Die alte Ente ist allerdings nur mein Teilzeithaustier, worüber sie vermutlich sehr froh ist.
Die dicke Berta, im Irrglauben ihre Zuneigung würde auf Gefallen stoßen, benutzt sie nämlich gerne als Kissen. Darüber ist die alte Ente not amused und schnaubt angewidert von so brachialer Zudringlichkeit, wenn die dicke Berta frohgemut ihren Schädel auf das knochige Hinterteil der alten Ente plumpsen lässt, da kann die dicke Berta noch so glücklich seufzen.
Jedoch, der Schein trügt.
Die alte Ente gibt sich gesittet, zurückhaltend und wohlerzogen, dabei neigt sie, wie manche ältere Damen aus gutem Hause, zu Kleptomanie.
Vor ihrem Diebsrüssel ist keine Jackentasche, kein Handtascheninhalt sicher. Alles was fressbar, zumindest aber wohlriechend erscheint, wird sogleich erstöbert und hernach verschlungen. Wenn ihr ein solcher Beutezug gelingt, dann schnattert und hopst die Ente freudig und weicht dem unfreiwilligen Spender nicht mehr von der Seite, wobei die alte Ente eine dreiste Gier entwickelt und vom Träger textiler Futterverwahrungsobjekte recht forsch Nachschub fordert. Ihrem Begehr gibt sie nötigenfalls mittels körperlichen Einsatzes (dem gemeinen Bauchrempler) etwas mehr Nachdruck, da kennt sie, ansonsten ganz grande dame, kein Pardon.
Die dicke Berta hat es aufgegeben, die alte Ente zum Spiel aufzufordern, denn die Ente ist eine alte Eigenbrötlerin. Lieber stolziert sie verträumt über die Felder, als sich mit dem Pöbel abzugeben. Der dicken Berta bereitet es dafür ein boshaftes Vergnügen, halbe Bäume durch die Gegend zu schleifen, einem Ritter mit Lanze gleich über die Wiese zu rasen, direkt auf die Ente zu, um im letzten Augenblicke abrupt zu stoppen oder zu wenden und die Ente in Angst und Schrecken vor einer möglichen Kollision zu versetzen. Man sieht die Berta dabei förmlich lachen, die alte Ente dagegen hüpft erschrocken zur Seite und verzieht die Schnauze zu einer empörten Grimasse.
Die alte Ente ist sehr komfortbewusst, eine kleine Prinzessin auf der Erbse gar. Ihr Haupt bettet sie ausschließlich auf dicke Lagen weichster Decken, niemals würde sie sich auf dem bloßen Boden niederlassen. Sie schätzt es abends behutsam zugedeckt zu werden, andernfalls sieht sie sich genötigt herzzereissend zu fiepen, schließlich handelt es sich um eine himmelschreiende Grausamkeit ungeschützt der Wohnungstemperatur ausgesetzt zu sein. Es handelt sich auch um eine fiepenswerte Ungerechtigkeit, dass die zur Ente gehörigen Menschenwesen es nicht für nötig erachten, Speis und Trank direkt an die Schlafstatt zu liefern.
Auch ihre Konflikte mit dem niederen Volk löst die Ente nicht, sondern lässt sie lösen, indem sie lautstark nach menschlicher Verstärkung ruft, um Eindringlinge ins Entennest (zumeist die nähesuchende dicke Berta) aus eben jenem hinaus befördern zu lassen.