merlin
20 Jahre Mitglied
Das Problem hängt am anderen Ende der Leine
Auf den Ausbildungsplätzen des Hundesportvereins Grimma lernen Hundehalter richtig mit ihren Vierbeinern umzugehen
Grimma. Sage ja einer, Hundehaltung sei kein Sport, richtige Hundehaltung wohlgemerkt. Viermal in der Woche treffen sich die Mitglieder des Hundesportvereins Grimma auf ihrer Anlage am Thostgrund. "Durch die Ausbildung hier versuchen wir den Rudelcharakter wieder herzustellen", erläutert Wolfgang Hättasch, der Vorsitzende des Vereins.
Auch wenn es viele Hundehalter manchmal nicht wahrhaben wollen, ihr Vierbeiner, egal welcher Rasse, hat seine Stammform im Wolf. Auf dem Ausbildungsplatz unter den vielen anderen Hunden lernt manch einer, der vorher noch laut kläffend am Gartenzaun den "wilden Mann" markierte, dass es noch andere gibt, denen man sich unterordnen muss.
Im einfachsten Fall sei das immer der Mensch, betont Wolfgang Hättasch. Auf das Kampfhundproblem angesprochen erklärt er: "Alles Schwachsinn! Man kann den kleinsten Kläffer scharf und den wildesten Hund zahm machen. Das Problem dabei hängt immer am anderen Ende der Leine." Und somit lernen die Hundehalter in der Ausbildung auch den richtigen Umgang mit ihrem Liebling. Wenn man nicht aufpasst, kann der Vierbeiner nämlich ganz schnell zum "Chef" werden.
Also doch "bissige Hunde"?
Etwas anderes dürfen die Hunde hier aber auchÉ einmal so richtig beißen. Das ist jedoch nur zur Schutzhundeausbildung erlaubt, und auch nur in den Schutzarm des Schutzdiensthelfers, kurz "Scheintäter" genannt. Der muss sein Handwerk verstehen, denn der Hund muss so beißen, dass er selbst keinen Schaden nimmt. "Das geht ganz schnell, dass ein Zahn ausgerissen oder der Kiefer verrenkt wird", weiß Uwe Hättasch, einer der Schutzdiensthelfer. Vor allem neue Hunde müssen erst allmählich an den Schutzarm gewöhnt werden. Der stellt dann aber auch für sie das Objekt der Begierde dar. Und nach erfolgreicher Verteidigung von Herrchen oder Frauchen wird der "Arm" hoch erhobenen Hauptes und Schwanzes stolz durch die "Arena" getragen.
Also doch bissige Hunde? "Nein", wehrt Uwe Hättasch ab. "Wer weiß, dass sein Hund gefährlich sein kann, geht ganz anders mit ihm um als einer, dessen Hund gefährlich sein soll." Für die Mitglieder des Hundsportvereins Grimma möchte er da fast die Hand, ohne Schutzarm, ins Feuer legen. Denn: "Wenn einer von denen Mist baut, hat er hier abgegessen."
Das Tor steht für alle offen
Und weil sich auch Hundehalter in der "Meute" am wohlsten fühlen, kommt keiner auf dumme Ideen. Geselligkeit wird nämlich auch im Hundesportverein groß geschrieben. Über 100 Mitglieder hat der Verein, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert. Das älteste Mitglied, Werner Dittrich, zählt 72 Jahre. Maria Dornig ist mit zehn Jahren die Jüngste. Als kleinste Hunde sind Zwergschnauzer vorzufinden. Den Größenrekord hält Naumanns Mastiff aus Otterwisch. Räumlich wolle man sich auch nicht begrenzen. So kommen die Mitglieder des Vereins aus einem Gebiet von Bennewitz bis Rochlitz und Otterwisch bis Zschoppach. Und der Mitgliedsbeitrag liege immer noch unter 100 Mark im Jahr.
Zweimal im Jahr nehmen die Grimmaer die Schutzhundeprüfung ab. Und einmal findet die Meisterschaft im Turnierhundesport statt. Womit man wieder bei der Bewegung ist. Beim Turnierhundesport muss nämlich Herrchen oder Frauchen den Hund auf der Hindernisbahn unterstützen. Und das geht nur, wenn man gleichauf mit dem Starter ist. Während die Hunde für die Diensthundeausbildung bestimmte Rasse-Merkmale mitbringen müssen, kann am Turnierhundsport jeder Hund teilnehmen.
Dafür trainieren kann man aber auch, ohne im Verein Mitglied zu sein. "Das Tor zur Hindernisbahn steht immer und für alle offen", erklärt Wolfgang Hättasch. Hier könne jeder beim Morgen- oder Abendspaziergang mit seinem Hund einmal über den Parcours gehen. Und wenn "Fiffi" oder "Waldi" mal hinten was raus verliert, ist das auch nicht weiter schlimm. Am Zaun lehnen Besen und Schippe, um den Haufen rasch zu beseitigen. Das sollte selbstverständlich sein, denn mit den Gartenbesitzern ringsum wolle man keinen Ärger. Die Vereinsmitglieder sind schon froh, dass das Ab- und-an-Bellen ihrer Schützlinge toleriert wird. Die beiden Übungsplätze werden übrigens von der Stadt zur Verfügung gestellt und vom Verein in Selbstregie in Schuss gehalten.
Und welche Ratschläge gibt der Vorsitzende zukünftigen Hundehaltern? "Zuerst sollte jeder prüfen, ob er die finanziellen und persönlichen Möglichkeiten hat, einen Hund zu halten. Zweitens muss man sich so viel wie möglich mit dem Tier beschäftigen, sich am besten mit anderen Haltern zusammentun, damit die Hunde den Rudelcharakter nicht verlieren. Und drittens soll man mit ihm so viel wie möglich Sport treiben. Der Hund braucht viel Bewegung", erklärt Wolfgang Hättasch.
Andreas Rücker
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Auf den Ausbildungsplätzen des Hundesportvereins Grimma lernen Hundehalter richtig mit ihren Vierbeinern umzugehen
Grimma. Sage ja einer, Hundehaltung sei kein Sport, richtige Hundehaltung wohlgemerkt. Viermal in der Woche treffen sich die Mitglieder des Hundesportvereins Grimma auf ihrer Anlage am Thostgrund. "Durch die Ausbildung hier versuchen wir den Rudelcharakter wieder herzustellen", erläutert Wolfgang Hättasch, der Vorsitzende des Vereins.
Auch wenn es viele Hundehalter manchmal nicht wahrhaben wollen, ihr Vierbeiner, egal welcher Rasse, hat seine Stammform im Wolf. Auf dem Ausbildungsplatz unter den vielen anderen Hunden lernt manch einer, der vorher noch laut kläffend am Gartenzaun den "wilden Mann" markierte, dass es noch andere gibt, denen man sich unterordnen muss.
Im einfachsten Fall sei das immer der Mensch, betont Wolfgang Hättasch. Auf das Kampfhundproblem angesprochen erklärt er: "Alles Schwachsinn! Man kann den kleinsten Kläffer scharf und den wildesten Hund zahm machen. Das Problem dabei hängt immer am anderen Ende der Leine." Und somit lernen die Hundehalter in der Ausbildung auch den richtigen Umgang mit ihrem Liebling. Wenn man nicht aufpasst, kann der Vierbeiner nämlich ganz schnell zum "Chef" werden.
Also doch "bissige Hunde"?
Etwas anderes dürfen die Hunde hier aber auchÉ einmal so richtig beißen. Das ist jedoch nur zur Schutzhundeausbildung erlaubt, und auch nur in den Schutzarm des Schutzdiensthelfers, kurz "Scheintäter" genannt. Der muss sein Handwerk verstehen, denn der Hund muss so beißen, dass er selbst keinen Schaden nimmt. "Das geht ganz schnell, dass ein Zahn ausgerissen oder der Kiefer verrenkt wird", weiß Uwe Hättasch, einer der Schutzdiensthelfer. Vor allem neue Hunde müssen erst allmählich an den Schutzarm gewöhnt werden. Der stellt dann aber auch für sie das Objekt der Begierde dar. Und nach erfolgreicher Verteidigung von Herrchen oder Frauchen wird der "Arm" hoch erhobenen Hauptes und Schwanzes stolz durch die "Arena" getragen.
Also doch bissige Hunde? "Nein", wehrt Uwe Hättasch ab. "Wer weiß, dass sein Hund gefährlich sein kann, geht ganz anders mit ihm um als einer, dessen Hund gefährlich sein soll." Für die Mitglieder des Hundsportvereins Grimma möchte er da fast die Hand, ohne Schutzarm, ins Feuer legen. Denn: "Wenn einer von denen Mist baut, hat er hier abgegessen."
Das Tor steht für alle offen
Und weil sich auch Hundehalter in der "Meute" am wohlsten fühlen, kommt keiner auf dumme Ideen. Geselligkeit wird nämlich auch im Hundesportverein groß geschrieben. Über 100 Mitglieder hat der Verein, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert. Das älteste Mitglied, Werner Dittrich, zählt 72 Jahre. Maria Dornig ist mit zehn Jahren die Jüngste. Als kleinste Hunde sind Zwergschnauzer vorzufinden. Den Größenrekord hält Naumanns Mastiff aus Otterwisch. Räumlich wolle man sich auch nicht begrenzen. So kommen die Mitglieder des Vereins aus einem Gebiet von Bennewitz bis Rochlitz und Otterwisch bis Zschoppach. Und der Mitgliedsbeitrag liege immer noch unter 100 Mark im Jahr.
Zweimal im Jahr nehmen die Grimmaer die Schutzhundeprüfung ab. Und einmal findet die Meisterschaft im Turnierhundesport statt. Womit man wieder bei der Bewegung ist. Beim Turnierhundesport muss nämlich Herrchen oder Frauchen den Hund auf der Hindernisbahn unterstützen. Und das geht nur, wenn man gleichauf mit dem Starter ist. Während die Hunde für die Diensthundeausbildung bestimmte Rasse-Merkmale mitbringen müssen, kann am Turnierhundsport jeder Hund teilnehmen.
Dafür trainieren kann man aber auch, ohne im Verein Mitglied zu sein. "Das Tor zur Hindernisbahn steht immer und für alle offen", erklärt Wolfgang Hättasch. Hier könne jeder beim Morgen- oder Abendspaziergang mit seinem Hund einmal über den Parcours gehen. Und wenn "Fiffi" oder "Waldi" mal hinten was raus verliert, ist das auch nicht weiter schlimm. Am Zaun lehnen Besen und Schippe, um den Haufen rasch zu beseitigen. Das sollte selbstverständlich sein, denn mit den Gartenbesitzern ringsum wolle man keinen Ärger. Die Vereinsmitglieder sind schon froh, dass das Ab- und-an-Bellen ihrer Schützlinge toleriert wird. Die beiden Übungsplätze werden übrigens von der Stadt zur Verfügung gestellt und vom Verein in Selbstregie in Schuss gehalten.
Und welche Ratschläge gibt der Vorsitzende zukünftigen Hundehaltern? "Zuerst sollte jeder prüfen, ob er die finanziellen und persönlichen Möglichkeiten hat, einen Hund zu halten. Zweitens muss man sich so viel wie möglich mit dem Tier beschäftigen, sich am besten mit anderen Haltern zusammentun, damit die Hunde den Rudelcharakter nicht verlieren. Und drittens soll man mit ihm so viel wie möglich Sport treiben. Der Hund braucht viel Bewegung", erklärt Wolfgang Hättasch.
Andreas Rücker
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