Hier ein Leserbrief aus dem Iserlohner Kreisanzeiger vom 23.1.1901:
Der officielle Hundemord
tritt bekanntlich in Iserlohn in den verschiedensten Gestalten auf. Neuerdings geht, wie schon erwähnt, die steuerpolitische Weisheit hierorts dahin, Hunde, für welche die fällige Steuer nicht bezahlt wird, von Gesetzeswegen abzumurksen. Dem Vernehmen nach geschehen diese Tödtungen auf Grund einer ortsstautarischen Bestimmung, die in ihrer Seltsamkeit allerdings an die bekannte Geschichte von dem Ochsen erinnert, der zu Schilda das Gras auf der Stadtmauer abweiden sollte. Falls die gleiche Praxis von der Vernichtung des Steuerobjects auf andere Gebiete angewandt würde, müßte bei Nichteingehen einer Gebäudeabgabe das in Frage kommende Haus von der Steuerbehörde abgebrochen, bei einem Gewerbesteuerrückstand das Geschäft geschlossen resp. die Waaren und Handwerksgeräthe zerstört werden. Das wäre consequent. - Aber sei dem wie es sei, jedenfalls sollte die Stadt dafür sorgen, wenn einmal die Hundeabschlächterei vor sich gehen muß, daß dadurch kein öffentliches Aergerniß hervorgerufen wird. Das geschieht aber, wenn die städtischen Polizeibeamten mit den confiscirten Hunden auf den Dördel hinausziehen, selbstverständlich gefolgt von einer zahllosen Jugend, und dann unter den Blicken der Kinder die Köt*r mit Revolver und Säbel abthun. So haben sich die Vorgänge zum großen Aergerniß der Bürger thatsächlich abgespielt und es ist entschieden im Interesse der guten Sitten zu fordern, daß solche Sachen nicht wieder vorkommen. Wir sind überzeugt, daß die beauftragten Polizeibeamten nur mit Widerwillen und Ekel an die häßliche Arbeit herangegangen sind, aber sie können selbstverständlich nicht anders handeln wie ihr Befehl lautet. Nach der allgemeinen Meinung aber haben unsere Polizeibeamten auf anderen Gebieten viel Wichtigeres zu thun. Es wurd oft genug betont, es mangele an Polizei hierorts. Da wäre es doch richtiger, die Beamten bei ihrem eigentlichen Dienst zu lassen, als sei zu solchen zwecklosen Dingen zu verwenden. Hauptsächlich muß aber eine andere Form gewählt werden, wenn nun einmal die Tödterei vor sich gehen soll - das kann die Bürgerschaft im Interesse ihrer Kinder verlangen.
Viele Bürger.
- zitat Ende -
Ich weiß ja nicht, wie es Euch so geht, aber mir sind da so einige Parallelen zur heutigen Zeit aufgefallen.
Früher war eben nicht alles besser.
Gruß
tessa
Der officielle Hundemord
tritt bekanntlich in Iserlohn in den verschiedensten Gestalten auf. Neuerdings geht, wie schon erwähnt, die steuerpolitische Weisheit hierorts dahin, Hunde, für welche die fällige Steuer nicht bezahlt wird, von Gesetzeswegen abzumurksen. Dem Vernehmen nach geschehen diese Tödtungen auf Grund einer ortsstautarischen Bestimmung, die in ihrer Seltsamkeit allerdings an die bekannte Geschichte von dem Ochsen erinnert, der zu Schilda das Gras auf der Stadtmauer abweiden sollte. Falls die gleiche Praxis von der Vernichtung des Steuerobjects auf andere Gebiete angewandt würde, müßte bei Nichteingehen einer Gebäudeabgabe das in Frage kommende Haus von der Steuerbehörde abgebrochen, bei einem Gewerbesteuerrückstand das Geschäft geschlossen resp. die Waaren und Handwerksgeräthe zerstört werden. Das wäre consequent. - Aber sei dem wie es sei, jedenfalls sollte die Stadt dafür sorgen, wenn einmal die Hundeabschlächterei vor sich gehen muß, daß dadurch kein öffentliches Aergerniß hervorgerufen wird. Das geschieht aber, wenn die städtischen Polizeibeamten mit den confiscirten Hunden auf den Dördel hinausziehen, selbstverständlich gefolgt von einer zahllosen Jugend, und dann unter den Blicken der Kinder die Köt*r mit Revolver und Säbel abthun. So haben sich die Vorgänge zum großen Aergerniß der Bürger thatsächlich abgespielt und es ist entschieden im Interesse der guten Sitten zu fordern, daß solche Sachen nicht wieder vorkommen. Wir sind überzeugt, daß die beauftragten Polizeibeamten nur mit Widerwillen und Ekel an die häßliche Arbeit herangegangen sind, aber sie können selbstverständlich nicht anders handeln wie ihr Befehl lautet. Nach der allgemeinen Meinung aber haben unsere Polizeibeamten auf anderen Gebieten viel Wichtigeres zu thun. Es wurd oft genug betont, es mangele an Polizei hierorts. Da wäre es doch richtiger, die Beamten bei ihrem eigentlichen Dienst zu lassen, als sei zu solchen zwecklosen Dingen zu verwenden. Hauptsächlich muß aber eine andere Form gewählt werden, wenn nun einmal die Tödterei vor sich gehen soll - das kann die Bürgerschaft im Interesse ihrer Kinder verlangen.
Viele Bürger.
- zitat Ende -
Ich weiß ja nicht, wie es Euch so geht, aber mir sind da so einige Parallelen zur heutigen Zeit aufgefallen.
Früher war eben nicht alles besser.
Gruß
tessa