Hallo,
bald sind es 4 Wochen die ich nun schon ohne meine geliebte Hündin Spot leben muß.
Die ersten 2 Wochen habe ich mich und andere nur mit Vorwürfen und Zweifeln ob ich und mein Mann ihr gerecht geworden sind gequält. Es kam so unerwartet. Dann als endlich mein Unterbewußtsein begriffen hatte, dass sie weg ist, dachte ich ich habe es einigermaßen verarbeitet weil im Alltag nicht mehr diese ständigen automatischen Gedanken an sie hochkamen.
Aber es ist und bleibt ein furchtbarer Verlust ich vermisse sie endlos, sie war das größte Glück meines Lebens, mein Baby.
Leider war ich krank geworden 2 Wochen bevor sie starb, so dass ich ihr in ihren letzten Tagen kaum noch Aufmerksamkeit schenken konnte.
Mein Mann wurde sogar ungehalten gegen sie als sie im Zuge ihrer epileptische Anfälle in der Unruhephase nach den Anfällen Gegenstände umwarf und auf den Balkon gekackt hatte, er pöbelte sie an und wollte sie trotz ihres krankhaften dringlichen Bewegungsdrangs festhalten.
Ich kann nur hoffen, dass sie in den immer kürzer werdenden Phasen zwischen den Anfällen nicht mehr richtig zu Bewußtsein gekommen war, richtig sie selbst ist sie auf jeden Fall nicht mehr geworden, am Schluß kannte sie sich gar nicht mehr aus in der Welt, Gassi gehen-was ist das, über die Straße gehen, nach Hause gehen, in den Park gehen, irgendeine sinnvolle Richtung einschlagen, funktionierte alles nicht mehr.
Schlimm war auch die Kollision mit irgendwelchen Gegenständen auf dem Balkon, sie hatte sich in einem "Schiebekarren" meiner Tochter verfangen und in Panik quetschte sie sich durch den "Schiebebügel" durch statt den Kopf einfach wieder herauszuziehen. Enge und umfallende Gegenstände waren für sie zu gesunden Zeiten das schlimmste.
Ich hoffe sie hat das alles nicht mehr so mitbekommen, ich habe in letzter Zeit viel über Epilepsie gelesen, sie scheint beim Menschen ähnlich abzulaufen und ich habe Berichte von Leuten gelesen, die rekonstruiert haben, dass sie nach einem Anfall durch die Wohnung geirrt sein müssen da sie auf einmal zB ihre Schuhe im Kleiderschrank gefunden haben. Eine Erinnerung an gewisse "Umräumaktionen" nach dem Anfall war allerdings nicht mehr vorhanden. Und so hoffe ich dass meine Hündin das mit den schrecklichen Unruhephasen in denen sie sich reorientieren wollte auch nicht mehr mitgekriegt hat.
Nur vor ihrem letzten und schlimmsten Anfall hoffe ich ist sie noch mal zu sich gekommen,sie hatte auch eine kurze regenerierende Tiefschlafphase nach dem vorhergehenden Anfall gehabt und daher eine weniger lange und weniger heftige Unruhephase, ich habe sie ca. 1,5 Stunden gekrault in der Hoffnung, dass sie, wenn sie nicht mehr in tiefen Schlaf fällt evtl. auch keinen Anfall mehr kriegt und natürlich um ihr Liebe und Geborgenheit in dieser lebensbedrohlichen Situation zu geben.
Aber es half nichts, der schlimmste Anfall, Nr. 8 in 2 Tagen kam trotz zärtlichem Kraulen und Umarmen und Streicheln , das Zucken um Gesicht begann und ich griff nach ihrem Kopf und flehte und bettelte "nein Spot, nicht schon wieder ein Anfall" und es war nicht zu verhindern, der letzte todbringende Anfall hatte begonnen und war nicht mehr zu stoppen. Es war so schrecklich.
Die Entscheidung sie daraufhin zu erlösen schien unumgänglich, der TA meinte es kämen nur noch Tumor oder stark voranschreitende "Altersepilepsie" ungeklärter Ursache als Ursache für die Anfälle in Frage.
Beides ließe bei ihrem Zustand und ihrem Alter von 9 einhalb (hatte auch ein stark vergrößertes Herz) nicht mehr auf Genesung hoffen.
Zuletzt schaffte sie es nicht mehr auf den Autositz zu springen oder sich darauf zu halten, sie hechelte nur noch und lief im Kreis, sie guckte aus der Wäsche wie ein Zombie, die Augen reflektierten grünlich. Sie erkannte vertraute Personen nicht mehr und starrte zB ein parkendes Auto mit einer fremden Frau drin lange und eindringlich an, als meinte sie dort jemand erkennen zu müssen. Es war schrecklich.
Die letzten Tage war sie mir überall hin hinterhergedackelt aber da ich krank war und mich auch noch um meine eineinhalbjährige Tochter kümmern mußte die auch noch krank war wurde es mir manchmal zu viel und ich schickte sie in ihr Körbchen, ich war nicht sensibel genug um zu bemerken, dass es sich um eine bedeutsame Verhaltensänderung handelte.
Ich hätte merken müssen, dass es ihr nicht gut ging.
Aber auch als die ersten Anfälle kamen, dachte ich das geht wieder vorbei, wie im Sommer zuvor als es zu den ersten Anfällen kam. Da waren es "nur" 3 und nach der vermeintlich richtigen Diagnose Herzschwäche mit daraus resultierender Sauerstoffunterversorgung des Gehirns wurde Vetmedin verabreicht was zu helfen schien, da bis zur plötzlichen Anfallsserie dieses Jahr ja keine Anfälle mehr gekommen waren.
Ich dachte die Ursache ist eh das Herz, gibst Du ihr noch ein bis zwei Vetmedin, das ist ja das einzige was ihr helfen kann, indem es das Herz stärkt.
Ich mache mir auch Vorwürfe, dass ich Vetmedin am Schluß unterdosiert gegeben hatte, da ich dachte es hat super angeschlagen, der Hund ist ja anfallsfrei und es funktionierte ja scheinbar auch mit einer Tablette täglich.(Die Tabletten sind relativ teuer und es ist ein ziemlicher Akt sie in den Schlund zu schieben, anders funktionierte die Verabreichung nicht, ist trotzdem keine Begründung weniger zu geben)
Ich fühle mich schrecklich, Ihr habt recht wenn ihr denkt, das ich ein verantwortungsloser Halter war.
Es half nichts. Um 23 Uhr der 2. Horrornacht rief ich erst nach dem 6. Anfall den Tierarzt an der mir dann seine Einschätzung erörterte, dass ich dem Hund nicht mehr als 2 weitere Anfälle zumuten dürfe.
Ich mache mir auch Vorwürfe, weil sie in letzter Zeit wo ich krank war meinem Mann scheinbar auch zuviel wurde weil immer das Thema war "gehst du noch mit ihr" " ja ich geh gleich" " gehst du dann bitte auch, wenn du nicht möchtest gehe ich" " ist ja gut ich gehe ja schon" usw, vielleicht versteht ihr was ich meine, ich hätte mir für ihre letzten Tage wirklich etwas schöneres vorstellen können als unseren Krankheits-Alltags-Trott in dem kaum Aufmerksamkeit für sie da war.
Außerdem mache ich mir Vorwürfe, dass ich neben der falschen Dosierung der Tabletten auch Fehler bei der Ernährung gemacht habe.
Sie war eine Pitbullterrier-Hündin und wog am Schluß ca. 33 kg.
Durch meine kleine Tochter blieben oft mit Butter beschmierte Brotreste zurück, die ich ihr abends mit in Futter getan habe.
Außerdem hat sie öfter kleine Essensreste von uns ins Futter gekriegt.
Es ist pervers erst nach dem Tod gewissenhaft über die Pflege seines geliebten Tiers nachzudenken aber ich quäle mich und meinen Mann (der teilweise wirklich herzlos war am Schluss und mich mit der ganzen schrecklichen Situation völlig allein gelassen hat) im Moment damit was wir alles für Fehler gemacht haben.
Selbst eine vergessene unangebrochene Packung Schweineohren von der sie nichts mehr gekriegt hatte hat mich völlig fertig gemacht. Ich habe das Thema Schweineohren gegoogelt und mich ernsthaft damit getröstet dass Schweineohren eh zu fettig sind und sie durch die Brotreste meiner Tochter eh schon zu viel Fett gekriegt hat.
Es wäre so schön wenn die Seele meiner Hündin nicht tot wäre und sie mit mir in Verbindung treten könnte und sie mir zeigen könnte dass ich ihr eine schöne Zeit auf diesem Planeten gemacht habe.
Ich habe sie wirklich über alles geliebt auch wenn ich Fehler gemacht habe.
Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen, das Leben ist nicht mehr das selbe ohne sie.
Mir ist neulich ein Gedanke gekommen:
Wir sind alle nur zu Gast auf dieser wunderbaren Erde.Unsere Zeit ist begrenzt. Man sollte viel bewußter leben und mit seinen Lieben umgehen.
Tut mir leid, dass das hier so ausufert, ich hoffe ich nerve niemanden, es tut einfach gut es sich von der Seele zu schreiben während einem die Tränen runterlaufen.
Ich kann und will meinen geliebten Hund nicht vergessen, auch wenn es weh tut, er war ein Teil von mir!
Ich hätte nie gedacht dass das Ende so plötzlich, von einem Tag auf den anderen kommt, hätte ich die ersten Anfälle doch gleich ernster genommen!
Unsere Hündin war einfach durch und durch gut und eine riesen Bereicherung für unser Leben.
Man mußte sie einfach lieben.
Leider konnte ich nur 8 einhalb Jahre mit ihr teilen.
Kann ich hier auch ein Foto einfügen?Ich würde dann gerne das letzte Bild nehmen, das ca. 2 Wochen vor ihrem Tod entstanden ist.
Bald kommt ihre Urne.
Mal schaun wie wir damit fertig werden ihr einen Platz in unserem Wohnzimmer einzurichten.
Zumindest ist sie dann wieder im Schoße der Familie auch wenn die Schuldgefühle wegen der Fehler die man gemacht hat ein harmonisches Gefühl der "Wiederzusammenführung" erschweren.
Ich empfinde hauptsächlich Schuldgefühle, Mitleid mit ihr, Liebe zu ihr und Trauer.
Anfangs dachte ich noch daß bald ein neuer Hund her muß aber es wäre nur eine Ablenkung gewesen. Ich glaube dass man erstmal den Verlust verarbeiten und akzeptieren muß und soweit bin ich noch nicht.
Immerhin war ich heute wenigstens in der Lage die letzten Fotos von ihr anzuschauen, das wäre anfangs nicht denkbar gewesen.
Danke fürs "von-der-Seele-schreiben-können"!
die um ihre Spot trauernde Anke