Vorweg: Ich weiß, dass einige Leute hier meine Meinung dazu nicht teilen und ich kann gut damit leben, dass nicht alle konform gehen.
Ich bin absolut dafür, da diese Hunde sonst keine Chance haben.
Es sind meistens einfache, sozialverträgliche Tiere, die für die Interessenten eine "angenehme" Größe haben und von daher ratzfatz vermittelt sind.
Dieses Posting nehme ich mal als Einstieg. Midivi, du weißt doch selber wie das läuft, mit dem Aufnehmen von Auslandhunden in deutsche Tierheime. Ein Anruf: Könnt ihr was nehmen? Und dann die Beispiel-Antwort darauf, ja, 5 Stück, bitte alle nicht größer als 40 cm und nicht älter als 3 Jahre.
Es läuft wie eine Bestellung bei Mc Pommes, so muss ich das sagen. Ja klar, nicht überall, so ist das gar nicht, wohl nur deine persönlichen Erfahrungen, jaja, blubb. Jedenfalls läuft es
sehr oft so.
Und was kommt? 5 kleine junge Hunde, wie bei "Bestellung" abgesprochen? Nein, zwei kleine Hunde, einn Monster-Herdenschutzhund aus Arbeitslinie und vielleicht noch zwei große, an Arthrose erkrankte Hunde. Die Herzwürmer und die gefälschten Impfpässe gleich mal inklusive.
Wenn die Bestellung tatsächlich so ankommen würde, wie gewünscht, wäre es fast genauso schlimm. Ich kann doch nicht den Wunschhund nach Deutschland bestellen, den ich leicht vermitteln und Geld verdienen kann und den Rest links liegen lassen. Ja klar, die Einäugigen und Dreibeinigen werden auch nach Deutschland geholt - eben weil sie sich über die Mitleidsschiene so gut vermitteln lassen, im Regelfall.
Aber die mit Macke, weil sie z.B. keine Kinder mögen, will auch keiner haben, genauso wenig, wie die deutschen "Problemfälle" auch. Oder aber der eine Tierschutzverein schiebt dem anderen Tierschutzverein einen solchen Problemfall einfach als problemlos unter. Man bescheisst sich bei guter Zusammenarbeit ja grundsätzlich gegenseitig.
Welpen, die keine 6 Wochen alt sind, werden einfach älter gemacht und der falsche Impfpass wird ganz ungeniert draufgelegt - ist doch scheißegal, ob die krank sind, ob die den Transport überhaupt verkraften und ob der neue Besitzer sich die Augen ausweint, weil der Neuankömmling chronisch krank oder nach kurzem gestorben ist.
Nein, ich habe noch nie erlebt, dass eine "Fuhre", egal aus welchem "Ausland", 100 % korrekt abgelaufen ist.
Nein, ich glaube auch nicht, dass bestimmte deutsche Tierheime da nicht selber dran Schuld sind.
Ja, ich kenne einen Haufen Auslands-Hunde, aus Italien, Rumänien, Spanien, der Türkei etc. Ja, ich finde sie charakterlich meist entzückend.
Aber was ist eigentlich mit denen, die alles andere als entzückend sind? Ich meine die, die so richtig unberechenbar aggressiv sind, siehe Herdenschutzhund aus Arbeitslinie, der weder im Tierheim, noch in einem deutschen Durchschnittszuhause glücklich werden kann? Die werden nicht genommen, bzw. abgegeben - in deutschen Tierheimen. Zurück gebracht werden sie von keinem - ist auch schlecht möglich.
Also werden sie eingeschläfert oder fristen den Rest ihres Lebens im Zwinger - weil sie früher ehemals der Straßenking, der Tierheimking oder einfach ein knüppelhartes Leben hatten und es psychisch nicht auf die Reihe kriegen. Ich habe 3 dieser Fälle alleine in einem Tierheim kennengelernt. Zwei wurden nach massiven Beissvorfällen schließlich doch eingeschläfert. Einer dreht noch seine traurigen Runden im Zwinger. Übrigens: Die ursprünglichen Vermittlungsorgas, so seriös sie sich auch geben, wissen von "ihren" Fällen. Keiner hat sich jemals nach ihnen erkundigt. Tierschutz?
Aus meiner Sicht ist der derzeitige Tierschutz meist von Frauen betrieben, die Zeit und viel Liebe da reinhängen. Aber im Wesentlichen bewirkt man das Gegenteil - Misstrauen gegen Tierschützer, vielleicht verbunden mit einer gewissen "Ausländerfeindlichkeit", völliges Unverständnis und was der Mensch nicht begreift, das hasst er und hat Angst - und deshalb wird der Tierschutz vor Ort von den "Einheimischen" auch massiv boykottiert - indem in Tierheime eingebrochen wird, Hunde angezündet werden und viel schlimmeres mehr.
Hunde mit schlechten Karten werden aus dem Land rausgeholt, hier versorgt und kein Mensch vor Ort kann "sehen", was man aus so einem Hund noch rausholen kann. Wie sollen begeisterungsfähige Jugendliche begeistert werden, wenn alles, was sie begeistern kann, ausgeführt wird?
Warum gibt es Tierheime, wo 800 Hunde leben, aber nur 2 Mitarbeiter und wo nicht mal ausreichend Geld für Futter verfügbar ist? Was nützt mir das schönste Tierheim, wenn kein Geld da ist, die Hunde kastrieren zu lassen, womöglich einen Bruch oder schlimme Verletzungen nicht versorgen kann? Wie will ich den Überblick behalten? Was nützt es einem Straßenhund eingepfercht zu werden, genauso wenig Futter wie vorher zu haben und Aggressionen von Artgenossen, die bei dem Platzmangel zweifelsfrei vorhanden sein werden, nicht ausweichen zu können?
Was nützt es einem eingepferchten, unkastrierten Hund, wenn im Tierheim lustig weiter gepoppt und es nebenbei immer neue Welpen gibt?
Was nützt es einem hässlichen, alten Straßenhund, wenn er eingepfercht stirbt, weil ihn keiner haben wollte?
In Deutschland würden solche Zustände den AmtsVet auf den Plan rufen und jeder wäre sich einig, dass man so KEINEN Tierschutz wirksam betreiben kann. Wenn ich nur wenig Geld habe, kann ich nur wenigen Hunden helfen. Eine handvoll kastrierter Hunde ist schon Gold wert!
Es gibt andere Tierheime im Ausland, zweifelsfrei. Aber welcher mitleidige Deutsche fliegt schon nach Spanien und schaut sich das Tierheim, wo er einen Hund per Internet "bestellt" hat, weil das Bild so nett aussah und der Text so süß geschrieben war, genau an?
Für mich fehlt im Auslandstierschutz ganz einfach die Kontrolle und der Überblick. Und ohne Kontrolle machen die meisten, was sie wollen - aus Mitleid. Ohne Hirn.
Tierschutz über die Grenzen Deutschlands hinaus: Ja bitte. Unbedingt. Bitter nötig!
Und zwar durch unermüdlichen Kastrationseinsatz von tollen Tierärzten - Respekt für deren Arbeit.
Durch gezielte Aufklärungsarbeit vor Ort, durch Kommunikation mit den Leuten, die es normal finden, ihre Hunde zu entsorgen. Durch gezielte Kommunikation mit den Kindern dieser Länder - damit sich in 10, 20, vielleicht 30 Jahren nach und nach eine Besserung abzeichnet. Damit Auslandstierschutz nicht mehr nötig ist, weil ein selbstständiger Tierschutz aufgebaut werden konnte.
Es ist schlicht und einfach nicht möglich, ohne Vertrauen der Menschen vor Ort Tierschutz zu betreiben, ohne Mithilfe der Menschen vor Ort.
Betreiben von Tierheimen vor Ort, die auch nur an Landsleute und eben nicht mehr in's Ausland vermitteln.
lg,
Kaze