Hallo Vera,
Das ist mein erster Beitrag hier. Ich lese wohl schon eine zeitlang mit, aber nun erst hat es mich gekribbelt, zu antworten, als du so "verzweifelt" um Antwort gebeten hast. Also denn mal los *fingerknachs*
Ich habe nun auch zwei unkastrierte Rüden: Einen Schapendoes (2 1/2) und einen Landseer (fast 1 1/2), Kampfgewichtsunterschied: 40kg. Ich kann das von dir Beschriebene jeden Tag beobachten. Wenn unser Fetti den Zwerg "bearbeitet" hat das was von Auffressen, so von aussen betrachtet. Den Zwerg stört das nicht die Bohne - im Gegenteil.
Ich halte es nun nicht so wie Sanna. Ich bestreite nicht, dass es eine Art von Reihenfolge im Haus gibt, aber eine feste Rangfolge, die es dann zu unterstützen, zu festigen oder zu verteidigen gäbe, kann ich nicht erkennen.
Ausser Haus hat unser Kleiner die Überhand, ist zwar etwas langsamer bei Laufduellen, dafür ausdauernder. Spätestens nach einer Minute hat er den Fetti ein und mäht ihn durch Zwicken ins Hinterbein um. Im Haus, keine Chance, der Fetti ist zu übermächtig, der Zwerg lässt alles gewähren. "Unten" liegen beide im Spiel. Halt, Spielzeug "verteidigen": Der Fetti kann dann ganz erheblich knurren, der Zwerg nimmt es trotzdem immer mal wieder, mit Witz und Schläue, nie mit "bösen Worten", und gibt seinerseits immer wieder alles her, ohne zu Murren. Liegenplätze? Fehlanzeige! Beide liegen überall, zusammen, auseinander, über Kreuz, in und auf allen Körbchen, Decken, Sofas und Betten, die es im Haus so gibt. Futter? Deutlich, wer am meisten Hunger hat, ist eher dran, mal der eine, mal der andere. Eine einzige Einschränkung gibt es: Wenn Fetti sich zu plump und tollpatschig hat hinfallen lassen, auf den Zwerg, dann hat es was gesetzt. Klar, die Fettis müssen Zwerge respektieren. Ich gestehe, bei dem Gewichtsunterschied war ich schon ein paar mal dran, die Tierarztnummer hervorzukramen. War aber nix; dann hat der Zwerg einen Schnauzengriff gemacht, ins Ohr gezwickt... und gleich dahinter gab es ein Lecken.
Es hat mich eine Zeit des Lernens gekostet, zu bemerken, dass bei dem ganzen Hinundher, vor allem viel Theater ist, Kommunikation und Getöse. Aber wo, wie greife ich denn nun ein?
Ich habe bisher nur
eine (für mich) brauchbare Einstellung gefunden: "Belohne höffliches Verhalten". Es wird sich nicht vorgedrängt (bei Begrüssungen z.B.), beachtet wird, wer sich zurück hält. Es wird nicht hastig heruntergeschlungen, es wird ruhig und gemeinsam gefressen, es gibt nur einen Trinknapf. Sollte mal einer an den Napf des anderen, Ruhe und Gelassenheit, es ist genug da für alle, dann geht es sanft unter meinem Impuls wieder Richtung eigener Napf. Danach über Kreuz spiegelblank Lecken, kein Problem. Belohnungen gibt es immer nur gemeinsam. Dann vergessen wir Menschen auch viele Freundlichkeitsbezeugungen und nehmen sie für normal hin. Nun ich versuche auch diese zu erhaschen, im ganz normalen Alltag, ein sanftes Lecken, jede Art der Beschwichtigung, Zeichen des Gewährenlassen zu belohnen. Richtig eingreifen tue ich prinzipiell, wenn es mir "zu wild" wird, auch im Spiel, indem ich leicht dazwischen gehe und gegebenfalls mitspiele. Überhaupt denke ich, dass mitspielen für Mensch und Hund sehr lehrreich sein können. Umgekehrt gibt es ein paar Dinge, die ich nie und nimmer zulasse: Aufreiten, Weg versperren, abdrängen z.B, also die Dinge, die aus einer gewissen Sicht, als Dominanzverhalten angesehen werden . Das unterbinde ich kurz und knapp. Bei beiden!
Einen "Beweis" für mein Tun habe ich nicht. Nur einen Hinweis: Die anderen beiden Rüden der Familie, ein kastrierter Terriermischling und ein unkastrierter Cotton integrieren sich bei sporadischen Besuchen spielend und werden heiss geliebt. Mit Hündinnen haben wir keine grosse Erfahrungen, allerdings auch bei mehrtägigem Dogsitting nicht das geringste Problem
, wie Männer halt so sind.
Uff, ein langes erstes Mail. Hoffe, ein wenig geholfen zu haben...
LG
Marc