(ok, die Infosperre ist nun offiziell aufgehoben - also darf ich)
Eigentlich sollte gestern alles erledigt sein:
Zum aktuellen Fangversuch wurde ein Experte mit Betäubungsgewehr aus Hamburg hinzugezogen.
7:00 war Treffen vor Ort, 8 Leute wurden strategisch in unmittelbarer Umgebung der Futterstellen verteilt.
Wenn die Ladung aus einer Distanz von maximal 60 Metern verabreicht ist, hieß es,
hätten wir 1-5 Minuten bis sie ins Koma fällt, was dann ca. eine Stunde anhalten würde.
Der Hund verspüre davon nicht mehr als einen Wespenstich.
Alle lauerten und nichts passierte.
Zwischenzeitlich wurden wir von dem Betriebsgelände, wo ich mit dem "Scharfschützen" Position bezogen hatte
vertrieben (die Damen aus der Firma hatten sich fürchterlich vor dem Gewehr erschrocken,
was zu einer Zeit, wo erneut ein Amoklauf durch die Medien geistert mehr als verständlich ist)
Wir konnten sie aber beruhigen und nach eingeholter Erlaubnis der Geschäftsleitung fortfahren.
Man kann von Glück sagen, dass ganz Meerane inzwischen von Rose wußte
und das viele Leute mitbangten, was nun mit ihr passierte.
Im weiteren Verlauf der Tages, kamen andere Hunde vorbei die die Futterstellen leerten,
Jogger die genau an selbige urinierten und die Krähen fraßen,
was sonst noch so zu verwerten war. Nachlegen war schwierig, da ja alles in, für Rose gewohnten Bahnen
verlaufen mußte.
Gegen Nachmittag kam eine Sichtmeldung vom anderen Ende der Stadt.
Wir entschieden aber die Stellung zu halten,
da ein Umzug sehr viel Zeit in Anspruch genommen hätte.
Mit einsetzender Dunkelheit mußten wir den Plan aufgeben.
Ein zusätzliches Treffen für den nächsten Tag wurde angedacht.
Einen Knappen Monat würden wir andernfalls noch haben,
bis überall die Bäume und Büsche grün sind und die Wiesen hochwachsen
und wir keine Chance mehr mit dem Gewehr haben würden.
Leider waren wir jetzt nur noch die Hälfte an Leuten.
06:30 verteilten wir uns heute morgen um eine Stelle, wo Rose auch sehr regelmäßig zum Fressen hinkam.
Gestern wurde sie dort auch mehrfach gesehen.
Und wie schon am Vortag, waren wir völlig Murphy's Gesetz unterworfen und alles ging schief,
was schief gehen konnte.
Über Nacht waren an mehreren PKW auf dem angrenzenden Parkplatz die Kennzeichen entwendet worden,
so dass gegen 9:00 die Polizei eintraf und annähernd alle Anwohner ihre Autos inspizierten.
Wir wurden wieder verscheucht, da wir in der verkehrsberuhigten Zone nicht parken durften.
Auch die Polizisten konnten durch die "Jagdleitung" besänftigt werden und nach weiteren 20 Minuten Unterbrechung
ging es weiter.
Inzwischen tauchten mehr und mehr Kinder am Spielplatz direkt hinter der Futterstelle auf. Grandios!!!
Wir wußten aber, dass Rose sich durch die Kinder nicht wirklich stören lassen würde,
hatten aber etwas Bedenken neben einem Kinderspielplatz einen Gewehrlauf aus dem Autofenster zu halten.
Und natürlich kam in diesem Moment Rose. 1,5 Stunden bevor wir hätten aufgeben müssen,
weil der "Sniper-Mann" nach Hamburg zurück wollte und eine Stunde bevor ich,
die Rückfahrt nach Leipzig hätte antreten müssen.
Tapp Tapp Tapp - Rose auf Höhe der Beifahrertür - "Ist sie das?" "Ich denk schon - Moment, hatte sie ein Halsband? - Ja"
Tapp Tapp - Rose schnappt sich ein Schweineohr, während wir vorsichtig das Gewehr aus dem Fenster schieben.
(Auf merkwürdige Autos in denen Menschen sitzen reagierte sie ja inzwischen panisch)
In dem Moment rief ein Kind "Eh, die schießen - die ham ein Gewehr" und Rose verschwindet mit dem Schweineohr
ins benachbarte Wäldchen.
Nun kamen alle Kinder mit Eltern zu uns "Was tun sie hier... Wie können sie nur?!"
"Keine Sorge, das Gewehr reicht beim eingestellten Druck nur bis 15 Meter
und die Polizei und der Amtstierarzt haben die Aktion genehmigt"
"Aber wenn nun der Hund erschrickt und die Kinder anfällt?"
20 Minuten später beruhigte sich die Situation - Eltern und Kinder verschwanden zum Mittag.
"*******, das war's", dachten wir "Nach dem Stress ist sie überr alle Berge"
- dann kam die Sichtmeldung: "Rose kommt wieder zu euch"
5 Minuten bevor wir laut Plan aufgeben wollten, kam sie zur Futterstelle.
Schuss - Treffer - sauber in den Allerwertesten. Sie quietschte kurz und lief über den Parkplatz auf's Feld.
Jetzt wurden natürlich alle Pläne über Bord geworfen. Zu sechst (2 Anwohner,
die die Futterstelle betreut hatten halfen mit) durchforsteten wir ca. 30 - 50 Hektar.
Knapp einen Km auf dem freien Feld fanden wir sie schließlich.
Betäubung wirkt, Puls gut, Sauerstoffsättiung gut.
Die Hündin, die über neun Monate eine Kleinstadt und 100te Menschen in Atem gehalten hatte
lag schlafend vor uns, dünn, von Zecken befallen...
Nachdem wir sie mit Leine, Geschirr, Maulkorb gesichert und die Läufe verschnürt hatten,
trugen wir sie zum Auto. Geschafft, endlich.
Rose ist wahrscheinlich inzwischen in der neuen Pflegestelle angekommen,
wo sie hoffentlich hoffentlich nicht entkommen kann...
rose ist gut angekommen, schlief heute nacht gut, hat gegessen und schon streicheln lassen, alles bestens nun !!