@Blume80
Wenn Du Zeit findest, geh morgen einfach mal als erste Maßnahme einen gut sitzenden und nicht zu schweren, aber stabilen Maulkorb kaufen, so wie es hier bereits empfohlen wurde.
Wenn möglich den Hund mitnehmen, damit Du anprobieren und sicher sein kannst, dass Deine Auswahl gut sitzt. Vielleicht in ein kleines Fachgeschäft, wo nicht soviel los ist, damit der Hund nicht so viel Stress hat und dann selber dem Hund zur Anprobe den Maulkorb aufsetzen, nicht andere am Hund fummeln lassen. Ggf. einfach sagen, dass er das nicht so mag. Punkt.
Ausserdem würde ich auch generell vorerst Fremden nicht erlauben, den Hund anzufassen. Einfach erstmal abbiegen mit "Sorry, er mag das nicht so." ... und gut. Das ist sein gutes Recht und Du schützt ihn damit im Augenblick vor Stress-Situationen.
Wir haben hier bei uns eine Horde Kids, die meinen Hund Mila abgöttisch liebt. Aber die sind einfach so wuselig und hibbelig manchmal, dass mir die Situation dann zu unübersichtlich ist. Und obwohl Mila bislang nie auch nur den Hauch von Aggression gezeigt hat bei den Kids, ist mir hier Vorbeugen lieber, als Bedauern hinterher.
Deshalb sage ich dann auch einfach manchmal, wenn mir die Kids ZU chaotisch daherkommen: "Sorry, heut hat sie keine Lust, ein andermal." Das ist Dein Recht als Hundebesitzer, um stressige Situationen für alle Beteiligten (incl. Hund) zu sichern und macht aus Deinem Hund trotzdem noch lange kein aggressives Monster.
Am wichtigsten aber: Damit bringst Du Dich erstmal wieder in eine stabilere Verfassung und kannst sicher sein, dass vorerst, wenn Du mit Deinem Hund in der Öffentlichkeit unterwegs bist, nichts passieren kann.
Ausserdem - nur für den Fall, dass noch etwas von dem gebissenen Mädchen folgt (das mein Mitgefühl hat, genau wie Du und Dein unsicherer Hund) - demonstrierst Du damit deutlich, dass Du die Situation sehr ernst nimmst und gewillt bist, daran zu arbeiten.
Das wird erstmal Eure Basis und sollte auch Deine Nervosität etwas lindern. Der Hund muss den MK bestimmt auch nicht für immer tragen. Wenn er ihn nicht sofort akzeptiert, nimm Dir zuhause in den kommenden Tagen etwas Zeit, den MK positiv z.B. mit Leckerchen zu belegen.
Dann setze Deinen Plan in die Tat um, schnellstmöglich einen kompetenten Trainer für ein Einzeltraining zu finden und arbeite in Ruhe mit Trainer und Deinem Hund an dem Problem.
Hier in der Community haben bestimmt einige sogar Tipps, an wen man sich wenden kann, wenn Du angibst, in welcher Region zu bist und wie weit Du ggf. für solche (erstmal sicher regelmäßigere Trainingssessions) fahren kannst.
Die Hundeschule würde ich vielleicht erstmal aufschieben. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
Rechne damit, dass es eine Weile dauern kann, bis Du wieder sicher im Umgang mit einem Hund ohne MK in der Öffentlichkeit bist.
Das ist normal und ok.
Und noch eines: Wie andere schon sagten, Hunde beissen und schnappen nicht ohne Grund, das weisst Du ja offensichtlich auch selbst. Leider bemerken wir oft die Warnzeichen nicht oder uns entgehen die Ursachen und Auslöser. Das kann selbst den erfahrensten Hundebesitzern in einer hektischen oder unübersichtlichen Situation passieren.
Und in der berühmten "das hat er ja noch nie gemacht"-Situation waren die meisten Hundebesitzer in ihrem Leben alle irgendwann schonmal - ich schließe mich da auch selbst nicht aus.
Dein Hund hat ein durchaus für die Tierart typisches Verhalten gezeigt, das natürlich unerwünscht ist, an dem man aber arbeiten kann (selbst dann, wenn Schnappen wiederholt vorkommen würde).
Für mich klingt es auch eher ein bisschen nach missglücktem Abschnappen, wie jemand anmerkte. Aber ich war nicht dabei und letztlich kann man nur sicher beurteilen, ob der Hund ein generelles Problem hat, wenn man vor Ort sein Verhalten beobachten und mit ihm arbeiten kann.
Im Training (wenn der Biss wirklich keine physischen Ursachen hatte, sondern es Unsicherheit z.B. ist), solltest Du von einem guten 1:1-Trainer Gelegenheit erhalten, zu lernen, was Deinen Hund "auslöst", daran zu arbeiten und Präventionsmaßnahmen zu ergreifen - Prävention in der Richtung, wie beispielsweise andere hier ihre "Wackelkandidaten" eben generell nicht von Fremden anfassen lassen.
Sollte es darauf hinauslaufen, dass auch Du auf Empfehlung des Trainers hin Deinen Hund künftig generell nicht mehr von Fremden anfassen lassen willst, dann ist das auch nicht schlimm und Dein Hund ist nicht unnormal oder asozial.
Es gibt schließlich kein Naturgesetz, dass besagt dass ein Hund ausnahmslos jeden Menschen und jedes andere Tier zu lieben hat. Hunde haben auch ein Recht darauf, dass manchmal eben die Chemie nicht stimmt.
Und Du tust als Besitzer das absolut Richtige: Du denkst über die Situation nach, Du bist bereit, zu handeln und mit Deinem Hund zu arbeiten. Euer Ziel ist es nun, gemeinsam zu einer Situation zu gelangen, die dauerhaft verhindert, dass es nochmal passiert. Die Lösung kann in einem effektiven Training liegen, sie kann im Managen liegen (Maulkorb, kein Kontakt zu Fremden) oder in einer Kombi aus beidem.
Das wird sich im 1:1-Training und nach einer sorgfältigen Auswertung eines kompetenten Trainers vor Ort zeigen.
Kopf hoch! Sowas ist nie schön und verunsichert jeden verantwortungsvollen Halter. Da fühlen wir alle mit Dir.
Aber es ist nicht der Weltuntergang und Dein Hund ist trotzdem garantiert grundsätzlich ein feiner Kerl.
Handle jetzt einfach schnell, denn umso schneller ist bei Euch die Situation auch wieder normalisiert.