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Deshalb wird hier drueben geraten, Bullies nicht zu oeffentlichen Hundeplaetzen zu nehmen. Waerend hier drueben die Geschichte der Rasse viel mit den "ungeschriebenen Regeln" zu tun hat, sehe ich nicht sehr viel davon auf diesem Forum.
Könnte daran liegen, dass wir die ungeschriebenen Regeln nicht kennen.
(Aber ich hab ja auch keinen Bully)
Was ich hier sehe, ist eine allgemeine Meinung, dass alle Rassen im Prinzip gleich sind, und das im Prinzip alle Probleme mit Training und geloest werden koennen. Deshalb mein Kommentar "vielleicht weil ich nicht in Deutschland lebe".
Das mag schon sein. Wobei ich denke - wenn man sich mal damit mehr beschäftigt, kommt man auch hier drüben darauf, dass nicht immer alles ganz so einfach und schön ist.
Ich habe einige Bekannte in den USA, die selbst Hunde haben und viel mit denen machen, und es gibt schon ein, zwei Dinge and die "wir hier" und "ihr da drüben" etwas anders herangehen, sei es bei der Behandlung von Krankheiten oder auch bei Erziehung.
Insgesamt scheint bei Hundeleuten drüben die Flexibilität und Offenheit gegenüber verschiedenen Erziehungsansätzen (Autoritär/Motivationsbasiert/gemischt) etwas größer zu sein, aber andererseits sind drei Leute nicht repräsentativ, und keiner davon hat Bullies oder auch nur Dobis.
Und auch die Toleranz gegenüber hundespezifischen Eigenarten ist dort eher so, wie ich es hier noch aus meiner Jugend kenne.
(Als ich mal schrieb, dass mir Nachbarn gedroht hatten, mich anzuzeigen, weil mein Hund am Gartenzaun bellt - allerdings tat er das ziemlich - gefährlich - haben die drei Damen vom Grill gar nicht verstanden, was ich ihnen da erzählt habe - und konnten mir dementsprechend auch nichts raten.)
Die Kommentare im Bezug auf Odinbaby's Videos waren sehr... kritisch... lol, eigentlich auch eine dt. Eigenheit, die mir viele Leute hier drueben uebel nehmen.. wir sind besser mit der Kritik, als mit dem Loben. Kritisches Denken wird in der dt Schule viel gefoerdert.. ich habe mein Abitur innerhalb der besten 10% bestanden.. ich weiss schon ein wenig, wovon ich da rede.
Da hast du absolut Recht. Und am schlimmsten sind Lektoren. Die haben dieses deutsche Hobby nämlich zu ihrem Beruf gemacht...
Lass mich mal zusammenfassen, wie ich das sehe (mein Senf, sozusagen). Es hoert sich fuer mich so an, als ob jeder Hund mit den selben Mitteln, jedoch mit unterschiedlichem Energie-aufwand (wie lange es dauert, den jeweiligen Hund so weit zu bringen) "perfektioniert werden kann. Davon abgesehen.. perfekt ist anders fuer jeden Halter.. aber das ist eine andere Diskussion?
Nein, ganz und gar nicht.
Leider spielt in das "Perfekt für jeden Halter" auch immer die Umgebung mit hinein, und da seh ich schon einen Unterschied: In USA ist einfach mehr Platz! Hier hocken wir alle aufeinander wie die Batteriehühner.
Es sieht so aus, als ob Hunde-aggression in einem Pudel das selbe ist, wie in einem Kampfhund... zumindest wird sie im Training genauso addressiert. Sehe ich das richtig?
Das kommt auf den Trainer an. Ein guter Trainer erkennt die Unterschiede von Hund zu Hund - auch die rassebedingten.
Das Problem, dass ich damit habe, ist dass in der Zuchtgeschichte des Pudels aggression nie besonders hervorgehoben wurde. Die Koerpersprache eines Pudels ist anders als die eines Kampfis, anders als die eines Huskies, anders als die eines Border Collies. Wuerde es da nicht anzunehmen sein, dass Rasse im Ende doch etwas damit zu tun hat wie sicher man sein kann, ob sich ein Hund 100% perfekt in bestimmten Umstaenden benimmt?
Doch. Hunde haben ja auch durchaus rassespezifische Motivationen, und was den einen (sagen wir, nen Mastiff) völlig kaltlässt, animiert den anderen (Windhund) zu Höchstleistungen.
Noch ein schönes Vorurteil, das aber eigentlich nichts besser macht: "Es liegt immer am Halter, wenn mit dem Hund was nicht stimmt."
Das mag oft so sein, aber als Pauschalaussage hilft es so gar nicht weiter.
Ganz abgesehen davon.. wenn wir davon ausgehen, dass alle Hunde "perfekt" gemacht werden koennen.. dann habe ich das Gruselbild, dass alle Hunde immer perfekt auf meiner Seite laufen, jeden Moment unter meinem Daumen existieren und nie richtig "Hund" sein koennen. Ich uebertreibe das wohl, aber die meisten "perfekt" trainierten Hunde (besonders nach Buersten-art) machen mich persoenlich traurig. Ich nenne das "den Hund aus dem Hund zu trainieren". Warum eine bestimmte Rasse haben, wenn man eigentlich einen Labrador als Blindenhund haben will?
Das eine ist, was man will, das andere, was einem die Gesellschaft hier (teilweise! Nicht überall!) noch erlaubt.
Hast du mal in den "Brauchen wir ein Hundehaltergesetz in NRW"-Thread reingeschaut - das ist echt krass, aber dazu kommt es, wenn man seit Jahren quasi unter Beobachtung steht und das Gefühl hat, als Hundehalter ein Feind der Geselschaft zu sein.
Ich philosphiere so vor mich hin, gebe ich zu. So weit es mein eigene Philosophie im Training angeht: ich mag Hunde etwas mehr selbst-staendig, mag gerne, wenn er auch seine eigenen Ideen hat um ein Problem zu loesen (statt immer auf mich zu schauen). Was ich viel mit Korrektur-basiertem Training sehe ist ein langsames Ausquetschen der Individualitaet der verschiedenen Hunde. Der Hund traut sich nicht mehr, etwas Neues anzubieten.
Hier bilden sehr viele Leute motivationsbasiert aus, und leider gibt es darunter welche, die Korrekturen jeder Art als absolutes Teufelswerk ansehen. Da darf der Hund dann eben NUR von sich aus anbieten und wird NIE korrigiert.
Ich denke, es gibt Hunde, die auf die eine oder die andere Art besser lernen, oft am besten mit einer sinnvollen Mischung.
Man muss immer auf den Hund schauen, also sehen, was man hat, und dann sehen, was man erreichen will. Und dann überlegen, wie... (und manchmal leider auch: Wie schnell...)
Meine Meinung.