Die ersten 4 Hunde, die wir hatten, als wir klein waren, waren alles Unfallwürfe.
Beim ersten kam mein Vater mit etwas schwerem Kopp vom Schützenfest und hatte einem Kumpel von der Feuerwehr (zur großen "Begeisterung" meiner Mutter) versprochen, einen von den 3 Welpen seiner DKH-Hündin zu nehmen.
Bei den anderen lief es dann immer so, dass ein Hund starb, irgendwer im Bekanntenkreis das mitkriegte und sagte: "Da gab's bei uns nebenan einen Unfallwurf, wollt ihr nicht einen..."
Den dritten hatten wir aus der Zeitung. "Mischlingswelpen zu verschenken". Auch ein Landwirt, der kein Geld für die Kastration seiner Hündin ausgeben wollte. War nur noch ein Welpe da. (Der war ziemlich klasse, aber auch leider ziemlich krank. Ist nicht erwachsen geworden.)
- Das ist lange her. So würd ich das heute nicht mehr machen.
Kann mit Sicherheit eines sagen, und hab das auch im "Hundegesundheits"-Thread gepostet: Diese Hunde sind alle nicht sehr alt geworden (bis auf den letzten, der wurde immerhin 11), und bei allen spielte die schlechte Haltung in den ersten Lebenswochen dabei eine Rolle.
Und Garri... Garri war ein Ding für sich. Ich bin ins Tierheim, weil ich den Leiter für einen Artikel interviewen wollte. Weil allerdings zufällig den Morgen der WDR auch dort gewesen war, musste ich warten. Da mir niemand einen Platz zum Warten angeboten hat, außer dem netten Hinweis, ich könnte mich draußen im Flur vor den Toiletten unterstellen, und die 20 Minuten (aus denen 40 wurden) warten, und es SAUKALT war (um -10°C) (ja, das ärgert mich immer noch - der zu Interviewende war dann auch anstandshalber etwas entsetzt über sein "nettes" Personal), bin ich also übers Gelände gewandert. In jede Ecke. Es war schlicht zu kalt, um irgendwo stehen zu bleiben.
Da ich an dem Nachmittag (wen wundert's) die einzige Besucherin war, wurde ich von diversen Hunden wütend oder aufgeregt angekläfft - nach 20 Minuten bekam ich langsam Migräne von dem Krach. Und dann geriet ich in eine Ecke in der, oh Wunder, die Hunde nicht bellten, und einer davon war Garri. Der stand nur hinter dem Gitter und guckte mich ganz still und ganz aufmerksam an, als wollte er fragen: "Bist du es vielleicht, die mich hier rausholt?" - mit einer ungeheuren Intensität.
Und auch wenn sich das alles, bis zum Entschluss, diesen Hund zu adoptieren, und bis ich ihn dann wirklich hatte, sich noch mehr als ein halbes Jahr hingezogen hat, und erstmal ne Phase von "Du? Einen Dobermann? Bist du übergeschnappt?" folgte - eigentlich war es in dem Moment schon um mich geschehen.
Sowas passiert mir nicht oft, aber wenn, dann ist es dafür umso schlimmer.
Dann wird dafür nötigenfalls die ganze Lebensplanung über Bord geworfen.
Ich war gerade dabei, meine Weiterbildung abzuschließen und war am Überlegen, in welchem Bereich ich arbeiten möchte, wo ich mich bewerben könnte usw. Und dann kam der Gedanke: "Wenn du zuhause arbeitest, könntest du nicht nur alles mögliche machen (was man in Verlagen oft nicht kann), du könntest auch einen Hund (eigentlich dachte ich nur "diesen Hund") haben." - Und habe dann alles in die Wege geleitet, um mich selbstständig zu machen.
Es ergab sich dann, dass sich dabei herausstellte, dass das mir echt entgegenkam und das war, was ich schon immer machen wollte, aber der eigentliche Auslöser war der Hund gewesen.
Hab dann, als ich nochmal wegen eines weiteren Interviews dorthin musste, meinen Mann mitgeschleppt, der ihn auch nett fand. Dann einen freien Vormittag zum Testspazierengehen genutzt. - Und dabei leider irgendwie den internen Test nicht bestanden.
Die wollten mir den Hund nicht geben. Da ich aber noch 3 Monate für ein Praktikum nach Süddeutschland musste, wo ich im 5. Stock bei Verwandten mit 2 Katzen zur Untermiete wohnte, und mein Mann unter der Woche gar nicht hier ist, konnte ich ihn ja auch gar nicht nehmen.
Wir verblieben dann so, dass sie ihn an Interessenten vermitteln würden, wenn in der Zeit welche kämen, dass ich zwischendurch immer mal nachfragen sollte, und ihn haben könnte "wenn ich wieder da wäre und ihn wirklich noch wollte".
Meine Anfragen zwischendurch am Telefon wurden allerdings recht rüde abgeblockt. Und bei der dritten war der Hund angeblich vermittelt. Und zwar über die Dobermann-Nothilfe nach Norddeutschland. "Weil ich mich ja nicht mehr gemeldet hätte."
Und jetzt sollte ich doch bitte nicht mehr anrufen.
Dass er vermittelt war, fand ich gut. Über die zweite Bemerkung war ich schon wieder gründlich angekotzt, da sie von derselben Person stammte, die mich am Telefon wirklich zweimal äußerst rüde aufgefordert hatte, nicht mehr anzurufen, solange ich den Hund nicht übernehmen könne (wobei ich ihr jedes Mal das Datum, ab wann das der Fall sein würde, genannt habe.)
Der Artikel, den ich geschrieben habe, war übrigens für der Tierheim-eigene Magazin. Ich hab da kein Geld für bekommen (konnte so aber eine Aufgabe aus der Weiterbildung abdecken, die ich für den Abschluss brauchte). Dafür erwarte ich keinen roten Teppich, aber womit ich mir den Hass der für die Vermittlung zuständigen Frau zugezogen habe, weiß ich bis heute nicht. Es passte einfach nicht mit uns.
Tja und oh Wunder - dann tauchte derselbe Hund auf der Vermittlungsseite der Dobermann-Nothilfe auf. Angerufen, nachgefragt. Nach Niedersachsen gefahren (das war für mich relativ einfach, weil ich ja eigentlich von dort bin), Hund auf Pflegestelle besucht.
Dann wurde Hund krank, und weil ich die einzige Interessentin war, und noch dazu eine sehr engagierte, mussten die gar nicht mehr viel machen, um mir das Gefühl zu vermitteln, ich sei die letzte Hoffnung für dieses arme Tier.
Dabei gab es objektiv gesehen eine Menge, die dagegen sprach, ausgerechnet diesen Hund zu nehmen. Dass die TH-Leute im ersten Tierheim das auch so gesehen haben, spricht eher
für sie. Dass sie mich aber von Anfang an (noch bevor ich einen Hund von dort wollte) wie den letzten Dreck behandelt haben, und eigentlich nur Pseudoargumente angeführt haben, hat die Lage nicht verbessert.
Weil ich ehrlich gesagt nur dachte: "Die sind hier alle nicht ganz dicht!", und nicht: "Sie könnten vielleicht Recht haben..." - Auch wenn sich Garri damals auf dem Spaziergang und insgesamt nicht halb so durchgeknallt zeigte, wie 4 Monate später, nachdem er nochmal Richtung Osnabrück und zurück verschoben worden war, war er sicher auch damals schon kein ganz einfacher Kandidat.
Tja, im zweiten Verein war es dann umgekehrt. Ich hatte nach insgesamt 2 Besuchen und dem Zustand, in dem der Hund jetzt war, echt ne Menge Bedenken, die ich schon im Vorfeld angemeldet hatte, auch um eventuelle Probleme möglichst früh zu klären.
Jedes einzelne wurde als "überflüssig und viel zu übertrieben" abgetan, zerstreut und richtiggehend verharmlost.
Und jedes einzelne ist eingetreten!
Und als es soweit war: Null Echo außer dem erhebenden Hinweis: "Gehen Sie zur Hundeschule!"
DAS war dann das andere Extrem.
(Das hatte ich nun davon!)
Und: Nachdem erstmal raus war, was bei diesem Hund alles nicht stimmte, plus der massiven gesundheitlichen Probleme, die sich vorher schon angedeutet hatten, wollte ihn logischerweise erst Recht keiner mehr. Die hätten ihn zurückgenommen und wieder in der Hundepension untergebracht, wo es ihm echt schlecht gegangen ist.
Also ist er geblieben. Und immer noch da.
Natürlich wollte ich ihn nicht wieder abgegeben, aber die ersten 2 Monate waren der Horror, und danach war ich nervlich reif für die Klapse und körperlich eher fürs Krankenhaus. Ich konnte nicht mehr, und der Hund musste es ausbaden. Ich wusste mir keinen anderen Rat mehr. Gut, dass das damals nicht geklappt hat.
Ich hätte für den Rest meines Lebens das Gefühl gehabt, diesen Hund im Stich gelassen zu haben. Dieser Blick im Tierheim verfolgt mich bis heute -dabei liegt der Verursacher hier hinter mir und schnarcht hingebungsvoll.
Naja - Im Prinzip muss mich, wenn ich ehrlich bin, nur jemand direkt und sehr unmittelbar verzweifelt genug um Hilfe bitten, und ich setze Himmel und Hölle in Bewegung, egal was es mich kostet.
Das jetzt näher zu erläutern, würde zu weit führen - es ist mir halt schon vorher mal passiert, und bei Garri war es genauso. Der sagte nicht: "Ach, ich fühl mich schlecht, hier ist es doof" - der sagte: "Hilfst du mir?"
Ja. Hab ich gemacht. Vielleicht nicht so, wie es am besten gewesen wäre, aber so gut wie ich konnte. Jemand anders war halt auch nicht da.
MvG, Lektoratte