ich bin um einiges älter als du, aber das habe ich in meine schulkarriere nie gehört, das jemand >schwul< als schimpfwort benützte.
Bei uns (80er Jahre, tiefste Provinz) war es das "in gewissen Kreisen" durchaus, das ging (gerade, als ich so 12, 13 war) schon sehr in die Richtung, die HSH2 beschrieben hat. Es wurde missliebigen Leuten aber recht willkürlich angehängt, als Rechtfertigung, um sie dann weiter ausgrenzen und piesacken zu können.
Interessanterweise gab es tatsächlich einen Mitschüler, bei dem das in dem Alter schon recht offensichtlich war (wenn ihm selbst nicht, dann doch allen anderen, und es stimmte auch tatsächlich) - und dem hat das
keiner offen gesagt... das war allen anscheinend ne Nummer zu heiß. Hinter seinem Rücken gelästert wurde aber natürlich (zumindest von einigen) trotzdem.
Andererseits war das ein Umfeld, in dem sich bei uns im Dorf das Maul zerrissen wurde, weil die jung verwitwete Schulsekretärin, die mit Kleinkind alleinstehend war, sich einen unverheirateten Studienrat "an Land gezogen" und diese geheiratet. Es wurde getuschelt und das ältere Kind wurde darum zeitweise ausgegrenzt, weil man "sich ja denken konnte, wie die Mutter ihren zweiten Mann rumgekriegt hat!"... was will man da erwarten?
Sowas gibt es da jetzt definitiv nicht mehr in dieser Form, und ich denke, auch in manch anderer Hinsicht ist nicht alles, aber sehr vieles etwas liberaler geworden.
Und das finde ich durchaus begrüßenswert.
Den besagten tatsächlich schwulen Mitschüler habe ich übrigens vor Kurzem auf Heimaturlaub zufällig getroffen. Er ist seit einigen Jahren glücklich verheiratet.
Kinder sind aber für ihn aus den oben angeführten Gründen (also, aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen) kein Thema. Er würde sicher eins aufnehmen, wenn er müsste (er hat mehrere Patenkinder) - aber sich nicht gezielt eins "zulegen", etwa durch Adoption.
Darum schrieb ich aber weiter oben, dass je nach persönlichem Umfeld die Folgen mehr oder weniger schwerwiegend sein können, und die Entscheidung eben so oder ausfallen kann. Wer in einem Umfeld lebt, in dem solche Familienkonstellationen kein Aufreger sind, wird sich sicherlich eher für ein Kind entscheiden, als jemand, der täglich vor Augen hat oder sich noch gut dran erinnert, wie unangenehm Anderssein sein kann.
Auf dem Gymnasium wurde damals bei uns übrigens auch erheblich weniger gemobbt als auf der Haupt- und Realschule oder gar der Förderschule. Und ich denke, das ist auch heute nicht anders.
Und wenn, dann sind hier und dort die Mittel andere.