Erneut muss ich mich zwar nicht auf eine Statistik, aber von Anderen zusammengestellte Auflistung verlassen:
Laut dieser Aufstellung gab es in DE in einem Zeitraum von 36 Jahren insgesamt 58 Zwischenfälle mit Hunden, die für Menschen tödlich endeten.
Anm.: Hm, der Link scheint hier im Forum nicht geduldet. Muss direkt mal recherchieren, was für eine evtl. fragwürdige Quelle ich da gefunden hatte.
Leider finde ich auf die Schnelle keine anderen Infos. Unter dem Link wurde eine Liste der Todesfälle in Deutschland zwischen 1068 und 2004 mit den entspr. Quellen (Medien und anscheinend auch Polizeiberichte) aufgeführt.
Jeder Fall für sich sehr tragisch. Ganz ohne Frage. Aber mit hochgerechnet 2 Todesfällen pro Jahr ein Gesetz/ Verordnung (Rasselisten) zu rechtfertigen, die allein in Berlin von über 100 000 Hundehaltern einen nicht zu vernachlässigenden Prozentsatz betrifft (leider hab ich keine genauen Zahlen dazu gefunden), wäre selbst in der aufgeheizten Stimmung um die Jahrtausendwende herum dem Gesetzgeber schwer gefallen, denke ich.
Dass die Einzelfälle strafverfolgt wurden - zumindest, nachdem der Supergau eingetreten war - das konnte man ja auch in den Medien verfolgen.
Es ging und geht aber sehr wohl um noch mehr, als die tödlichen Zwischenfälle allein, auch wenn ich mit dieser Aussage diese Ereignisse keinesfalls herunterspielen möchte.
Ich habe schonmal wegen dieser ganzen Rasselisten-Problematik länger recherchiert, weil mich Ursachen und Verlauf interessierten. Aus dieser Recherche entstand eine lange Liste von Zeitungsartikeln, die ganz deutlich zeigt, dass das Thema “Kampfhund” und die von ihnen verursachten schweren Zwischenfälle mit verletzten Kindern und Erwachsenen um die Jahrtausendwende herum derart die Medien dominiert haben, dass man sicherlich auch in der Art und Weise der Berichterstattung einen Teil der Problematik vermuten darf. Und das kann leider immer wieder passieren. Möchte diese Liste hier nicht posten, weil das einfach zu viele Links sind. Wer Interesse hat, dem sende ich die Links gerne zu.
Deswegen kann man aber nicht einzelne Halter von aggressiven oder Problemhunden grundsätzlich kriminalisieren oder als asozial abstempeln.
Leider hat die vorübergehende Beliebtheit bestimmter Rassen in ganz bestimmten Kreisen den Medienberichten zu jener Zeit auch noch exakt in die Karten gespielt, selbst wenn nie nachgewiesen worden ist, dass innerhalb eines bestimmten Millieus diverse Rassen verstärkt zu “Kampfmaschinen” ausgebildet worden wären oder es gerade in diesen Kreisen außerordentlich oft zu Beissvorfällen gekommen wäre. So jedenfalls mein Wissensstand.
Auch nicht besonders hilfreich war und ist der Begriff “Kampfhund” selbst. Im Zusammenhang mit Meldungen über verletzte Menschen sehr ausdrucksstark und scheinbar selbsterklärend. Wahrscheinlich überflüssig, das zu erklären: Der Begriff stammt aber eigentlich als Oberbegriff aus einer ganz anderen Zeit und bezeichnete Rassen, die zum Tierkampf (Hundekampf, Bullen, Bären usw.) AUSGEBILDET und eingesetzt wurden.
Es wurde auch gezielt gezüchtet. Allerdings stand dabei meines Wissens nach weniger das Einzüchten eines "aggressiven Wesens" im Vordergrund, sondern vielmehr das “Optimieren” anatomischer Gegebenheiten, wie Kraft, Ausdauer, Agilität, kleine Ohren (= wenig Angriffsfläche), kurzes Fell usw.
Erst im Zusammenhang mit der Hysterie um das Millennium herum wurde die Begrifflichkeit “Kampfhund” mit großer Wirkung auf die “öffentliche Psyche” auf das Verhalten von Hunden gegenüber Menschen übertragen.
Alle diese Faktoren zusammen schürten öffentliche Verunsicherung und schließlich, wie schon erwähnt wurde, ausgelöst durch EINEN Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte - den tragischen Tod eines Kindes - neue Gesetze.
Das Nächste ist nur eine Annahme - ich habe das damals noch nicht so bewusst verfolgt: Mit hineingespielt hat zu dieser Zeit vielleicht auch noch ein etwas anderes verbreitetes Sicherheits- oder Hundeverständnis. Hund in der Öffentlichkeit an die Leine war noch wesentlich weniger selbstverständlich, die allgemeine Haltung zur Beseitigung von Hundekot war auch noch ein bisschen anders. Zu dieser Zeit war auch noch nicht alles überreguliert.
Wenn man im Internet recherchiert, findet man Berichte, dass bis 2009 die Anzahl von Zwischenfällen (dabei geht es um Beissvorfälle im Allgemeinen, nicht nur um tödliche Zwischenfälle) gesunken sein soll trotz angeblich mehr Hunden auf den Strassen. Seit 2009 steigt nun anscheinend die Zahl wieder. Ich habe keine Ahnung, womit genau der Rückgang und der anschliessende Anstieg zusammenhängen. Jedenfalls glaube ich nicht an eine Wirkung der Rasselisten, da sich zwar auch die Zahl der Vorfälle mit diesen Rassen angeblich reduziert hatte, diese Rassen aber nicht allein zu Beissvorfällen beitragen, sondern der Rückgang sich quer durch verschiedenste (auch Nicht-Listen-)Rassen zieht. Da muss also noch irgendein allgemeinerer Faktor eine Rolle spielen.
Genauso schwierig finde ich es, zu erklären, wieso man seit 2009 wieder einen Anstieg beobachtet - und noch schwerer, nachzuprüfen, ob dieses Statement wirklich stimmt. Man kann ja auch wieder nur Statistiken heranziehen.
Mit der Diskussion über Hundeführerschein & Co. ging es aber zumindest MIR nicht darum, eine ganze Masse an Hundehaltern dafür abzustrafen, dass Einzelne sich nicht an Regeln halten wollen und damit die schlimmste aller Konsequenzen auslösen.
Gegen einzelne kriminelle Fälle oder Fälle von Leuten, die sich nicht an die Regeln halten WOLLEN, sind Statistiken wirkungslos. Auch "Prophylaxe"-Gesetze, und wenn sie noch so viele Halter in die Pflicht nehmen, lassen die schwarzen Schafe aufgrund ihrer Gesetzesuntreue trotzdem zwangsläufig aussen vor. Weil man dieser ganz speziellen Problematik halt nicht mit einer allgemeinen Verordnung oder Tests begegnen kann. Das ist mir auch bewusst. Hier bleibt nur die Einzelfallverfolgung und das ist nunmal Sache des ausführenden Justizsystems.
Bei der Diskussion um Hundeführerschein &Co. geht es mir also auch nicht darum, dass ich mir einbilde, die tragischen Todesfälle könnten damit vermieden werden.
Wenn man mal googelt nach Meldungen zu Beissvorfällen, findet man aber etliche Meldungen über Vorfälle/Unfälle/unglückliche Kausalketten, die mit VERLETZUNGEN enden. Davon gibt es wesentlich mehr im Vergleich zu (glücklicherweise) wenig Todesfällen. Und dort - wie auch im ganz normalen rücksichtsvollen Umgang miteinander in der Öffentlichkeit - setzte mein Gedankengang zu möglichen Regelungen an.
Es gibt bereits Regeln (gab es auch vor den Rasselisten), die von Einigen als ausreichend empfunden werden. Andere sehen eben noch Verbesserungspotenzial.
Hab mir mal zu dieser eigenartigen Testfrage ein paar weitere Informationen gesucht.
Dieser Artikel hier hat mir jetzt endlich den Sinn-Zusammenhang zwischen Frage und Antwort gebracht.
In diesem Zusammenhang verstehe ich zumindest die Empfehlung, auch wenn ich dazu situationsabhängig meine eigenen "wenn's und aber's" habe:
Aus dem Zusammenhang gerissen in einer Multiple-Choice-Testfrage finde ich es zumindest fragwürdig. Damit wird eine wesentlich komplexere Problemstellung in nur einem Satz praktisch gleichwertig abgehandelt mit der Frage, welches Tier der Urahn des Hundes ist.
Die Diskussion in den Kommentaren darunter zeigt aber auch ganz deutlich, wo (unter Anderem) die täglichen Probleme von Haltern liegen und wo einheitliche Regelungen mehr Sicherheit und vielleicht auch ein etwas einheitlicheres Verhalten in der Öffentlichkeit schaffen könnten.