer die Straße - ich dachte noch, ach dann gehören die bestimmt zusammen.
Gehörten sie nicht, als ich in die Straße einbog, war der Kleine dort. Angehalten, wollte vorsichtig aussteigen, um ihn zu fragen, wo er hingehört... Ganz zum Aussteigen bin ich nicht mehr gekommen - es saß auf einmal ein Hund auf meinem Schoß. Und dort ist er eigentlich auch geblieben.
Er verstand sich auf Anhieb mit meinem Freund, und hat sich nie wieder zu fremden Leuten in fremde Autos gesetzt
.
Wir wollten eh in ein kleines Häuschen ziehen, mein Freund hatte schon gesagt, dann können wir uns ja auch einen Hund holen. Und dann war der Hund da, etwas früher als geplant. Ich den Kleinen auf den Arm genommen, ihn ermahnt, unschuldig zu gucken, meinen damaligen Vermietern den Hund gezeigt, gesagt, daß ich ihn gefunden hätte und daß er ja bestimmt bald vom Besitzer abgeholt wird. Und Blut und Wasser geschwitzt, jedesmal, wenn das Telefon schellte. Aber keiner wollte ihn zurückhaben...
Ein Hund, wie es sie nur selten gibt, mit 3 Monaten, älter war der Junge nicht, vollständiges Milchgebiß, fast stubenrein, nur einmal einen Schuh zernagt, schlief die Nacht durch (wenn auch in Bett
), unkompliziert bei den Schwiegereltern zu parken, wenn ich arbeiten war, hörte, ohne daß es ihm beigebracht wurde, keilte sich nicht mit anderen Hunden, lief nachher super mit dem Pferd mit, keine Spur von Jagdtrieb, verstand sich mit kleinen Kindern (später ohne Leine mit in den Kiga), wußte eigentlich kaum noch, was eine Leine ist.
Ja gut, ein Makel hatte mein kleiner großer Mann: er liebte die Weiber - und sie ihn. Wenn sie heiß waren, dann war er auf einmal, ohne fiepsen, ohne Voranmeldung, ein Stündchen weg, und unauffindbar, sogar wenn ich eigentlich wußte, wo er sich eigentlich aufhalten müßte. Es hat schon filmreife Szenen gegeben: Haben sie einen kleinen schwarzen Hund gesehen? Ja, der lief in die Richtung.... Josi hinterher...
Da es mir aufgrund der tollen Mitbenutzer dieses Grundstücks und meines Nachbarn nicht gelang, das Grundstück hundesicher einzuzäunen, hat ihm diese Vorliebe seine Männlichkeit gekostet, was ich mir selbst eigentlich noch immer nicht verziehen habe. Aber es war zu gefährlich, das Verkehrsaufkommen wird immer stärker, und er war zu erfolgreich. Und die Leute immer behaupten, daß sie ihre heiße Hündin nur mal 5 Min. in den Garten gelassen haben
.
An der Aufzucht meiner Kinder hat er sich liebevoll beteiligt, das Kaninchen konnte frei durch den Garten hoppeln und er blieb liegen. Ein Anblick für die Götter, das schwarze Kaninchen hoppelt auf den schwarzen Hund zu, er schnuppert dran, Kaninchen hoppelt weiter.
Charlie war schon ein Hund, wie es ihn selten gibt, manche Leute nannten ihn schon meinen Erstgeborenen.
Nach der Kastration wurde er irgendwie anders, nicht mehr so auf mich fixiert, sondern aufs Futter, entwickelte ein Revierverhalten, was er sonst nicht kannte.
Und allmählich wurde er älter, ca. in den letzten 5 Jahren seines Lebens kamen so ungefähr 5 epileptische Anfälle dazu, Blutuntersuchung ergab nichts. Es hätten auch Kreislaufprobleme gewesen sein können, nach dem Anfall war ja nichts mehr feststellbar.
Und dann bekam er einen Knubbel unter dem Bauch. Und der wuchs, und wuchs. Wir haben ihn ca. 3 Monate beobachtet, und er wurde zusehend größer. Es war klar, daß er rausmußte, sonst hätte er ja Schmerzen bereitet, sogar wenn er nicht bösartig gewesen wäre.
Am 27.03.1999 wurde er operiert. Ich habe gewartet, um ihn hinterher wieder mitzunehmen. Die OP ist gut verlaufen, der Tumor war bereits handtellergroß, wovon der größte Teil im Bauchinnenraum. Er wurde allmählich wach und wir gaben ihn zu mir ins Auto. Und dann kam ein epileptischer Anfall, wie ich ihn bis dahin nicht gesehen habe. Sofort wieder in die Praxis, die TÄ hat etwas gespritzt, er reagierte nicht, bis zur Höchstdosis nachgespritzt, es kamen aber immer wieder Anfälle. Meinen Mann und meinen Bruder angerufen, sie sollten sofort kommen. Die TÄ meinte, daß es ihm in seiner gewohnten Umgebung, in absoluter Ruhe, evt. besser ginge. Das stimmte auch. Und Medikamente konnten wir ihm ja nicht mehr geben, er war ja schon an der Höchstdosis.
Ich habe neben ihm gesessen, geredet, gemerkt, daß ich ihn mit leisen, tiefen Tönen auch aus beginnenden Anfällen rausgeredet bekam, die Intervalle zwischen den Anfällen wurden immer länger, und ich Idiot, ich dachte, daß es wieder wird, daß wir es hinkriegen. Der TÄ zwischendurch immer wieder Bericht erstattet, ich schätze, sie hoffte, daß ich recht hatte, aber ganz glauben konnte sie es nicht. Aber die Intervalle zwischen den Anfällen wurden immer länger - und dann kam ein Anfall, wie ich ihn nie wieder sehen möchte, mein Kleiner hat so einen ganz merkwürdigen Schrei gegeben, alles von sich gegeben, was da war... TÄ angerufen, aber als sie kam, war der Kampf eigentlich schon vorbei, er hatte aufgegeben und ich dämliche Kuh, die ihm jedenfalls diesen Nachmittag hätte ersparen können, ich habe es nicht sehen wollen, ich war zu blöd um zu verstehen, daß dieser Kampf nicht zu gewinnen war. Ich habe meinen so heißgeliebten Charlie dazu gezwungen, bis zuletzt zu kämpfen, obwohl er gar kein Kämpfer war. Man sagt, daß man von den Anfällen nichts mitbekommt und ich hoffe und bete, daß es so ist.
Es ist am 27.03.2002 drei Jahre her, mir läuft die Brühe jetzt wieder übers Gesicht, für meinen Charlie ändert das nichts... Die Kamelien auf seinem Grab blühen wunderschön. Viel später habe ich erfahren, daß seine beste Freundin ein Tag vor ihm gestorben ist.
Ich habe zwei wunderschöne, völlig verrückte, liebe Hunde - aber sie sind nicht mein Junge, mein Erstgeborener. So einen gibt es nur einmal.
Josi mit Anhang
Gehörten sie nicht, als ich in die Straße einbog, war der Kleine dort. Angehalten, wollte vorsichtig aussteigen, um ihn zu fragen, wo er hingehört... Ganz zum Aussteigen bin ich nicht mehr gekommen - es saß auf einmal ein Hund auf meinem Schoß. Und dort ist er eigentlich auch geblieben.
Er verstand sich auf Anhieb mit meinem Freund, und hat sich nie wieder zu fremden Leuten in fremde Autos gesetzt
Wir wollten eh in ein kleines Häuschen ziehen, mein Freund hatte schon gesagt, dann können wir uns ja auch einen Hund holen. Und dann war der Hund da, etwas früher als geplant. Ich den Kleinen auf den Arm genommen, ihn ermahnt, unschuldig zu gucken, meinen damaligen Vermietern den Hund gezeigt, gesagt, daß ich ihn gefunden hätte und daß er ja bestimmt bald vom Besitzer abgeholt wird. Und Blut und Wasser geschwitzt, jedesmal, wenn das Telefon schellte. Aber keiner wollte ihn zurückhaben...
Ein Hund, wie es sie nur selten gibt, mit 3 Monaten, älter war der Junge nicht, vollständiges Milchgebiß, fast stubenrein, nur einmal einen Schuh zernagt, schlief die Nacht durch (wenn auch in Bett
Ja gut, ein Makel hatte mein kleiner großer Mann: er liebte die Weiber - und sie ihn. Wenn sie heiß waren, dann war er auf einmal, ohne fiepsen, ohne Voranmeldung, ein Stündchen weg, und unauffindbar, sogar wenn ich eigentlich wußte, wo er sich eigentlich aufhalten müßte. Es hat schon filmreife Szenen gegeben: Haben sie einen kleinen schwarzen Hund gesehen? Ja, der lief in die Richtung.... Josi hinterher...
Da es mir aufgrund der tollen Mitbenutzer dieses Grundstücks und meines Nachbarn nicht gelang, das Grundstück hundesicher einzuzäunen, hat ihm diese Vorliebe seine Männlichkeit gekostet, was ich mir selbst eigentlich noch immer nicht verziehen habe. Aber es war zu gefährlich, das Verkehrsaufkommen wird immer stärker, und er war zu erfolgreich. Und die Leute immer behaupten, daß sie ihre heiße Hündin nur mal 5 Min. in den Garten gelassen haben
An der Aufzucht meiner Kinder hat er sich liebevoll beteiligt, das Kaninchen konnte frei durch den Garten hoppeln und er blieb liegen. Ein Anblick für die Götter, das schwarze Kaninchen hoppelt auf den schwarzen Hund zu, er schnuppert dran, Kaninchen hoppelt weiter.
Charlie war schon ein Hund, wie es ihn selten gibt, manche Leute nannten ihn schon meinen Erstgeborenen.
Nach der Kastration wurde er irgendwie anders, nicht mehr so auf mich fixiert, sondern aufs Futter, entwickelte ein Revierverhalten, was er sonst nicht kannte.
Und allmählich wurde er älter, ca. in den letzten 5 Jahren seines Lebens kamen so ungefähr 5 epileptische Anfälle dazu, Blutuntersuchung ergab nichts. Es hätten auch Kreislaufprobleme gewesen sein können, nach dem Anfall war ja nichts mehr feststellbar.
Und dann bekam er einen Knubbel unter dem Bauch. Und der wuchs, und wuchs. Wir haben ihn ca. 3 Monate beobachtet, und er wurde zusehend größer. Es war klar, daß er rausmußte, sonst hätte er ja Schmerzen bereitet, sogar wenn er nicht bösartig gewesen wäre.
Am 27.03.1999 wurde er operiert. Ich habe gewartet, um ihn hinterher wieder mitzunehmen. Die OP ist gut verlaufen, der Tumor war bereits handtellergroß, wovon der größte Teil im Bauchinnenraum. Er wurde allmählich wach und wir gaben ihn zu mir ins Auto. Und dann kam ein epileptischer Anfall, wie ich ihn bis dahin nicht gesehen habe. Sofort wieder in die Praxis, die TÄ hat etwas gespritzt, er reagierte nicht, bis zur Höchstdosis nachgespritzt, es kamen aber immer wieder Anfälle. Meinen Mann und meinen Bruder angerufen, sie sollten sofort kommen. Die TÄ meinte, daß es ihm in seiner gewohnten Umgebung, in absoluter Ruhe, evt. besser ginge. Das stimmte auch. Und Medikamente konnten wir ihm ja nicht mehr geben, er war ja schon an der Höchstdosis.
Ich habe neben ihm gesessen, geredet, gemerkt, daß ich ihn mit leisen, tiefen Tönen auch aus beginnenden Anfällen rausgeredet bekam, die Intervalle zwischen den Anfällen wurden immer länger, und ich Idiot, ich dachte, daß es wieder wird, daß wir es hinkriegen. Der TÄ zwischendurch immer wieder Bericht erstattet, ich schätze, sie hoffte, daß ich recht hatte, aber ganz glauben konnte sie es nicht. Aber die Intervalle zwischen den Anfällen wurden immer länger - und dann kam ein Anfall, wie ich ihn nie wieder sehen möchte, mein Kleiner hat so einen ganz merkwürdigen Schrei gegeben, alles von sich gegeben, was da war... TÄ angerufen, aber als sie kam, war der Kampf eigentlich schon vorbei, er hatte aufgegeben und ich dämliche Kuh, die ihm jedenfalls diesen Nachmittag hätte ersparen können, ich habe es nicht sehen wollen, ich war zu blöd um zu verstehen, daß dieser Kampf nicht zu gewinnen war. Ich habe meinen so heißgeliebten Charlie dazu gezwungen, bis zuletzt zu kämpfen, obwohl er gar kein Kämpfer war. Man sagt, daß man von den Anfällen nichts mitbekommt und ich hoffe und bete, daß es so ist.
Es ist am 27.03.2002 drei Jahre her, mir läuft die Brühe jetzt wieder übers Gesicht, für meinen Charlie ändert das nichts... Die Kamelien auf seinem Grab blühen wunderschön. Viel später habe ich erfahren, daß seine beste Freundin ein Tag vor ihm gestorben ist.
Ich habe zwei wunderschöne, völlig verrückte, liebe Hunde - aber sie sind nicht mein Junge, mein Erstgeborener. So einen gibt es nur einmal.
Josi mit Anhang