Seminar: Baumann'sche Tour de Force

PerlRonin

Dicker KSG-Dackel™
Mod-Team
15 Jahre Mitglied
...oder: Thomas und Ina Baumann in Düsseldorf bei , da muss man doch hin!

Vorneweg: Ich weiss, dass ich die versprochenen Berichte vom Praktikum und der Rauferwoche im Hundezentrum Baumann schuldig bin. Ich tat mich sehr schwer mit dem Schreiben, und bin immer wieder daran gescheitert, dass ich die gesehenen Fälle im Grunde nicht beschreiben kann und will. Rein rechtlich hätte es vielleicht gereicht, Namen zu ändern oder weg zu lassen, aber ich möchte wirklich nicht, dass sich jemand, der mit einem Problem nach Dresden gefahren ist, sich dann in einem Erfahrungsbericht wieder findet. Insofern werde ich gerne per privater Mail Auskunft über meine Eindrücke geben, aber auch dort nicht auf die gesehenen Fälle eingehen.
Der Vortragsabend

Von den 2 Wochen die ich in Dresden verbracht hatte, kann ich auf jeden Fall sagen, dass Thomas sehr gut erklärt und mit vollem Herz bei der Sache ist. Die Seminare in Dresden fanden in sehr intimen Rahmen auf dem Hof statt, und ich war sichtlich überrascht, als die Freizeitstätte Garath in Düsseldorf angemietet hatte, die deutlich über 100 Zuhörer fassen kann. Um es kurz zu machen, Thomas braucht sich auch vor einer solchen Publikumsgröße in keinster Weise zu verstecken.

Direkt zu Beginn, kurz nach 19:00 steckte er den Rahmen fest und teilte vorab schon mit, dass die Halle um 22:00 schließt, und das diese Zeit knapp bemessen sei. Was folgte war ein unterhaltsamer, stets im Dialog mit dem Publikum, und teils kontrovers diskutierter Vortragsabend, in dem Thomas von der Welpenerziehung über den Alltag mit Hund, bis zur Ausbildung von Sporthunden einen globalen Überblick über geeignete und ungeeignete Erziehungsmethoden gab, und alle Fragen ausführlich beantwortete, soweit es der Rahmen eines solchen Vortrags zuliess.
Ich selbst habe bei diesem Vortrag mindestens 3 Punkte, die ich selber falsch mache entdeckt, und direkt sinnvolle Alternativen angeboten bekommen.

Anders als Günther Bloch, der sich ja mittlerweile nur noch als Canidenforsccher und nicht mehr als Hunde/Menschenerzieher sieht, bot Thomas neben den Informationen, was alles falsch läuft, eben auch Alternativen an, wie Hundehalter es besser anstellt. Insofern ist jeder, der sich durch den Vortrag Unterstützung oder neue Einsichten bei einem Erziehungsproblem erhofft, bei dieser Veranstaltung erheblich besser aufgehoben, als das bei Günther Bloch der Fall ist - wenn ich diesem auch immer wieder gerne zuhöre.

Der Angst-Aggressions-Workshop

Die nächsten 2 Tage kamen wir wieder einmal bei den unter, die uns wie auch schon beim Günter Bloch Seminar zum Aggressionsverhalten, herzlich empfingen und außerordentlich gut verpflegten.

Der Name Thomas Baumann und das Thema Angst-Aggression sind nach meiner Erfahrung so deutlich miteinander verknüpft, wie bei keinem anderen bekannten Hundetherapeuten in Deutschland oder dem deutschsprachigen Ausland. Seine Erfolge in diesem Bereich sprechen, trotz teilweise harscher Kritik, sowohl aus den Lagern der Hardliner, als auch von der "antiautoritären" Erziehungsfraktion, für sich.
Los ging es mit 2½ satten Stunden Theorie. Ursachen für Fehlverhalten, Konditionierungs und Lernmethodik, Fehler in der Führposition, und, und, und... Noch mehr als beim Vortragstag war der Dialog mit den Teilnehmern explizit erwünscht, und in diesem kleinen Rahmen ging Thomas auch erheblich ausführlicher auf die angesprochenen Themen ein.

Nach einer Mittagspause ging es dann an die Vorbereitungen des praktischen Teils. Die Biographien der einzelnen Hunde wurde kurz durchgesprochen, und dann ging es auf den Platz. Abhängig von den zuvor besprochenen Problemen wurden die Hunde dann in der Konfrontation mit Artgenossen oder Menschen beobachtet. Thomas ging dann immer wieder auf beobachtete Probleme ein, bot alternativen zur Stärkung der Führposition oder der sozialen Bindung an. Hier konnte man dann zum ersten Male auch Ina in Aktion erleben, die mit Ihrem scharfen Auge für kleinste Details immer wieder wichtige Hinweise auf sonst unbemerkte Ursachen für Probleme gab. Aus eigener Erfahrung beim während der Raufer-Woche kann ich bestätigen, dass Ina nicht die geringste Kleinigkeit entgeht: "Lass' die Arme hängen. Jetzt Korrigieren, nein zu spät. Er rennt Dir davon, hol in zurück, nein, am Halti. Nun vorholen, am Geschirr...". Das Stresst, aber es bringt auch enorme fortschritte. Ina ist aber nicht nur gut und schnell in der Kritik, sondern auch enorm geschickt darin, die Ursachen für die diversen Führfehler zu erkennen, und steht nach den übungen auch mit entsprechendem Rat zur Seite.

Jeder Fall wurde ausführlich behandelt, und anschließend in der Videoanalyse nochmal in der Gruppe besprochen. Hier hatte nun auch der betroffene Halter endlich Gelegenheit, die besprochenen Probleme in Ruhe "von außen" zu betrachten.

Auch beim Praktikum habe ich schon bewundert, wie Thomas mit den einzelnen Hunden umgeht. Er hat sich jeden Hund selber erfühlt, ist mit ihnen gegangen, hat sich je nach Charakter mit ihnen auf dem Boden gerollt und sie angespielt oder ganz beruhigend in Tellington-Manier abgestreift oder massiert. Immer wieder konnte man beobachten, dass es, manchmal nach anfänglichem Sträuben, nur kurze Zeit dauerte, bis sich ein Hund fest an Thomas anlehnte. Sein Gespür dafür, was der jeweilige Hund braucht, und die Offenheit, mit der er sich auf die Hunde einlässt, ist immer wieder schön zu beobachten, und der Hauptgrund, weshalb ich ein Fan seiner Arbeit bin - auch wenn er dieses Wort in seinen Ansprachen immer wieder ablehnt.

Wie auch schon beim Vortrag, gilt auch für diesen Workshop, dass er im Grunde die logische Fortsetzung von Blochs Veranstaltung ist, denn hier wurden echte Lösungen angeboten und Antworten gegeben. Es wurden in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit selbstverständlich keine Hunde durchtherapiert, aber es wurden Wege aufgezeigt, die weiter verfolgt werden können...

Normalerweise finden die Angst-Aggressions-Workshops auf 2 Tage verteilt statt. Diesmal wurde die Veranstaltung auf einen Tag komprimiert, der dann allerdings fast 10 anstrengende Stunden andauerte.

Das Motivationsseminar

Tag 3 stand unter einem völlig anderen Tenor als der Vortag. Motivation war angesagt, und wieder gab es bis zum Mittag Theorie und Informationen im Dialog mit den Teilnehmern.
Nach der Mittagspause wurden die 10 Teilnehmer in Gruppen zu den einzelnen Motivationsübungen verteilt:
  • Longiertraining
  • ZOS - Ziel-Objekt-Suche
  • Spiel- und Beutemotivation
  • La-Ko-Ko
Jeder Teilnehmer musste zuerst den Minutenkreis durchlaufen um dann eine Session in seiner entsprechenden Gruppe mit zu machen.

Der Minutenkreis ist eine einfache Sozial-kommunikative Übung, in der man sich eine Minute lang mit seinem Hund beschäftigen muss. Dabei ist egal, ob man aktiv, spielerisch oder beruhigend streichelnd mit seinem Hund kommuniziert. Die Frage ist nur, wieweit der Hund mitmacht, wieweit er bei der Sache ist, und das Mensch-Hund-Team harmonieren.

Anschließend gab es Einweisungen in der jeweiligen Arbeit, und Maneuverkritik von Thomas und Ina. Zu Anfang folgte auch noch die Videoanalyse, welche jedoch bei den letzten Gruppen aufgrund eines Stromausfalls weg fiel. Thomas und Ina gaben sich alle Mühe, trotzdem nocheinmal im Detail auf die von ihnen beobachteten Punkte einzugehen und alle verbliebenen Fragen zu beantworten.

Ich selber interessiere mich zwar schon eine ganze Weile für das Longiertraining, da ich in der Hundeschule jedoch mittlerweile oft die Übungen zu Motivation, Spiel und Bindungsstärkung moderiere, war mir nach kurzer Rücksprache mit Thomas lieber, eine Ist-Stand-Bewertung meines Spiels mit Eddie zu erhalten.
Wie man auf Ullas Bild links deutlich sehen kann, war Eddie zum Zeitpunkt, als wir endlich an der Reihe waren, bereits völlig entnervt und fertig, denn solche Tage nehmen ihn ordentlich mit. Beim Spiel selber war er jedoch, wie immer, mit Feuer und Flamme dabei, so dass er endlich auch ein bisschen Spass und Action haben konnte, nach all der Warterei.

Thomas' und Inas Eindruck von meinem Spiel war wohl gut, und wenn es auch ein paar Verbesserungspunkte gab, die ich hoffentlich erfolgreich umsetzen werde, scheine ich doch auf dem richtigen Weg zu sein.

Auch dieses Seminar ist sonst für 2 Tage angesetzt. Es wäre schön gewesen, wenn alle Teilneher alle Gruppen hätten durchlaufen können, aber das war im Gegebenen Zeitrahmen einfach nicht machbar.

Auch dieses Seminar ist normalerweise für 2 Tage angesetzt, und so dauerte dieser Tag sogar noch ein bisschen länger als der Vortag, aber so anstrengend er war, so "motivierend" war er auch, direkt mit dem neu erlernten loszulegen bzw. es in das zukünftige Training einfließen zu lassen...

Meinen besonderen Dank nochmal an Ulla für die tollen Fotos die sie mir zugeschickt hat!

Für Interessierte noch ein paar Links zu Informationen auf der :
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Hallo Michael,

danke für Deine überaus gelungene Zusammenfassung der 3 Tage :zufrieden: Du hast recht, es war mal wieder klasse. Auch wenn ich leider nicht alle 3 Tage mitmachen konnte, so habe ich mal wieder auf dem Vortrag und auch beim Praxisseminar "Motivationstechniken" eine Menge gelernt.

Hoffen wir mal, daß Thomas und Ina bald wieder ins Rheinland kommen. Ich bin auf jeden Fall wieder mit dabei ;)
 
Danke für den ausführlichen Bericht. :)

Warum findet sowas eigentlich nie im Süden statt... :eg: ;)
 
:zufrieden: Ein klasse Bericht.
Ich konnte leider nur an dem Angst/Agressions Workshop teilnehmen, aber ich war begeistert.
Wenn sich nochmal die Möglichkeit bietet bin ich wieder dabei.


LG Iris
 
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