Ich habe selbst in den 90ern in so einer Einrichtung gearbeitet und verstehe je nach Bewohnern der Einrichtung, dass sie in der Nachbarschaft für Unruhe sorgen. In dem Heim, in dem ich zuerst gearbeitet habe, lebten sehr schwierige Jugendliche. Das Stehlen war dabei das geringste Problem. Einige haben andere Kinder in der Schule abgezockt, waren gewalttätig und haben Autos in Brand gesetzt oder aus Frust fremdes Eigentum zerstört. Das war für die Nachbarschaft schon nervig. Wir waren damals personell gut ausgestattet, es gab genügend Personal und Kinder/Jugendpsychologen. Es ist aber schwer, Kinder und Jugendliche, die in dem Alter schon so kaputt sind, noch aufzufangen. Bei den meisten gab es wenig bis keine Fortschritte. Ich war nach ein paar Jahren ausgebrannt und habe in einen sehr viel friedlicheren Bereich gewechselt.
Ich kenne die Situation auch als Nachbarin, auch in den 90ern: Einige Häuser weiter war ein Wohnheim für Jugendliche. Ich hatte damals eine blinde Katze. Meine Mietwohnung führte zu einem Innenhof mit hohen Mauern und die Katze genoss es, da "ungefährdet" herumzustreunen. Vor dem Haus war eine vierspurigen Straße, geteilt durch einen breiten Streifen Gras. Die Bewohner vom Jugendheim konnten von den oberen Etagen in unseren Hof sehen. Offensichtlich war ihnen langweilig, denn sie kletterten in den Hof, schnappten sich meine Katze und setzten sie auf die Straßenmitte ins Gras. Das sah meine Nachbarin und informierte mich. Als ich über die Straße stürmte, standen vier feixende Jungen um die völlig verängstigte Katze. Ich schnappte die Miez, machte ihnen eine deftige Ansage und fragte sie, was die Shice solle. Einer antwortete, dass sie sehen wollten, wie eine Katze plattgefahren wird. Damit hatte sich der unbeaufsichtigte Gang in den Garten für die Katze erledigt.
Etwas später wurde ein Fahrrad aus dem Hof geklaut und der Junge wurde von einer Nachbarin dabei beobachtet. Sie weigerte sich, eine Aussage bei der Polizei zu machen, weil sie Sorge vor Racheakten hatte.
Natürlich müssen solche schwierigen Kinder und Jugendlichen irgendwo wohnen. Ich verstehe aber auch, dass das Dorf keine Lust mehr auf die hat. Ich würde auch ungern, zumal mit Tieren, in der Nachbarschaft von derart gestörten Jugendlichen leben.