SPD-Vertreter möchte Kampfhunde ganz abschaffen
Schaafheim/Hessen, 10.2.02
„Kann man nicht solche Kampfhunde irgendwie ganz abschaffen?“, sinnierte der SPD-Gemeindevertreter Otto Fengel kürzlich im Schaafheimer Gemeindeparlament. Das sorgte für gewisse Heiterkeit und den Hinweis, dass man diese Hunde ja schließlich nicht erschießen könne. Wohl aber werden deren Halter in die Zange genommen: 600 Euro Hundesteuer werden in der Bachgaugemeinde pro Jahr für einen Hund fällig, dessen Rasse auf einer Liste des hessischen Innenministeriums allgemein als „gefährlich“ eingestuft wird. Als „gefährlich“ gelten auch andere Hunde, wenn dies durch entsprechende Vorfälle belegt ist.
Landesweit gelten inzwischen hohe Auflagen für das Halten solcher Hunde. Nicht nur „Herrchen“ und „Frauchen“ müssen sich einer Prüfung unterziehen, auch der Hund muss periodisch einen „Wesenstest“ absolvieren – auf Kosten des Hundehalters. Warum aber wird angesichts quasi amtlich zertifizierter Nicht-Gefährlichkeit immer noch die hohe „Strafsteuer“ fällig? Dies fragen sich die Bürger auch in Schaafheim. Dort hat eine Initiative zur Änderung der Hundesteuersatzung immerhin 800 Unterschriften gesammelt und den Gemeindevorstand bewogen, dem Parlament einen entsprechenden Antrag vorzulegen.
Allerdings zeigte sich der Gemeindevorstand in der Diskussion über diesen Antrag schlecht vorbereitet. Das Parlament lehnte dessen Ansinnen mit einer deutlichen Mehrheit quer durch alle Fraktionen ab.
Für die dreizehnjährige Staffordshire-Mischlingshündin Tila werden pro Jahr also weiterhin 600 statt 24 Euro fällig. Das ärgert ihren Halter Werner Beismann, der auf eine differenziertere Behandlung des Antrags im Parlament gehofft hatte. Jetzt steht er mit seinem nicht sehr großen, aber stämmig gebauten Vierbeiner auf dem Parkplatz der Schaafheimer Kulturhalle und wartet. Es ist mal wieder Zeit für den Wesenstest. Als staatlich zugelassener Gutachter kommt Peter Pfaffinger. Der ist Polizeibeamter und Ausbilder für das Hundewesen an der Hessischen Polizeischule in Mühlheim am Main. Ein Fachmann also, der allerdings auch seine Qualifikation erst einmal dem Regierungspräsidium in Darmstadt darlegen musste, bevor er von dort zur gutachterlichen Tätigkeit zugelassen wurde.
Und auch der Wesenstest ist nicht ohne, wie die nun folgende Stunde zeigt. Sich vom fremden Mann anschauen, anfassen, betasten zu lassen, ist noch eine der einfacheren Übungen für Tila. Ohne Knurren und Murren absolviert sie auch den „Mein Herrchen ist in der Metzgerei und ich bin draußen angeleint“-Test: Beismann muss sich hinterm Pkw des Gutachters verstecken, Pfaffinger hebt drohend die Hand über der Hündin, wischt sie in Bruchteilen von Sekunden vor ihrem Gesicht vorbei, rempelt die Hündin auch noch „im Vorbeigehen“ an. Tila bleibt ruhig und lässt sich gleich darauf vom Tester vertraulich tätscheln.
Einzig beim Zusammentreffen mit einem von Pfaffinger eigens mitgebrachten Rüden zeigt sie eine gewisse Aggressivität, und es braucht eine Weile, bis sie sich beruhigt, nachdem Kollege Vierbeiner wieder in der Box sitzt. Aber Pfaffinger attestiert, „dass es wohl schon eine Rauferei gegeben hätte, die aber mit der normalen Unterwerfungsgeste des Schwächeren auch beendet gewesen wäre.“ Auch hier also kein Grund, Tila als „gefährlich“ einzustufen.
Schließlich folgt ein Spaziergang durch den Ort: Passanten, Kinderwagen, hupende Autos – das ganze alltägliche Stressprogramm, bei dem sich Tila ebenfalls nicht als „aggressiver“ Hund erweist. Das kriegt Beismann von Pfaffinger schließlich schwarz auf weiß. Die Erfüllung dieser rechtlichen Voraussetzung zum Halten des Bullterrier-Mischlings Tila kostet „Herrchen“ jedes Mal 100 Euro. Dazu kommen in Schaafheim weiterhin die 600 Euro „Kampfhundesteuer“.
Gespannt ist Beismann jetzt, wie die Gemeindeverwaltung mit seinem zweiten Hund umgeht, dessen Rasse ebenfalls als „gefährlich“ eingestuft ist. Der Rüde ist 14 und so krank, dass Pfaffinger es abgelehnt hat, mit ihm noch einmal einen Wesenstest durchzuführen. Aber in Schaafheim wird auch für ihn weiterhin der erhöhte Steuersatz fällig – bis zum bitteren Ende.
Schaafheim/Hessen, 10.2.02
„Kann man nicht solche Kampfhunde irgendwie ganz abschaffen?“, sinnierte der SPD-Gemeindevertreter Otto Fengel kürzlich im Schaafheimer Gemeindeparlament. Das sorgte für gewisse Heiterkeit und den Hinweis, dass man diese Hunde ja schließlich nicht erschießen könne. Wohl aber werden deren Halter in die Zange genommen: 600 Euro Hundesteuer werden in der Bachgaugemeinde pro Jahr für einen Hund fällig, dessen Rasse auf einer Liste des hessischen Innenministeriums allgemein als „gefährlich“ eingestuft wird. Als „gefährlich“ gelten auch andere Hunde, wenn dies durch entsprechende Vorfälle belegt ist.
Landesweit gelten inzwischen hohe Auflagen für das Halten solcher Hunde. Nicht nur „Herrchen“ und „Frauchen“ müssen sich einer Prüfung unterziehen, auch der Hund muss periodisch einen „Wesenstest“ absolvieren – auf Kosten des Hundehalters. Warum aber wird angesichts quasi amtlich zertifizierter Nicht-Gefährlichkeit immer noch die hohe „Strafsteuer“ fällig? Dies fragen sich die Bürger auch in Schaafheim. Dort hat eine Initiative zur Änderung der Hundesteuersatzung immerhin 800 Unterschriften gesammelt und den Gemeindevorstand bewogen, dem Parlament einen entsprechenden Antrag vorzulegen.
Allerdings zeigte sich der Gemeindevorstand in der Diskussion über diesen Antrag schlecht vorbereitet. Das Parlament lehnte dessen Ansinnen mit einer deutlichen Mehrheit quer durch alle Fraktionen ab.
Für die dreizehnjährige Staffordshire-Mischlingshündin Tila werden pro Jahr also weiterhin 600 statt 24 Euro fällig. Das ärgert ihren Halter Werner Beismann, der auf eine differenziertere Behandlung des Antrags im Parlament gehofft hatte. Jetzt steht er mit seinem nicht sehr großen, aber stämmig gebauten Vierbeiner auf dem Parkplatz der Schaafheimer Kulturhalle und wartet. Es ist mal wieder Zeit für den Wesenstest. Als staatlich zugelassener Gutachter kommt Peter Pfaffinger. Der ist Polizeibeamter und Ausbilder für das Hundewesen an der Hessischen Polizeischule in Mühlheim am Main. Ein Fachmann also, der allerdings auch seine Qualifikation erst einmal dem Regierungspräsidium in Darmstadt darlegen musste, bevor er von dort zur gutachterlichen Tätigkeit zugelassen wurde.
Und auch der Wesenstest ist nicht ohne, wie die nun folgende Stunde zeigt. Sich vom fremden Mann anschauen, anfassen, betasten zu lassen, ist noch eine der einfacheren Übungen für Tila. Ohne Knurren und Murren absolviert sie auch den „Mein Herrchen ist in der Metzgerei und ich bin draußen angeleint“-Test: Beismann muss sich hinterm Pkw des Gutachters verstecken, Pfaffinger hebt drohend die Hand über der Hündin, wischt sie in Bruchteilen von Sekunden vor ihrem Gesicht vorbei, rempelt die Hündin auch noch „im Vorbeigehen“ an. Tila bleibt ruhig und lässt sich gleich darauf vom Tester vertraulich tätscheln.
Einzig beim Zusammentreffen mit einem von Pfaffinger eigens mitgebrachten Rüden zeigt sie eine gewisse Aggressivität, und es braucht eine Weile, bis sie sich beruhigt, nachdem Kollege Vierbeiner wieder in der Box sitzt. Aber Pfaffinger attestiert, „dass es wohl schon eine Rauferei gegeben hätte, die aber mit der normalen Unterwerfungsgeste des Schwächeren auch beendet gewesen wäre.“ Auch hier also kein Grund, Tila als „gefährlich“ einzustufen.
Schließlich folgt ein Spaziergang durch den Ort: Passanten, Kinderwagen, hupende Autos – das ganze alltägliche Stressprogramm, bei dem sich Tila ebenfalls nicht als „aggressiver“ Hund erweist. Das kriegt Beismann von Pfaffinger schließlich schwarz auf weiß. Die Erfüllung dieser rechtlichen Voraussetzung zum Halten des Bullterrier-Mischlings Tila kostet „Herrchen“ jedes Mal 100 Euro. Dazu kommen in Schaafheim weiterhin die 600 Euro „Kampfhundesteuer“.
Gespannt ist Beismann jetzt, wie die Gemeindeverwaltung mit seinem zweiten Hund umgeht, dessen Rasse ebenfalls als „gefährlich“ eingestuft ist. Der Rüde ist 14 und so krank, dass Pfaffinger es abgelehnt hat, mit ihm noch einmal einen Wesenstest durchzuführen. Aber in Schaafheim wird auch für ihn weiterhin der erhöhte Steuersatz fällig – bis zum bitteren Ende.