Das erinnert mich ungemein an den Tervueren-Rüden Axel, den ich bei mir in der Fundtieranlage hatte.
Eines Nachts rief der Sicherheitsdienst des Asylantenheimes, welches sich vor den Toren unserer Stadt im Wald befindet an und sagte der Feuerwehr, sie hätten im Wald einen Hund gefunden. Unsere Feuerwehr ist hin und hat den geholt. Ich komme früh in die Anlage und sehe einen Traum von einem Tervueren, sehr abgemagert, völlig verwahrlost, das Fell voller Filzplatten, aber trotzdem ein Traum, ich habe mich sofort verliebt! Ich habe dann den ganzen Vormittag gebraucht, um sein Fell einigermaßen zu reinigen und von den Filzplatten zu befreien. Er hat genauso mit mir gekuschelt wie mein Gabin, ich war hin und weg. Als nebenan Geräusche aus der Anlage der Polizei zu hören waren, habe ich den Kerl geschnappt und bin an den Zaun, um meinen neuen Gast zu zeigen. Der Polizist, der dort war sagte sofort: "Das ist doch der Axel, wo kommt der denn her?"
Es stellte sich dann heraus, dass Axel von einem Polizisten privat gekauft worden war, um ihn nach entsprechender Ausbildung dann an die Polizei zu verkaufen und eventuell sogar selbst zu führen, so läuft das bei denen nämlich auch oft.
Axel hatte genau das gleiche Problem wie maikes Mali, er biss kurz an und ließ dann sofort aus. Außerdem war er nach Aussage des Polizisten völlig unberechenbar und hat mehrere Leute (so hat er das ausgedrückt) ohne Grund "aus der Jacke geholt"! Da hat der Polizist ihn dann an eben den Sicherheitsdienst, der ihn als gefunden meldete, abgegeben.
Schön für mich, dass ich nun diese ganzen Informationen hatte, habe auch noch mit dem Polizisten, der ihn als Welpe gekauft hatte, telefoniert und nach mehr gefragt. Dem tat das alles sehr leid, das wars dann auch für den. Ich habe dann erstmal den Sicherheitsdienst informiert, dass ich Bescheid weis und habe den zur Kasse gebeten, die haben auch anstandslos einen Pauschalbetrag für Axels Unterbringung bei uns bezahlt, um keinen weiteren Ärger zu kriegen. Den hätten sie allerdings auch nicht wirklich ernsthaft kriegen können, es war ja nicht direkt ein Aussetzen eines Hundes, jedenfalls hat unser Rechtsamt gesagt, dass eine Anzeige nicht viel bringt.
Nunja, jetzt hatte ich also einen extrem riesigen Tervueren mit einigen Problemen in der Anlage.
Das hat einige Zeit erfordert, aber ich hab ihn hingekriegt. Als mein Mann mal mit unseren Hunden über ein verlängertes Wochenende nach Frankreich zum Training fuhr und auch meinen Haushund Gabin mitnahm, habe ich den Axel mit nach Hause genommen und konnte ihn dann auch sozusagen in Familie beobachten. Außerdem habe ich ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit auf den Hundeplatz genommen. Axel hat große Aufmerksamkeit erregt, er hat allen gefallen. Dadurch, dass er dann ja so viel Kontakt mit relativ erfahrenen Hundehaltern hatte, war es nicht schwer, ihm sein Geknurre, welches sofort auftrat, wenn sich ihm ein Mann näherte, abzugewöhnen. Leute vom Hundeplatz sehn das ja nicht so eng und strecken die Hand auch mal nach einem Hund aus, der solche Mätzchen macht. Wenn er sich dann anfassen ließ (ich hatte ihn immer so gut im Auge/im Griff, dass ich Schlimmes hätte verhindern können), dann wurde er super gelobt. Er hatte dann auch überhaupt keine Probleme, mit den eben angeknurrten Leuten zu Kuscheln. Er hat in der ganzen Zeit niemanden "aus der Jacke geholt". Ich glaube, er hat in dieser Zeit das erste Mal die Erfahrung gemacht, einfach nur Hund sein zu dürfen, das hat ihn sehr entspannt. Ich habe auf dem Platz auch keinen Schutzdienst versucht, nur mal ne kleine Unterordnung, da war er super.
Axel wurde an eine Frau aufs Dorf vermittelt. Deren erwachsener Sohn war total gegen ihn, hatte wirklich Angst, obwohl Axel bei der Übergabe sein altes Problem längst bewältigt hatte und freundlich auf ihn zu gegangen ist. Heute schläft Axel mit beim Sohn im Bett, der nennt ihn "Hase"!
Also maike, es gibt auf jeden Fall Hoffnung!
Ist jetzt natürlich eine wirklich verkürzte Fassung des Weges, den Axel bei mir bis zur Vermittelbarkeit, also Bewältigung seines Problems gemacht hat, es dauerte ein halbes Jahr!
Die Polizeihundestaffel hat ihr Gelände direkt neben unserer Anlage, ich kann da viel beobachten. Außerdem war ein Hundeführer bis vor kurzem unser Nachbar, wir konnten über den Zaun gucken und ihm bei seiner Ausbildung oft zugucken. Wir verkaufen ja selbst Hunde aus unserer Zucht an die Polizei, müssen also wissen, was so verlangt wird. Bei uns nehmen die keine Welpen, die kaufen nur vorausgebildete Hunde nach einer sehr gründlichen Überprüfung, nehmen die dann auch auf eine Probezeit mit, könnte auch mal passieren, dass die einen zurückbringen. Ich habe nie irgendwie den Eindruck bekommen, dass da mit irgendwelchen schlimmen Ausbildungsmethoden gearbeitet wird. Gerüchteweise habe ich das mal von den sogenannten SEK´s gehört, aber eben wirklich nur Gerüchte.
Und die zwei Diensthunde unseres ehemaligen Nachbarn waren auch "völlig sauber im Kopf"