Aber was ich weiss oder nicht, kannst DU trotzdem nicht beurteilen. ICH werde mein Erlebtes jedenfalls nicht in einem Forum zur Argumentation nutzen.
Hat auch keiner verlangt, wenn ich hier richtig gelesen habe.
ICH tue es aber. Mir ist es völlig egal, wer hier alles mitliest und wie viele Leute das nun über mich wissen. Ich würde das auch in einem großen Saal erzählen, im Fernsehen, wo auch immer, wenn das Thema aufkommt.
Ich schäme mich nicht (mehr) dafür.
Ich habe überlebt und habe es geschafft, mir danach ein gutes, schönes Leben aufzubauen.
Und wenn durch meine Argumentation mit meiner Geschichte auch nur einer vom romantischen Sozialgedanken wegkommt, dass jedem Verbrecher mehr Aufmerksamkeit zusteht als den Opfern, wenn vielleicht doch mal überlegt wird, dass die Würde eines Opfers mehr Wert ist als die des Täters, wenn Richter und Staatsanwälte lernen, dass ein "Du-Du" bei den ersten Taten nicht unbedingt sinnvoll ist und es nicht erst mehrere Taten braucht, damit dem Täter gründlich auf die Finger geklopft wird, habe ich was erreicht.
Wenn den Sozialromantikern klar wird, was so eine Tat bedeutet und dass die Gesellschaft verdammt noch mal das Recht hat, vor solchen asozialen Subjekten geschützt zu werden, ist es das wert.
Mich kotzt unsere Justiz so an, dass ich gar nicht so viel fressen könnte, wie ich kotzen möchte. Ich bin sicher kein Einzelfall. Da draußen laufen so viele Opfer rum, die keine Gerechtigkeit bekommen, weil der Fokus immer, immer auf den Tätern liegt und die Opfer nur am Rande mitlaufen.
Ich musste damals noch meine Anwältin für die Nebenklage selbst bezahlen, während der Täter mangels Geld einen Pflichtverteidiger gestellt bekam. Das ist eine Verhöhnung der Opfer.
Und es ist ja nun nicht so, dass nach der Verurteilung Schluß ist. Mein Täter wurde wegen guter Führung frühzeitig entlassen. Er hat es dann geschafft, sich im Nebendorf eine Wohnung zu mieten, wo klar war, dass wir uns über den Weg laufen müssen. Ich war diejenige, die wegziehen musste, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass er mir beim Bäcker über den Weg läuft.
Ich würde übrigens nie einen Partner auch nur in Erwägung ziehen, der sich um Täter in welcher Form auch immer kümmert. Mein Exmann ist Sonderpädagoge. Hätte er überlegt, aus seinem Berufsbereich in einen Bereich zu wechseln, in dem es um Kriminelle und ihre Sozialisation geht, hätte ich im gleichen Moment meine Koffer gepackt.
Mag ja sein, dass es so viele geben muss, die sich um das kriminelle Gesocks kümmern müssen. Dann aber bitte mindestens genauso viele finanzierte Stellen, die sich nur um die Opfer kümmern und ihnen genauso zur Seite stehen, wie es bei den Tätern gemacht wird.