Guten Morgen, Luisa,
ich versuche noch einmal, Deinen ersten Post auf zu dröseln
Du hast geschreiben, Du wolltest dem Hund ein schönes Leben ermöglichen und dass sie sich anscheinend nicht wohl bei Euch fühlt...
Geh ich recht in der Annahme, dass es Dein erster Hund oder Dein erster Hund aus dem Tierschutz ist? Darf ich Dir mal beschreiben, wie ich mir vorstelle, dass sie sich fühlt?
Sie kannte 11 Jahre lang ein Leben in einem Tierheim - sprich: Gitter, enge Räume, Draußensein, Regen, Wind und Wetter, Futter hingestellt, wenig Ansprache - halt ein total reizloses Leben - reizlos wie "wenig an Außenreize".
Dann wird die alte Hündin (vergleich mit einer 70jährigen Frau...) in ein Auto/Bus/LKW verfrachtet und irgendwohin gekarrt - dann kommen viele, viele neue Menschen auf die Hündin zu - sie wird wieder irgendwohin verfrachtet. Und nun kennt sie gar nichts mehr - sie hat nichts, wirklich rein gar nichts mehr, was sie kannte, keine Routine mehr, an die sie sich halten konnte.
Kein Himmel mehr über sich, kein Wind und Wetter, keine Ecke mehr, die sie erkennen könnte - sie ist völlig fremd. Und dann sind da auch noch Menschen, die sie nicht kennt, die sie nicht kennen. Alles geschieht in bester Absicht - nichtsdestotrotz ist die Hündin völlig überfordert mit dem Kulturschock.
Und wenn man überfordert ist und wenn man sich bedroht fühlt (denn es ist ja eine bedrohliche Situation, wenn einem alles Bekannte geraubt wird), dann verteidigt man das, was man noch hat - deshalb schnappt sie...
Dann darf man ihr nicht zu nahe kommen, denn sie lebt zur Zeit in permanenter Furcht, wenn nicht gar Panik. Ja, ich hab ganz viel Mitgefühl für diese arme Kreatur, die jetzt zwar ein warmes Plätzchen hat und eine Dach über dem Kopf und sogar Menschen, die etwas "Gutes" tun wollten. Aber - ob sie das auch fühlen kann? Oder wird sie nur Angst und Furcht fühlen? Ich weiß es nicht.
Ich weiß nicht, wie alt Du bist, wie alt Deine Eltern oder Großeltern... Aber meine Eltern sind beide jetzt über 80 - ein wenig älter als besagte Hündin. Aber wenn ich die beiden so unvorbereitet in eine völlig fremde, sie überforderte Situation packen würde, dann würden die beiden auch anders reagieren, als man es von ihnen gewohnt ist.
Nein, ich bin nicht dafür, Hunde so zu vermenschlichen - aber manchmal fällt es mir leichter, Zusammenhänge zu erkennen, wenn ich versuche, Parallelen zu finden.
Außerdem glaube ich, dass es ihr gesundheitlich nicht so dolle geht - so ein Leben kann eigentlich nicht spurlos an einem vorbeigehen. Und sie hat jetzt extremen Stress - und Stress macht infektionsanfällig.
Solltet Ihr die Hündin behalten wollen, dann braucht Ihr viel Geduld und Liebe und Bereitschaft, sich auf die Hündin einzulassen. Und wahrscheinlich auch ein gut gefüllte Portemonnaie - für Trainer, die Euch beraten, wie Ihr Euch verhalten solltet, wie Ihr Kontakt zur Hündin aufnehmen könnt, für Tierärzte, die die meisten älteren Hunde brauchen und und und.
Aber - das kann ich Euch auch versprechen, wenn Ihr Euch auf dies Abenteuer einlasst, werdet Ihr eine wunderbare Geschichte erleben können, wenn so ein Hund bereit ist "aufzutauen" und wenn Ihr daran teilhaben dürft, welche Freude so ein Hund empfinden kann. Allerdings kann dies auch mal ein Jahr und länger dauern.