Wir haben gestern einen Amstaff zu unseren beiden Hunden (Labrador und Dackelmix) geholt. Er stammt aus dem TH, ist 8 Jahre alt und war noch nie auffällig.
Ganz im Gegenteil, er wurde von jedem, der ihn in seiner 2jährigen Tierheimzeit erlebte, als ein wahrer Schatz beschrieben.
Und so wir ihn schon bei unseren Gassigängen im Tierheim wie auch jetzt bei uns erleben, ist er das auch.
Und trotzdem gehen wir ganz anders mit ihm um, als wir mit Dackeline und Paule umgegangen sind, als sie zu uns kamen.
Nicht zuhause, aber bei Spaziergängen.
Wir sind konsequenter. Einer Dackeline, die niedlich wirkt, haben wir mehr durchgehen lassen. Wissend, dass sie eher weniger "anrichten" kann. Und der treudoofe, hyperfreundliche, alles liebende, die Menschen verzückende Labby Paule hat das noch getoppt.
Paule und Dackeline, ebenso Schätze wie Paco, waren auf unseren ersten Spaziergängen recht kommunikativ und sie durften schnell (an der Leine) mit anderen Hunden Kontakt aufnehmen.
Bei Paco sind wir viel vorsichtiger und gucken noch mehr hin.
Nicht, weil wir ihm wegen seiner Rasse oder seines (tollen) Charakters misstrauen.
Sondern weil wir wissen, dass er grundsätzlich die schlechteren Karten hat, wenn es zu einer unguten Situation kommt. Auch hier in Luxemburg.
Das Gleiche gilt übrigens für Kontakte mit Menschen.
Morgen kommt z.B. der Techniker für unseren Internetanschluss.
Dackeline und Paule hätte ich erst weggesperrt, wenn auf meine Frage: "Haben Sie ein Problem mit Hunden?" ein "Ja" gekommen wäre. Bis dato wären die Hunde natürlich hinter mir gewesen.
Morgen werde ich alle drei wegsperren. Um Paco zu schützen.
Wir haben lange überlegt, ob wir die Verantwortung übernehmen und tragen können, einen Hund bei uns aufzunehmen, der gerne mal auf Ablehnung stösst. Einfach weil er ein Amstaff ist.
Was uns bisher aufgefallen ist: Er ist ein Grobmotoriker, der für unsere bisherigen Erfahrungen eher zu den Rauhbatzen gehört.
Feinfühligkeit im körperlichen Umgang ist nicht so seins, als er heute beim Spielen übermütig meinen Arm packte, gab das schon einen blauen Fleck. Und er war dabei absolut freundlich.
Dampfwalze trifft es recht gut. Und wenn er wetzt und/oder spielt, braucht das Gras lange, um sich zu erholen fg
Dass er seelisch ein Sensibelchen ist, der gefallen will und alles recht machen will, fällt nicht wirklich auf den ersten Blick auf.
Und dass sein Charakter vom Feinsten ist, sieht nicht jeder, der ihn bisher nicht kennt.
Der sieht nur die Muskeln, die Power und das breite Grinsen.
Und dem tragen wir Rechnung, indem wir uns bemühen, den Hund gut zu führen.
Höflich sein, den Hund absitzen lassen, wenn eine Situation, z.B. mit Reitern, enger wird. Ihn kurz nehmen, wenn uns andere Hundehalter entgegen kommen. Ins Gespräch kommen.
Einfach wissen, dass wir mit einem "solchen Hund" mehr unter Beobachtung stehen als andere Hundehalter.
Mit Dackeline oder Paule waren wir auch nicht komplett unbekümmert, aber sicher nicht so achtsam wie mit Paco.
Wenn ich einen Hund dieser Rasse habe, der dazu neigt, andere Hunde nicht zu mögen oder in gewissen Situationen schwierig zu sein, dann habe ich verdammt noch mal die Pflicht, dafür zu sorgen, dass nichts passiert.
Das haben Hundehalter anderer Rassen, deren Hunde nicht absolut zuverlässig sind, natürlich auch. Und zwar genauso.
Aber wenn sie einen Fehler machen, hat das ein ganz anderes Gewicht als bei einem Hund, der eher misstrauisch beäugt wird.
Allein schon, um diese Rasse(n) zu schützen, erwarte ich von Haltern dieser Hunde eine besondere Aufmerksamkeit.
Natürlich kann es immer eine unglückliche Verkettung von Umständen geben, ein momentanes menschliches Versagen, was auch immer.
Aber ein Hund (insbesondere dieser Rasse), der vor einem Supermarkt einen wesentlich kleineren Hund tötet, ist meines Erachtens vermeidbar.
Es sei denn, (Listen)hund war an kurzer Leine, Fusshupe lief frei herum und biss Listenhund so schmerzhaft, dass dieser ihn versehentlich tötete, und zwar allein durch seine Kraft.
Alles andere ist meiner Meinung nach ein Haltungsfehler.
Und ich werde mich hüten, mit Paco jemals vor einem Supermarkt aufzulaufen, vor dem sich erfahrungsgemäss viele Menschen und andere Hunde tummeln. Selbst in Kleinstädten.
Wie gesagt, nicht, weil ich ihm misstraue, sondern weil ich Konfliktsituationen von vorne herein gering halten möchte...