Wann nimmt das blos ein Ende
Wildwest: Polizei knallte bei Razzia Bullterrier (Pitbull?) mit 17 Schüssen ab
Hannover/Niedersachsen, 7.11.01
Polizisten stürmten sechs Wohnungen, nahmen zwei Dealer fest und erschossen einen Kampfhund. Besitzerin und Tochter erlitten einen Schock. Die Staatsanwaltschaft sagt jedoch: „Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung.“
Fünfmal ging alles gut, Wohnungen gestürmt, Rauschgifthändler (20 und 41) erwischt, beim sechsten Mal mussten Polizisten schießen. Ein Kampfhund war der Grund.
Podbi 314: Egon Klemens (41) steht fassungslos vor seiner Wohnungstür. Immer wieder fragt er: „Warum haben die das getan?“ Seine Wohnung ist verwüstet. Der braune Laminat-Boden blutverschmiert, Scherben liegen auf der Erde, der braune Wohnzimmerschrank aus massiver Eiche auseinander gerissen, in den Wänden klaffen drei Einschusslöcher – so groß wie ein Fünfmarkstück. Auch in Fußboden, Türrahmen, Sofa, Bettdecke und Kopfkissen stecken Pistolenkugeln – 17 Stück. Über den Schlafzimmerboden rinnt Blut. Direkt hinter dem Bett liegt Bullterrier Duke (15 Monate). Mehrere Kugeln stecken in seinem Körper.
Egon Klemens war gerade im Badezimmer, als es losging. „Ich habe mich gewaschen und angezogen“, sagt der 41-Jährige. „Als ich aus dem Bad kam, zielten Polizisten mit Pistolen auf mich und schrien: ,Halt, keine Bewegung, sonst schießen wir‘. Dann fesselten sie mich.“
Die Fahnder suchten Drogen, wollten einen Haftbefehl gegen Egons Bruder Peter Klemens (2 vollstrecken. Über das, was dann passierte, gehen die Aussagen auseinander. Familie Klemens sagt: „Im Wohnzimmer saß Bullterrier Duke und knurrte nur.“
Die Fahnder dagegen fühlten sich bedroht.
Staatsanwalt Thomas Klinge (44 „Ein Polizeibeamter wurde angegriffen.“ Als Egon Klemens Schwester Manuela aus der Küche kam und den Hund an die Leine nehmen wollte, eskalierte die Situation.
Klemens: „Die Beamten feuerten auf den Hund. Aus Angst lief das Tier ins Schlafzimmer, suchte in einer Ecke hinter dem Bett Schutz.“ Die Fahnder hätten immer weiter geschossen. Manuela Klemens sei hinterher gerannt, habe sich schützend auf ihre Tochter geworfen. Eine Kugel sei ganz knapp an Mutter und Tochter vorbeigezischt. Beide erlitten einen Schock, wurden ins Krankenhaus gebracht.
Staatsanwalt Thomas Klinge (44 „Es wurde geschossen, weil der Kampfhund erst einen Polizisten, dann seine Besitzerin angriff.“
Drogen wurden in der Wohnung nicht gefunden. Der mit Haftbefehl gesuchte Mann wurde nicht angetroffen. Er ist auf der Flucht.
Scharfe Kritik am niedersächsischen Innenminister Heiner Bartling (SPD) äußerte Wolfgang Dicke (5, Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Falsche Munition (siehe Info) sei schuld daran, dass die Beamten so oft feuern mussten.
„Ich habe kein Verständnis mehr dafür, dass niedersächsische Polizeibeamte nicht mit der neuen Munition ausgerüstet sind. Den Innenminister fordere ich auf, sofort die seit langem zur Verfügung stehende Munition einzusetzen.“ Es sei fast ein Wunder, dass beim Einsatz durch herumfliegende Geschosse nicht noch viel Schlimmeres passiert sei.
Ergänzend, aber recht widersprüchlich dazu:
Hannoversche Allgemeine
Nur unter erheblichen Schwierigkeiten haben Beamte von Polizei und Landeskriminalamt (LKA) am Mittwochvormittag den Angriff eines Kampfhundes abwehren können. Die Polizisten benötigten nach eigenen Angaben 14 Schüsse, um einen Pitbull zu töten.
Der Hund hatte die Beamten bei einer Razzia in einer Wohnung in der Podbielskistraße angegriffen. Erst nach dem letzten Schuss sei das Tier tot zusammengebrochen. Grund dafür seien die so genannten Vollmantelgeschosse, die das Tier zunächst kaum verletzten. Zwar wurde bereits Anfangs des Jahres im Innenministerium beschlossen, alle niedersächsischen Polizeibeamten mit wirksamerer, so genannter Deformationsmunition auszurüsten. Das ist aber bis heute noch nicht umgesetzt worden.
Polizei und LKA hatten auf der Suche nach zwei Deutschen, die im großen Stil mit Heroin handeln, insgesamt sechs Wohnungen in Hannover durchsucht. In dem Haus in der Podbielskistraße lag der Hund erst friedlich auf dem Sofa. Als die Beamten die Hundebesitzerin baten, das Tier anzuleinen, lief der Pitbull auf einen der Beamten los. Daraufhin eröffnete dieser das Feuer. Einen Erfolg gab es auch zu vermelden: Die beiden gesuchten Männer konnten festgenommen werden und befinden sich in Untersuchungshaft.
Wildwest: Polizei knallte bei Razzia Bullterrier (Pitbull?) mit 17 Schüssen ab
Hannover/Niedersachsen, 7.11.01
Polizisten stürmten sechs Wohnungen, nahmen zwei Dealer fest und erschossen einen Kampfhund. Besitzerin und Tochter erlitten einen Schock. Die Staatsanwaltschaft sagt jedoch: „Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung.“
Fünfmal ging alles gut, Wohnungen gestürmt, Rauschgifthändler (20 und 41) erwischt, beim sechsten Mal mussten Polizisten schießen. Ein Kampfhund war der Grund.
Podbi 314: Egon Klemens (41) steht fassungslos vor seiner Wohnungstür. Immer wieder fragt er: „Warum haben die das getan?“ Seine Wohnung ist verwüstet. Der braune Laminat-Boden blutverschmiert, Scherben liegen auf der Erde, der braune Wohnzimmerschrank aus massiver Eiche auseinander gerissen, in den Wänden klaffen drei Einschusslöcher – so groß wie ein Fünfmarkstück. Auch in Fußboden, Türrahmen, Sofa, Bettdecke und Kopfkissen stecken Pistolenkugeln – 17 Stück. Über den Schlafzimmerboden rinnt Blut. Direkt hinter dem Bett liegt Bullterrier Duke (15 Monate). Mehrere Kugeln stecken in seinem Körper.
Egon Klemens war gerade im Badezimmer, als es losging. „Ich habe mich gewaschen und angezogen“, sagt der 41-Jährige. „Als ich aus dem Bad kam, zielten Polizisten mit Pistolen auf mich und schrien: ,Halt, keine Bewegung, sonst schießen wir‘. Dann fesselten sie mich.“
Die Fahnder suchten Drogen, wollten einen Haftbefehl gegen Egons Bruder Peter Klemens (2 vollstrecken. Über das, was dann passierte, gehen die Aussagen auseinander. Familie Klemens sagt: „Im Wohnzimmer saß Bullterrier Duke und knurrte nur.“
Die Fahnder dagegen fühlten sich bedroht.
Staatsanwalt Thomas Klinge (44 „Ein Polizeibeamter wurde angegriffen.“ Als Egon Klemens Schwester Manuela aus der Küche kam und den Hund an die Leine nehmen wollte, eskalierte die Situation.
Klemens: „Die Beamten feuerten auf den Hund. Aus Angst lief das Tier ins Schlafzimmer, suchte in einer Ecke hinter dem Bett Schutz.“ Die Fahnder hätten immer weiter geschossen. Manuela Klemens sei hinterher gerannt, habe sich schützend auf ihre Tochter geworfen. Eine Kugel sei ganz knapp an Mutter und Tochter vorbeigezischt. Beide erlitten einen Schock, wurden ins Krankenhaus gebracht.
Staatsanwalt Thomas Klinge (44 „Es wurde geschossen, weil der Kampfhund erst einen Polizisten, dann seine Besitzerin angriff.“
Drogen wurden in der Wohnung nicht gefunden. Der mit Haftbefehl gesuchte Mann wurde nicht angetroffen. Er ist auf der Flucht.
Scharfe Kritik am niedersächsischen Innenminister Heiner Bartling (SPD) äußerte Wolfgang Dicke (5, Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Falsche Munition (siehe Info) sei schuld daran, dass die Beamten so oft feuern mussten.
„Ich habe kein Verständnis mehr dafür, dass niedersächsische Polizeibeamte nicht mit der neuen Munition ausgerüstet sind. Den Innenminister fordere ich auf, sofort die seit langem zur Verfügung stehende Munition einzusetzen.“ Es sei fast ein Wunder, dass beim Einsatz durch herumfliegende Geschosse nicht noch viel Schlimmeres passiert sei.
Ergänzend, aber recht widersprüchlich dazu:
Hannoversche Allgemeine
Nur unter erheblichen Schwierigkeiten haben Beamte von Polizei und Landeskriminalamt (LKA) am Mittwochvormittag den Angriff eines Kampfhundes abwehren können. Die Polizisten benötigten nach eigenen Angaben 14 Schüsse, um einen Pitbull zu töten.
Der Hund hatte die Beamten bei einer Razzia in einer Wohnung in der Podbielskistraße angegriffen. Erst nach dem letzten Schuss sei das Tier tot zusammengebrochen. Grund dafür seien die so genannten Vollmantelgeschosse, die das Tier zunächst kaum verletzten. Zwar wurde bereits Anfangs des Jahres im Innenministerium beschlossen, alle niedersächsischen Polizeibeamten mit wirksamerer, so genannter Deformationsmunition auszurüsten. Das ist aber bis heute noch nicht umgesetzt worden.
Polizei und LKA hatten auf der Suche nach zwei Deutschen, die im großen Stil mit Heroin handeln, insgesamt sechs Wohnungen in Hannover durchsucht. In dem Haus in der Podbielskistraße lag der Hund erst friedlich auf dem Sofa. Als die Beamten die Hundebesitzerin baten, das Tier anzuleinen, lief der Pitbull auf einen der Beamten los. Daraufhin eröffnete dieser das Feuer. Einen Erfolg gab es auch zu vermelden: Die beiden gesuchten Männer konnten festgenommen werden und befinden sich in Untersuchungshaft.