Nach meiner Erfahrung ist das deutlich mehr als eine bloße Vorstellung.
Woher soll's denn kommen, das "anständige" und "menschliche" Verhalten, wenn jemand selbst tagäglich nur Gewalt, Ausbeutung und das Recht des Stärkeren kennenlernt? Und wenn in seiner unmittelbaren Umgebung nur diejenigen Erfolg haben (und nicht oder doch weniger einstecken müssen), die am kräftigsten austeilen?
Versteht mich nicht falsch, dadurch wird das, was die tun, nicht besser, und würden die mich (oder einen von uns) überfallen, würde sich das dadurch nicht besser anfühlen und man wäre vermutlich am Ende nicht weniger tot.
Aber verdammt noch mal - bei jedem Hund, der auch nur ganz vielleicht aus schlechter Haltung kommt, der misshandelt wurde, oder zumindest ohne vernünftige Erziehung aufgewachsen ist und nie die Chance hatte, sozialverträgliches Verhalten zu lernen, wird hier eine Therapie gefordert, auch dann, wenn er schlimm gebissen hat...
Aber bei nem Menschen, der es mutmaßlich auch nicht anders kennt - Killerkommando. Folter an den Hals. Denen genau dasselbe antun. Aber zackig. Die sind ja so verroht, da haut man dann am besten auch noch mal drauf.
Ich denke ehrlich, viele von denen lachen über das, was wir uns hier so unter Gewalt vorstellen.
Und warum? Weil sie so geboren sind? Weil sie "einfach schlechte Menschen" sind? Auf die man dann mal draufhauen kann, um sich besser zu fühlen?
Dass wir überhaupt anders denken können... - mitleidig, barmherzig, auch "Fremden" oder Tieren gegenüber - das ist keine Selbstverständlichkeit, das ist ein Geschenk. Das wir unserem Leben hier, in einer halbwegs sicheren Umgebung verdanken.
Und das viele von uns übrigens auch nicht immer nutzen.
Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in der es wegen der Abgelegenheit viele Kinder- und Jugendheime gab, in die Kinder und Jugendliche gesteckt wurden, die ihren Eltern weggenommen worden waren. Die sollten in einer neuen Umgebung neu anfangen, und die Entfernung machte auch ein Ausreißen und Rückkehr nach Hause unwahrscheinlicher.
Dort gab es "immer mal wieder " (nagelt mich jetzt nicht auf Zahlen fest) Kinder, die Tiere gequält oder misshandelt und teilweise auch umgebracht haben. Wohlgemerkt, teilweise Kinder im Grundschulalter. In der Regel waren das welche, die selbst schwer misshandelt worden waren.
Nun machte zwar nicht jedes schwer misshandelte Kind sowas, aber die, die es machten, hatten ausnahmslos eine solche Vorgeschichte.
Ich erinnere mich, dass wir einmal mehrere solche "Heimkinder" mit dem Nachbarsjungen zusammen (auf den meine Mutter manchmal aufpasste) im Garten zum Spielen hatten. Darunter war ein "neues Kind", ein Junge, der gerade in die Schule gekommen war.
Und der sagte, als er unseren Hund gesehen hat, ganz gleichmütig: "Ach ja, wir hatten zuhause auch einen Hund. Einen Dackel. Aber mein Vater hat ihn totgetreten."
Und als meine Mutter dann genauso beiläufig meinte: "Das war sicher sehr schlimm für dich", sagte er: "Ja. Mich hat er auch getreten, sodass ich gegen die Wand geflogen bin."
Dieser Junge, wohlgemerkt, mochte unseren Hund - aber ich hätte nicht die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er irgendwelche Aggressionen oder Spannungen nicht an Fröschen oder Kröten oder Kaninchen ausgelebt hätte. Einfach, weil das in seinem Zuhause das übliche Verhaltenmuster gewesen war.
Und wohlgemerkt, das war nichtmal Mexiko, das war Norddeutschland.