Es hat Jahre harten selbstdisziplinierten Trainings gebraucht, bis ich meine Spinnenphobie so weit in den Griff bekommen habe, dass ich nicht mehr bei jedem Anblick auch nur eines Fotos oder Buchtitels mit Spinnenabbildung eine Panikattacke bekomme.
Ich habe in einer Bibliothek gearbeitet, meine erste Begegnung beim Büchersortieren fürs Wiedereinstellen mit dem harmlosen "Was ist Was"-Kindersachbuch über Spinnen war für meine Kollegen sicherlich amüsant, für mich weniger... das Buch flog mit einem lauten Urschrei durch den halben Raum und ich stand kreidebleich, am ganzen Leibe zitternd und mit Herzrasen und Angstschweiß mit dem Rücken zur Wand und konnte mich einige Minuten lang nicht mehr bewegen, so geschockt war ich.
Es ist für mich immer noch ein Problem, wenn eine Spinne (egal ob life oder als Bild) plötzlich in mein Sichtfeld kommt, trotzdem habe ich mir diesen Thread Seite für Seite angesehen (und dabei die ein oder andere Panikattacke überstehen müssen, danke den Bildeinstellern...).
Ich kann in so einem Schreckmoment nicht bewusst denken oder handeln, das läuft dann instinktiv ab.
Mittlerweile kann ich mir aber (nach seelisch-moralischer Vorbereitung) sogar Spinnendokus im Fernsehen ansehen. Das mache ich auch relativ häufig. Und ich kann danach sogar für einige Stunden schlafen, unterbrochen von Alpträumen versteht sich. Man tut ja was man kann, um der Sache Herr zu werden.
Früher bin ich - sobald ich wieder bewegungsfähig war - einfach nur geflüchtet (ich hab schon mal 3 Wochen auf dem Sofa gepennt, weil im Schlafzimmer eine Spinne war und ich keinen hatte, der die weg gemacht hat). Mittlerweile kann ich eine (kleine) Hausspinne sogar mit einer Fliegenklatsche erledigen. Nur an Winkelspinnen traue ich mich nichtmal auf Schrubberlänge ran - die muss mein Mann killen. Der übrigens auch Schiss vor den lieben Tierchen hat.
Never, never, never ever könnte ich einer Spinne so nahe kommen, dass ich ein Glas drüber stülpen könnte um sie lebend raus zu bringen. So nahe traue ich mich nicht ran und ich mag die Dinger auch nicht anfassen, wenn da ein Glas zwischen ist, das ist mir definitiv zu nah.
Ja, ich habe eine Spinnenphobie und zwar eine ausgewachsene. Ja, ich arbeite dagegen an. Nein, ich mag keine Spinnen, werde sie nie mögen und mache sie auch platt (falls ich mich so nah an sie ran traue), wenn sie sich in meinem Umfeld aufhalten. Nein, ich habe deswegen kein schlechtes Gewissen. Aber ich kann dann wesentlich entspannter leben und viel besser schlafen, wenn ich weiß, dass das Monster tot ist als mit dem Wissen, dass das Monster wieder rein kommen könnte.
Gruß
tessa