Wir hatten auch mal so einen Heckscheibenaufkleber
Und ansonsten haben wir unzählige T-Shirts udn ich hab Aufnäher auf dem Rucksack etc.
Ja, es hat schon z.T. einen etwas sektenartigen Charakter, das ist richtig. (Sie sind sich dessen auch bewusst und haben zumindesr in den letzten Jahren daher oft versucht positiv zu nutzen z.B. mit diversen Benefiz-Projekten).
Die Frage nach dem Warum... ich versuche es dir zu erklären:
Die Onkelz sind mit keiner anderen Band vergleichbar, aber letztlich entzieht sich das den Worten, das ist einfach ein Gefühl. Das entwickelt man wenn man die musik hört und auf den Konzerten ist - oder eben nicht.
Die Onkelz sind keine Band, sie sind fast eine Lebenphilosophie. Es gibt wohl kaum eine Band, die auch das Verhältnis zu ihren Fans so oft in den Liedtexten thematisiert, die ihre Fans auf einer deratig persönlichen Ebene anspricht und ihre Fans (so nennt man das in der Sozialarbeit fachlich) "da abholt, wo sie sind".
Sie polarisieren sehr stark. Man liebt sie oder man hasst sie und alles was polarisiert, hat die Eigenschaft, sehr stark bindend zu wirken, Vorallem wenn der Teil derer, die sich zugehörig fühlen sehr klein ist udn sich gegen die große Mehrheit der "Hasser" behaupten muss. Dieses ist Stoff vieler Texte der Onkelt in der frühen udn mittleren Phase.
"Mit dieser Band, hast du nicht viele Freunde, doch die die hast, teilen deine Träume. Die die du hast, teilen alles mit dir!"
Onkelz hören ist pure Emotion. Man "lebt" in diesen Liedern.
Die Onkelz kommen von ganz unten, vom Bodensatz der Gesellschaft sozusagen - und das war eben ursprünglich auch die Zielgruppe.
Sie haben sich in den vergangenen 25 Jahren dann hochgearbeitet, da raus gekämpft, ihre Drogensucht im Laufe der Bandgeschichte überwunden (bei Kevin gabs eben nach dem Bandaus den Rückfall), ihre Leben neu geordnet, der Skin-Szene den Rücken gekehrt und all das immer in den Liedern thematisiert. Auch der Tod des besten Freundes der Band (er wurde ermordet) wurde öfter thematisiert und der Trauerprozess vertont. Ebenso die Trennung von langjährigen Lebenspartnern mit dem typischen Tief und der Depression, die darauf folgt und bei den Onkelz weiß man, dass dies - im Gegensatz zu den ganzen Boybands, die ja auch durch schnulzige Liebeskummerlieder glänzen - absolut authentisch ist (und sich dem weniger schnulzig nähern).
Daher waren sie für ihre Fans immer ein Leitfaden und ein Vorbild. Alles, was ihnen negatives widerfahren ist, haben sie vertont und immer mit dem Tenor "du kommst aus der ******* auch wieder raus, du musst nur kämpfen, wir helfen dir".
Auf diese Weise haben sie unzählige Leute musikalisch an die Hand genommen und auf dem Weg in ein neues Leben begleitet. Man kann sich mit den Onkelt nicht befassen, ohne immer udn immer wieder auf Aussagen von Fans zu stoßen, die sagen: "Ohne die Onkelz wäre ich schon längst tot", "Die Onkelz haben mein Leben gerettet", "die Onkelztexte geben mir kraft in schweren Stunden". Die Lebensläufer vieler Fand gerade der frühen Onkelzphase sind einfach absolut untrennbar mit der Entwicklung der Band verbunden.
Nun bin ich ein Fan der späten Stunde. Ich bin Onkelzfan seit 1996/97. Damit schon ein "Neuling", wenn man betrachtet, dass die Onkelz seit 1980 existieren und seit 2005 nicht mehr. Ich komme auch nicht von "ganz unten", sondern aus recht gutem Haus, wo das Onkelzhören erstmal direkt verboten wurde. daher sind die Auswirkungen, die die Musik und die Band auf mein Leben hat, natürlich ungleich schwächer als bei den meisten älteren Fans (weswegen ich mich z.B. nie mit einen Onkelz-Motiv tätowieren lassen würde). Aber bestimmte Effekte stellen sich auch bei mir ein.
Die Onkelz haben mich durch eine schwierige Phase in der Pubertät begleitet und auch mir durch ihre Texte viel Kraft gegeben, wenn auch bei mir immer eher aus der Perspektive "Man kann noch viel schlimmeres überstehen, reiß dich mal zusammen".
Die Onkelztexte haben sich im Laufe der jahre sehr verändert. Mir persönlich gefallen die ganz alten Sachen z.B. gar nicht. Abgesehen davon, dass sie mir musikalisch zu primitiv sind, suhlen sie sich da für mein Geschmack zu sehr in der Opferrolle und zelebrieren ihr beschissenes Leben, gemixt mit gehöriger Portion Wut und Pathos. Im Laufe der Zeit wurde vieles reifer, man zeigte eher auch positive Sachen auf, gab Hoffnungen in texten, thematisierte philosophische Themen, brachte Gesellschaftskritik nicht mehr nur in dem Tenor "alles ist *******" vor und die exzessive Verwenung von Vulgärvokabular wurde mit der Verwendung von Fremdworten und wissenschaftlichen Worten (bei denen ich unterstelle, dass viele Fans der ersten Stunde, diese erstmal nachschlagen müssen), kombiniert. Das macht für mich persönlich z.B. einen Teil des Chames aus, diese Kombiantion aus sehr intelligenter, fast philosophischer Thematik mit (fast) vulgären Ausdrücken, die es "beim Namen nennen" und für eine breite Masse verständlich machen.
In meinen Augen war das Onkelzaus eine logische Konsequenz der Bandreifung, weil sie sich einfach mit der zeit auch über die Fans der ersten Stunde hinaus entwickelt haben. Die ganzen letzten Alben wurden zunehmend mehr kritisiert, nicht nur wegen Kommerz udn weil plötzlich auch Teenies Onkelz hörten, sondern auch, weil es vielen plötzlich zu soft, zu brav, zu intelligent, zu wenig gewaltgeprägt, zu wenig rebellisch war. Aber die Leute sindnunmal keine 20 mehr und sind nicht mehr der Bodensatz der Gesellschaft und dann funktioniert es auch nicht mehr, diese Musik weiter zu machen udn diese Texte weiter glaubwürdig rüberzubringen. Zur Versöhnung waren auf den Alben immer noch 2-3 "wir gegen alle" und "wir sind die härtesten"- Songs drauf, um die alte Klientel, denen sie ja auch so viel verdanken nicht ganz hängen zu lassen, aber es war nicht mehr authentisch. Es war einfach nur noch gekünstelt - zumindest empfinde ich es so, wenn ich mir bestimmte Stücke der letzten Alben anhöre. Daher fand ich die Auflösung nur logisch udn begrüßenswert, denn mit knapp 50 noch auf der Bühne zu stehen und Songs zu performen mit den Titeln "Kneipenterroristen", "Danke für nichts!" etc. hat in meinen Augen bestenaflls etwas lächerliches und peinliches.
Da Stephan in meinen Augen der intelligenteste Kopf in der Band ist, ist ihm dies eben auch zuerst klar geworden und er hat den Cut gezogen. (Was im Übrigen in meinen Augen VÖLLIG gegen den Kommerzvorwurf spricht, denn was wäre wohl erträglicher gewesen, als die Onkelzkuh auf dem Höhepunkt des Erfolges noch 10 Jahre weiter zu melken??? AUf all das hat Stephan mit der Auflösung der Band doch autoamtisch verzichtet!)
Ich bin sicher, dass ich - gerade für den letzten Abschnitt - hier Haue bekomme. das ist meine persönliche Analyse der Dinge. Kann ich falsch mit liegen, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich das nicht tue. Ich denke aber, dass zumindest dem ersten Teil die meisten zustimmen werden.