Vielleicht war der Hund wegen seines Alters lästig geworden (Krankheiten, TA-Kosten, usw) und da lassen die den alten, langsamen Hund mal frei auf die Straße!?
Die Gemeinde Neuschönau mit insgesamt 7 Orststeilen hat etwas über 2000 Einwohner und liegt im hintersten Winkel am bayerischen Wald.
Neuschönau ist verkehrstechnisch wenig erschlossen. Es führen nur zwei Kreisstraßen dorthin. Die
Nationalparkstraße führt von
nördlich an
Neuschönau vorbei nach
. Die andere führt vom neun Kilometer entfernten
nach
Neuschönau und mündet in die
Nationalparkstraße. Über Hohenau in die Kreisstadt
sind es 15 Kilometer.
Quelle:
Ich halte es daher für viel wahrscheinlicher, dass der Hund so leben durfte (ich sage mit Absicht "durfte", denn es war für ihn sicherlich recht nett), wie es früher in ländlichen Gegenden durchaus üblich war: Hund hält sich auf dem offenen Hofgrundstück auf und geht, wenn er mag, mit sich selbst spazieren.
Das ist heute kaum noch möglich (und ich halte es nicht unbedingt für wünschenswert) - aber im Prinzip ist es dort so wie mit Freigängerkatzen - wenn man sein Tier so hält, muss man auch jederzeit damit rechnen, dass ihm mal etwas zustößt (ein Auto, oder vielleicht auch der Jäger, wenn der Hund wildert). Trotzdem kann man ja der Überzeugung sein, dass es für das Tier schöner oder artgerechter ist, so zu leben. Und trotzdem würde man sich vermutlich, wenn das Tier dann mal überfahren werden sollte, wünschen, dass es nicht einfach so grausam entsorgt wird, wie das hier geschehen ist.
Na klar, vielleicht wird mit der Kohle das Gewissen wieder sauber, wenn man den Bösewicht findet.
Ich vermute, das hat absolut gar nichts mit schlechtem Gewissen zu tun, denn für die Leute dort ist es ganz normal, einen Hund so zu halten. Und es ist ja auch 12 Jahre (das finde ich nicht gerade wenig) gut gegangen.
(Ob man den Hund noch draußen rumtapern lassen muss, wenn man merkt, er hört nicht mehr so richtig, ist eine andere Frage).
Ich vermute übrigens außerdem, dass derjenige, der den Hund überfahren hat, dachte, der sei tot, und ihn darum dort abgelegt hat. Ich kann und mag mir nicht vorstellen, dass jemand einen wimmernden, jaulenden Hund noch mehrere hundert Meter schleppt und dort versteckt, und dann wegfährt (dann schon eher sofort die Flucht ergreift, ohne den Umweg über den Komposthaufen). Bei einem toten Hund hingegen schon.
Aber insgesamt ist das wieder so ein Fall, wo Hundefreunde mit RIP und "arme kleine Hundeseele" guten Gewissens voll auf die Betroffenheitsschiene aufspringen können - wozu es natürlich viel besser passt, wenn die Besitzer absolut verantwortungslose, kaltherzige Idioten sind, über die man dann auch noch herziehen kann. - Nur weil sie die Hunde anders halten, als man selbst. Was sie aber wiederum nur tun, weil sie anders leben.
Mir tut der Hund zwar auch leid - sehr sogar, wenn man es genau nimmt - und ich würde meinen Hund so nicht herumlaufen lassen - aber ich fänd es einfach gut, wenn man zur Abwechslung mal schauen würde, wo, wann und wie der Vorfall passiert ist, bevor man seinen Vorurteilen freien Lauf lässt. Und bevor man anderen Menschen abspricht, ihre Hunde gern gehabt zu haben und unter dem Verlust zu leiden, und ihnen solche Dinge unterstellt, nur weil ihr Hund seit 12 Jahren jeden Tag unbeaufsichtigten Freigang hatte.
LG und gute Nacht!
Lektoratte