@mausi
Worauf ich hinauswollte, war, dass eine solche Schreckreaktion, ob nun bei Kaukase oder bei sonst irgendwem nichts, aber auch gar nichts mit bewusster Überlegung zu tun hat. Und man sich darum auch nicht
entscheiden kann, ob man sich nun von Amts wegen erschrecken
möchte, oder "darf", oder nicht.
Nehmen wir ein weniger überzogenes Beispiel, vielleicht macht es das einfacher:
Ich habe Angst vor Spinnen - ab einer gewisse Größe. Und vor brummenden Insekten. Ich weiß, dass Spinnen nützliche Tiere sind. Ich weiß, dass die meisten Spinnen hierzulande harmlos sind. Ich töte darum in der Regel keine Spinnen (auch keine Wespen), und habe gelernt, damit zurechtzukommen.
Trotzdem bekomme ich beim Anblick einer Spinne ab einer gewissen Größe eine spontane Schreckreaktion, die ich nicht verhindern kann, und unter der ich noch über eine Stunde später leide, mit aufgestellten Nackenhaaren, Kältegefühl bis in die Fingerspitzen, Herzrasen, Schwindel und einem Fluchtreflex, und auch hinterher noch erhöhter Schreckahftigkeit, bei der ich bei jedem schwarzen Fleck an der Wand wieder zusammenzucke, bis es irgendwann abebbt.
Ich will das nicht. Mein Verstand ist auch anderer Meinung. Mein Körper zeigt diese Reaktion aber trotzdem. Ich habe die Wahl nicht. Egal, wie viel ich drüber nachdenke und wie kopfgesteuert ich sonst bin. Das Programm läuft ab und fertig.
Konsequenterweise "müsste" ich bei kleinerern Spinnen genauso reagieren - oder es bei großen lassen. Tu ich aber nicht.
Warum? - Keine Ahnung. Frag mein Gehirn.
Mein Bruder hat Ähnliches bei Schlangen - als er die erste Schlange seines Lebens in freier Natur sah (mit etwa 8 Jahren), sprintete er nach einem Blick drauf spontan los und wir haben ihn erst einen Kilometer weiter wieder eingeholt.
Spinnen sind ihm egal. Ich mag Schlangen. Mach was dran.
Anderes Beispiel:
Es gibt Leute, die "kein Blut sehen können" - das erste Mal erlebt habe ich das auf einer Kinderfreizeit, und der Junge, der beim Anblick eines blutenden Fingers (beim Tischnachbarn) kalkweiß vom Stuhl rutschte, weil ihm spontan schwarz vor Augen geworden war, war glaube ich 6 oder 7, und sonst ein ziemlicher Rabauke. Bei dem war das wohl "schon immer" so gewesen, und ich glaube, dass das eine ähnliche Reaktion ist wie die Angst vor Spinnen. Mit ausgeblutetem Schnitzel hatte er kein Problem, mit getöteten Fischen beim Angeln dann schon eher wieder - wie gesagt, der reagierte eben auf den Anblick von jeder Art von Blut so, und hatte gar keine Zeit, sich zu überlegen, ob er das wollte, oder nicht.
Du tust so, als hätte man immer eine Wahl, ob man sich vor etwas erschreckt oder nicht.
Ich behaupte, so ist es nicht.
Und der Grund für das Erschrecken kann ein Detail sein, nicht das Große Ganze. Darum finde ich es überhaupt nicht seltsam, zB Blut nicht sehen zu können, gebratenes Fleisch aber schon. Oder Angst vor summenden Insekten zu haben und Honig zu essen - der summt weder um meinen Kopf herum, noch krabbelt er, als Beispiel.
Ob man, wenn man auf ein totes Tier so heftig reagiert, sich irgendwann
bewusst macht, dass das eigene panierte Schnitzel auch mal so ausgesehen hat, und dann auf weiteren Fleischverzehr verzichtet, ist eine andere Sache. Das wäre dann aber der
nächste Schritt, nicht der erste - man muss bewusst drüber nachdenken. Das kann man aber erst, wenn einem so etwas mal passiert ist und man
weiß, dass man so reagiert.
Nur passiert sowas - zum Glück - nicht allzu häufig.
Jemandem bei dieser Gelegenheit dann vorzuwerfen, dass man vorher nie drüber nachgedacht hat, wie man sich dann vielleicht fühlen könnte, ist unfair.
Und nein, nicht nur bei Kaukase.