Ich hab' ja vorgestern gedacht, ich höre nicht richtig, als ich auf Phoenix geschaltet und gehört habe, was "unser" Papst sich jetzt wieder geleistet hat.
Erst taucht Joseph Kardinal Ratzinger, amtierender Papst Benedikt XVI., ehemaliger Präfekt der katholischen Glaubenskongregation (also das, was früher Inquisition hiess) in einem mittelalterlichen Pelzmützchen auf, das seine Vorgänger nicht unsonst eingemottet hatten. Gut, mag man denken, ist ja reine Optik, und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Dann hält er 2006 eine Rede in Regensburg, die die Muslime vor den Kopf stößt und muss zwei Monate später anlässlich seines Besuchs der Türkei die Wogen glätten (was ihm noch gelungen ist).
Dann kommt diese unsägliche Fürbitte an Ostern, dass die Juden doch erleuchtet werden und das Christentum annehmen sollten - ein Rückschritt in die Zeit vor dem 2. Vatikanischen Konzil.
Danach stößt er die protestantischen Gemeinden vor den Kopf, indem er erklärt, sie dürften sich nicht als "Kirchen" bezeichnen, das komme nur der katholischen Kirche zu. Einzig die orthodoxen Kirchen könnten als "echte Teilkirchen" bezeichnet werden.
Wieder etwas später wird - ein weiterer Rückschritt hinter das 2. Vatikanische Konzil - die trientinische Liturgie (Gottesdienst auf Latein, Priester mit dem Rücken zur Gemeinde) wieder hoffähig gemacht.
Und diese Woche der absolute Abschuß: Die Exkommunizierung der vier von Bischof Lefebvre, dem Gründer der erzkonservativen Piusbruderschaft, von Rom unautorisiert zu Bischöfen berufenen Geistlichen wurde aufgehoben.
Nicht schlimm? Von wegen!
Unter den wieder in den Schoss der Kirche aufgenommenen "Bischöfen" befindet sich nämlich auch Bischof Williamson, der sich erst vor kurzem in einem Fernsehinterview nach Kräften darum bemüht hat, zu erklären, warum es den Holocaust und die Judenverbrennung nicht gegeben haben könne.
Ein bedauerlicher Einzelfall in der Piusbruderschaft, ein "Lapsus" des Papstes? Mitnichten!
Die Gründung der Piusbruderschaft war eine Reaktion auf das 2. Vatikanische Konzil. Diese Leute wollen in die katholische Steinzeit zurück. Mit allem drum und dran. Auch mit der "christlichen" Sicht der Juden als "Christus-Mörder", die diese Kollektivschuld nur ablegen können, wenn sie zum Christentum (genauer: Katholizismus) konvertieren. Also systemimmanenter Antisemitismus.
Und so jemand wird vom Papst - "unserem" Papst - rehabilitiert. Ohne (!) dass vorher eine Anerkennung des 2. Vatikanischen Konzil vorausgesetzt wurde. Ganz abgesehen von den Errungenschaften eines Johannes Paul II., dessen Pontifkat man durchaus sehr kritisch sehen (in gewisser Weise hat er einen Benedikt XVI. erst möglich gemacht), dessen Bemühungen und Erfolge um eine interreligiöse Annäherung man aber nicht bestreiten kann.
Was mich zutiefst frustriert (abgesehen davon, dass es offenbar keinen Weg zu einen wirklich menschlichen, humanen Katholizismus zu geben scheint), ist die Tatsache, dass jetzt alle so verwundert sind.
Joseph Ratzinger ist ein sehr gebildeter, sehr intellektueller, sehr intelligenter Mensch. Und er ist ganz sicher keine Antisemit. Aber er fühlt sich nicht als Deutscher oder sonst irgendwas, er fühlt sich zu allererst als Katholik und begreift den katholische Glauben als einzig seligmachende (im wahrsten Sinne des Wortes) Wahrheit. Und ich glaube, er nimmt den Auftrag des Pontifikats: Stellvertreter Gottes auf Erden, sehr ernst. Insofern handelt er aus seiner Sicht nur konsequent.
Aber bitte: Es war schon lange vor seiner Wahl zum Papst klar, dass er ein erzkonservativer, reaktionärer Hardliner ist. Andernfalls wäre er von JoPa II nie zum "Großinquisitor" ernannt worden. Andernfalls hätte er sich nicht gegen die Befreiungstheologie ausgesprochen, andernfalls hätte er den Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung nicht vorangetrieben.
Wir ernten jetzt, was mit der Wahl von Johannes Paul II. gesät wurde - nur ohne dessen Menschlichkeit.
...irgendwie ist mir schlecht...
Viele Grüße
Petra
Erst taucht Joseph Kardinal Ratzinger, amtierender Papst Benedikt XVI., ehemaliger Präfekt der katholischen Glaubenskongregation (also das, was früher Inquisition hiess) in einem mittelalterlichen Pelzmützchen auf, das seine Vorgänger nicht unsonst eingemottet hatten. Gut, mag man denken, ist ja reine Optik, und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Dann hält er 2006 eine Rede in Regensburg, die die Muslime vor den Kopf stößt und muss zwei Monate später anlässlich seines Besuchs der Türkei die Wogen glätten (was ihm noch gelungen ist).
Dann kommt diese unsägliche Fürbitte an Ostern, dass die Juden doch erleuchtet werden und das Christentum annehmen sollten - ein Rückschritt in die Zeit vor dem 2. Vatikanischen Konzil.
Danach stößt er die protestantischen Gemeinden vor den Kopf, indem er erklärt, sie dürften sich nicht als "Kirchen" bezeichnen, das komme nur der katholischen Kirche zu. Einzig die orthodoxen Kirchen könnten als "echte Teilkirchen" bezeichnet werden.
Wieder etwas später wird - ein weiterer Rückschritt hinter das 2. Vatikanische Konzil - die trientinische Liturgie (Gottesdienst auf Latein, Priester mit dem Rücken zur Gemeinde) wieder hoffähig gemacht.
Und diese Woche der absolute Abschuß: Die Exkommunizierung der vier von Bischof Lefebvre, dem Gründer der erzkonservativen Piusbruderschaft, von Rom unautorisiert zu Bischöfen berufenen Geistlichen wurde aufgehoben.
Nicht schlimm? Von wegen!
Unter den wieder in den Schoss der Kirche aufgenommenen "Bischöfen" befindet sich nämlich auch Bischof Williamson, der sich erst vor kurzem in einem Fernsehinterview nach Kräften darum bemüht hat, zu erklären, warum es den Holocaust und die Judenverbrennung nicht gegeben haben könne.
Ein bedauerlicher Einzelfall in der Piusbruderschaft, ein "Lapsus" des Papstes? Mitnichten!
Die Gründung der Piusbruderschaft war eine Reaktion auf das 2. Vatikanische Konzil. Diese Leute wollen in die katholische Steinzeit zurück. Mit allem drum und dran. Auch mit der "christlichen" Sicht der Juden als "Christus-Mörder", die diese Kollektivschuld nur ablegen können, wenn sie zum Christentum (genauer: Katholizismus) konvertieren. Also systemimmanenter Antisemitismus.
Und so jemand wird vom Papst - "unserem" Papst - rehabilitiert. Ohne (!) dass vorher eine Anerkennung des 2. Vatikanischen Konzil vorausgesetzt wurde. Ganz abgesehen von den Errungenschaften eines Johannes Paul II., dessen Pontifkat man durchaus sehr kritisch sehen (in gewisser Weise hat er einen Benedikt XVI. erst möglich gemacht), dessen Bemühungen und Erfolge um eine interreligiöse Annäherung man aber nicht bestreiten kann.
Was mich zutiefst frustriert (abgesehen davon, dass es offenbar keinen Weg zu einen wirklich menschlichen, humanen Katholizismus zu geben scheint), ist die Tatsache, dass jetzt alle so verwundert sind.
Joseph Ratzinger ist ein sehr gebildeter, sehr intellektueller, sehr intelligenter Mensch. Und er ist ganz sicher keine Antisemit. Aber er fühlt sich nicht als Deutscher oder sonst irgendwas, er fühlt sich zu allererst als Katholik und begreift den katholische Glauben als einzig seligmachende (im wahrsten Sinne des Wortes) Wahrheit. Und ich glaube, er nimmt den Auftrag des Pontifikats: Stellvertreter Gottes auf Erden, sehr ernst. Insofern handelt er aus seiner Sicht nur konsequent.
Aber bitte: Es war schon lange vor seiner Wahl zum Papst klar, dass er ein erzkonservativer, reaktionärer Hardliner ist. Andernfalls wäre er von JoPa II nie zum "Großinquisitor" ernannt worden. Andernfalls hätte er sich nicht gegen die Befreiungstheologie ausgesprochen, andernfalls hätte er den Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung nicht vorangetrieben.
Wir ernten jetzt, was mit der Wahl von Johannes Paul II. gesät wurde - nur ohne dessen Menschlichkeit.
...irgendwie ist mir schlecht...
Viele Grüße
Petra