Original geschrieben von UteS
@all
Ein Bekleidungslabel, welches sich in seinem Logo einer FRAKTURSCHRIFT bedient, muss sich schon gefallen lassen, dass manch einem Assoziationen über eine Verbindung zu rechtem und braunem Gedankengut kommen.
Wahrscheinlich wissen viele junge Leute nicht, dass gerade diese Schrifttypen von den Nazis für ihre Propagandazwecke als die "deutschen Schriften" missbraucht wurden.
setzen, 6. bzw zurueck unter deinen stein. die fraktura hat sich ueber mehrere jahrhunderte entwickelt. von der aehnlichkeit her kann man die gotischen minuskel (12. Jh.) als direkten vorlaeufer ansehen, waraus sich bis zum 16. Jh ueber textura, rotunda und schwabacher die fraktura entwickelt und bis mitte des 20. jh. im buchdruck eingesetzt wurde und das nicht nur in deutschland, sondern europaweit mit landesspezifischen abweichungen fuer ligaturen etc. parallel dazu wurden buecher auch in der humanistischen buchschrift (ab etwa dem 15. jh.), antiqua (ab etwa dem 15. jh.), grotesk und egyptienne (beide mitte/ende 19. jh.) gesetzt. auch hier wieder europa-/weltweit mit landesspezifischen anpassungen fuer ligaturen, akzente etc.
fraktura wurde bis mitte des 20. jh. im buchdruck genutzt und dann durch in den 1960er endgueltig durch die schlichte helvetica ersetzt, da die lettern fuer den druck hier weitaus billiger maschinell zu fertigen waren als die aufwendigen fraktura lettern. heute findet sich fraktura immer wieder (und oefter) in kalligraphien, auch in der heraldik wird die fraktura nie an bedeutung verlieren.
wenn es jemals eine "DEUTSCHE" schrift gegeben hat, dann war es sicher suetterlin, die von dem grafiker ludwig suetterlin entworfene SCHREIBschrift, die von 1915 bis ca 1940 an deutschen schulen gelehrt wurde.
nur weil ne handvoll deppen aus unwissenheit etwas auf ihre fahnen kritzeln heisst das nicht, dass sie wissen was sie tun. denn die fraktura wurde zugegebener maszen anfaenglich von den nationalsozialisten als 'arische' schrift gegenueber der 'nichtarischen' antiqua bevorzugt, dann jedoch als 'schwabacher judenlettern' verworfen und die benutzung fuer offizielle dokumente untersagt. antiqua wurde als bevorzugte schrift eingesetzt. dieser bruch wurde in einem rundschreiben an alle behoerden am 3. januar 1941 von martin bormann verkuendet und antiqua als deutsche normalschrift vorgeschrieben.
der streit um die 'deutsche' schrift geht viel weiter in die geschichte zurueck, naemlich aufs fruehe 18.jh.
der geneigte leser wird dazu viel lesenswertes im netz finden koennen.
also wie immer: wenn man keine ahnung hat....