hundeuschi schrieb:
Wäre es eine Erkrankung, wäre es dem Vater vielleicht früher aufgefallen und er hätte was unternommen.
Irrtum. Da muss ich dir entschieden widersprechen.
Wäre es keine Erkrankung gewesen, sondern nur ganz normales, verantwortungsloses Verhalten - auch vorsätzliches - hätte er eher die Chance gehabt, etwas davon mitzukriegen, als bei einer psychisch kranken Person.
Und das sage ich dir aus persönlicher und leidvoller Erfahrung.
Ich kann dir nicht sagen, wieso, warum und wie es funktioniert, aber Leute, bei denen im Kopf wo was ausklinkt (und das passiert selten von heute auf morgen, das verschiebt sich ganz allmählich) sind unheimlich gut darin, "zuzumachen" und lange, lange ihre Umwelt - und
speziell ihre Angehörigen darüber hinwegzutäuschen, was in ihnen vorgeht.
Die errichten eine Mauer und tapezieren sie hübsch, und zwar genau mit dem, was die anderen von ihnen zu sehen erwarten. Und ich glaube, das klappt in der Familie deswegen so besonders gut, weil sie diese Leute eben in und auswendig kennen, und es da leichter fällt, eine bestimmte Fassade aufrechtzuerhalten.
Noch am ehesten eine Chance, das zu merken, hat man, wenn man eine Person gut kennt, aber sie vielleicht länger nicht gesehen hat - weil dann solche schleichenden Veränderungen eher auffallen, vielleicht.
Aber sonst ist es sehr, sehr schwer.
Mir ist das nun schon zweimal passiert, und beim zweiten Mal fühlte es sich wenigstens im Rückblick vertraut an, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich eine dritte Person, die sich so verändert, schon vorher erkennen würde. Mit etwas Glück vielleicht.
(Und ich bin nicht grade jemand, der Probleme hat, sich in andere hineinzuversetzen. Im Gegenteil.)