Was Hundebesitzer schon lange ahnen, ist nun wissenschaftlich untermauert . . .

YVeONNEt

Rico erstaunt Forscher

Was Hundebesitzer schon lange ahnen, ist nun wissenschaftlich untermauert: Ein Hund kann menschliche Worte schon beim ersten Anhören lernen und auch längere Zeit behalten.

Einige Aspekte des Sprachverständnisses hätten sich demnach früher als die menschliche Sprache und unabhängig von ihr entwickelt, berichten Leipziger Wissenschaftler nach Versuchen mit dem neunjährigen Border-Collie Rico. Der hatte schon 1999 in der ZDF-Show «Wetten dass..?» mit seinen Fähigkeiten für Aufsehen gesorgt.

Rico versteht das stattliche «menschliche» Vokabular von rund 200 Wörtern und musste in einer Serie von Experimenten seine Lernfähigkeit unter Beweis stellen. Die überraschenden Ergebnisse werden im Fachmagazin «Science» vom Freitag vorgestellt.

«Man muss nicht sprechen können, um viel zu verstehen», erläutert Julia Fischer vom Leipziger Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie. Die Leistung von Testhund Rico entspreche der Kombinationsfähigkeit eines dreijährigen Kindes.

Rico wurden bei dem Versuch acht Spielzeuge präsentiert, wovon ihm sieben bereits vertraut waren. Mit der Aufforderung «Rico, hol den ...» sollte der Hund dann das unbekannte Spielzeug apportieren.

Das Ergebnis: In sieben von zehn Fällen traf Rico die richtige Wahl, indem er vom unbekannten Wort auf den unbekannten Gegenstand schloss. Diese Erfolgsquote entspricht jener eines dreijährigen Kindes.

Bislang ging man davon aus, dass dieser Prozess des «schnellen Zuordnens» beim Sprachenlernen eine nur dem Menschen eigene Fähigkeit sei, berichten die Forscher in «Science». Zudem konnte sich Rico auch nach Wochen an die neu gelernten Spielsachen erinnern.

«Diese Fähigkeit weist darauf hin, dass die Hirnstrukturen, die einer solchen Lernweise zu Grunde liegen, nicht auf den Menschen beschränkt sind», sagte Katrina Kelner von «Science». In einem Kommentar schrieb Paul Bloom von der Yale University in New Haven: «Für Psychologen sind Hunde nun eventuell die neuen Schimpansen.» (wim/sda)

 
  • 29. März 2024
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Hund Rico hört aufs Wort
[Von ftd.de, 20:38, 10.06.04] Als Rüde Rico in der TV-Show "Wetten, dass..?" auftrat, wo ihn das Publikum zum Wettkönig wählte, fiel er Verhaltensforschern aus Leipzig auf. Drei Jahre testeten sie seine kognitiven Fähigkeiten. Erstaunliches Ergebnis: Der Hund besitzt das Lernvermögen eines Kleinkindes.

Als Hund muss man es erst einmal so weit bringen. Blitzlichtgewitter, Fernsehteams, ein großer Auftritt in der Öffentlichkeit. Jeder will etwas von einem. Aber Rico hat seinen Artgenossen etwas voraus: Der neunjährige Border Collie versteht die menschliche Sprache. Rico hat zu Hause mehr als 200 Spielzeuge, meist Stofftiere, und kennt sie alle beim Namen.
Nun mögen Hundebesitzer sagen, Wörter erkennen, das könne ihr Hund auch. Aber Rico ist in der Lage, logisch zu denken - die Bedeutung unbekannter Wörter auf dieselbe Weise zu lernen wie ein Kleinkind. Drei Jahre lang haben Wissenschaftlerinnen vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Ricos Begabungen in Experimenten erforscht. Jetzt haben Julia Fischer und Juliane Kaminski ihre Ergebnisse in der neuen Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins "Science" veröffentlicht und in Berlin auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
Ihre Experimente liefen ungefähr so ab: Rico wurde neben seinen bekannten Sachen ein neues Spielzeug, zum Beispiel ein Buch, vorgelegt und er dann aufgefordert: Hol das Buch! Woraufhin Rico das Buch holte, weil er neue Wörter mit unbekannten Objekten verknüpfte. Rico merkte sich die Kombination auch dann noch wochenlang, wenn das neue Spielzeug bereits wieder verschwunden war. Mit Dressur hat das Ganze nichts zu tun. Nur freundlich muss man gegenüber dem verspielten Hund sein. "Die Studie belegt, dass man nicht unbedingt selber sprechen muss, um Sprache zu verstehen", sagte Fischer. Und Kaminski hat "besonders erstaunt, wie schnell Rico neue Wörter lernt". Es sei mit der Zeit ja immer schneller gegangen.
Dass Rico im Kopf so fix ist, liegt an seiner frühen Schulung. Mit neun Monaten wurde er an der Schulter operiert und musste daraufhin im Haus beschäftigt werden. Der lauffreudige Hütehund brauchte geistige Nahrung, und seine Besitzerin Susanne Baus dachte sich das Spiel "Sachen verstecken" aus. Bald merkte sie, dass Rico auch unbekannte Spielzeuge fand, wenn sie ihn zur Suche aufforderte.
Bis 1999 war Ricos Wortschatz auf 80 gestiegen. Das reichte, um als Kandidat in der ZDF-Show "Wetten dass..?" aufzutreten. Ricco wurde vom Publikum zum Wettkönig gewählt. Damals wurden die Forscherinnen auf das Wundertier aufmerksam.
Was Fischer und Kaminski nun klären müssen: "Ist Rico einfach ein genialer Hund?" Vermutlich sind viele Hunde dazu fähig. "Sie sind seit mindesten 15.000 Jahren domestiziert", sagte Kaminski. Nur mit dem Sprechen wird es wohl weiter hapern. Dass er die Pressekonferenz langweilig fand, vermittelte Rico auf andere Weise. Er schlief ein Weilchen.

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SPIEGEL ONLINE - 10. Juni 2004, 17:25
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Tierische Intelligenz


Hund Rico lernt wie ein Kind

Von Julia Albrecht

Rico ist ein Hund. Aber er lernt Sprache auf eine Art, wie sie bisher nur Kindern zugetraut wurde, und er spielt mit den gleichen Sachen: 200 Plüsch- und Plastiktiere gehören ihm. Er kennt sie beim Namen und kann sie auf Befehl apportieren.



Susanne Baus
Rico: Der 200-Worte-Hund
Hundesbesitzer ahnten schon lange, was Forscher des Max-Planck-Instituts nach drei Jahren intensiver Arbeit mit einem Border-Collie namens Rico jetzt wissenschaftlich erwiesen haben: Herrchens bester Freund versteht die menschliche Sprache überraschend gut - und zeigt Fähigkeiten, die bisher nur bei Kleinkindern vermutet wurden.

Rico hatte die Menschen bereits vor fünf Jahren in der TV-Sendung "Wetten, dass..." erstaunt. Mit seiner imposanten Gabe, Dutzende ähnlich aussehender Plüsch- und Plastiktieren auseinander zu halten, war er Wettkönig geworden. Der Hund kennt die Namen von mehr als 200 Personen und Gegenständen und kann sie richtig zuordnen, er kann sein Wissen in neuen Situationen anwenden und verfügt über ein hohes Abstraktionsvermögen. Außerdem erlernt er neue Wörter nach einem ähnlichen Prinzip wie kleine Kinder: Er erkennt, dass ein unbekanntes Wort zum einzigen unbekannten Gegenstand inmitten vertrauter Dinge gehören muss.

Juliane Kaminski, Julia Fischer und Josep Call vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig demonstrierten jetzt in Berlin, was die Intelligenzbestie kann. Vor surrenden Kameras und klickenden Fotoapparaten zeigte Rico, wie er auf Anweisung gelbe Plüschsonnen, gräuliche Flauschmäuse und weiße Stoffschneemänner aus der Spielzeugsammlung herauspickte.

Schlauer als trainierte Affen und Delfine

Zwar glauben viele Hundebesitzer zu wissen, dass ihr Haustier jedes Wort versteht. Doch der wissenschaftliche Nachweis fällt ungleich schwerer. Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" (Bd. 304, S. 1682) schreiben, musste Rico mehrere Tests durchlaufen. Zur Prüfung seines Wortschatzes wurde Rico 40 Mal in einen Nebenraum geschickt, um ein bestimmtes Spielzeug zu holen. 37 Mal kam der Collie mit dem richtigen Gegenstand zurück. Mit insgesamt mehr als 200 verschiedenen Worten übertrifft Ricos Vokabular sogar das von trainierten Affen, Delfinen, Seelöwen und Papageien.

DPA
Rico bei "Wetten, dass..." im März 2001: Beeindruckendes Sprachverständnis
Vielleicht noch erstaunlicher ist, dass der Hund Fähigkeiten zu besitzen scheint, die bisher nur bei Kleinkindern beobachtet wurden. Hält man dem Rico einen ihm unbekannten Gegenstand hin und sagt: "Das ist eine Schlange", so kann der kluge Kerl das Wort ganz augenscheinlich mit dem Gegenstand in Verbindung bringen. Legt man die Schlange danach zwischen bereits bekannte Spielzeuge, schnappt sich Rico zielsicher das Stoffreptil.

Rico vollbringt auch ein noch kniffligeres Kunststück: Wirft seine Herrin ihm ein unbekanntes Spielzeug in eine Sammlung und bittet Rico um die Giraffe, dann läuft Rico los und holt die Giraffe - obwohl er das Wort vorher noch nie gehört hatte. Der Hund, folgern die Forscher, kann also durch hoch abstrahiertes Ausschlussverfahren zu dem Schluss gelangen, dass "Giraffe" der Name für den Gegenstand sein muss, den er bislang noch nicht kannte. Für Teamleiterin Julia Fischer ist das eine "reife, eigenständige Denkleistung", die auf logischen Operationen beruht.

Menschliche Fähigkeit beim Hund

Bisher hatten Wissenschaftler geglaubt, dass dieses so genannte "schnelle Zuordnen" - das Erschließen von Gegenstands-Bezeichnungen durch logisches Ableiten - eine rein menschliche Fähigkeit sei. Offensichtlich, so die Forscher, basieren aber bestimmte Teile des Sprachverständnisses auf geistigen Fähigkeiten, die nicht nur beim Menschen vorkommen und die sich unabhängig von der menschlichen Sprache entwickelt haben.

DPA
Rico bei der Arbeit: Sprache lernen wie ein Kind
Zudem besitzt Rico ein enormes Erinnerungsvermögen: Selbst vier Wochen nach dem Erlernen neuer Begriffe konnte er sich noch korrekt an die Worte erinnern - selbst wenn er in der Zwischenzeit die Gegenstände nicht zu Gesicht bekommen hatte. Diese Erfolgsquote entspricht laut Fischer der von dreijährigen Kindern.

Das hohe Abstraktionsvermögen der Vierbeiner ist etwa den Trainern von Blindenhunden schon seit langem bekannt. Bei der Ausbildung müssen die Tiere lernen, ihr Herrchen auf Befehl zur nächsten Treppe, zu einer freien Sitzgelegenheit oder zur Tür zu führen. Ausbilder berichten, dass die Tiere Begriffe verstehen lernen und dann in der Lage sind, an jeder beliebigen Bushaltestelle, vor einem Gebäude oder in einem Zimmer den Weg zum Ein- oder Ausgang zu weisen.

Auf den Menschen gekommen

Wieso aber sind Hunde so klug? Oder ist es nur Rico? Auf diese Frage kann das Forschertrio nur mit Hypothesen antworten. Vielleicht, so Juliane Kaminski, hat es mit der Domestizierung der Tiere zu tun. Schon seit 15.000 Jahren leben Hunde mit Menschen zusammen. "Es könnte sein", so die Forscherin, "dass sich die kognitiven Fähigkeiten der Hunde denen der Menschen angepasst haben."

So werten Hunde zum Beispiel menschliches Zeigen und Schauen als Kommunikation - im Unterschied zu ihren nächsten Verwandten, den Wölfen. Selbst mit Menschen aufgewachsene Wölfe können mit dem Konzept des Schauens und Zeigens nichts anfangen. Schafe allerdings, die ebenfalls seit rund 10.000 Jahren mit Menschen leben, reagieren ebenfalls auf menschliche Gesten und Blicke.

Auch Ricos Herrin Julia Fischer reagierte mit einem (gequälten) Blick, als sie gefragt wurde, ob Rico denn noch mehr Worte lernen könne. "Ja", meinte sie, "aber ich habe nicht noch mehr Platz für weitere Stofftiere."
 
Hunde lernen Wörter wie Kinder

Hunde lernen die Bedeutung unbekannter Wörter auf dieselbe Weise wie Kleinkinder. Das ist das Ergebnis einer Studie mit Collie "Rico". Der Hund verfügt über ein beachtliches Vokabular von 250 Wörtern.

"Atomstrom" wie Loriots legendärer Trickfilmhund kann Border-Collie Rico zwar nicht sagen. Aber einen "Rotkohl" könnte er nach Aufforderung auf Anhieb unter seinem Spielzeug finden - obwohl er das Wort Rotkohl zum ersten Mal hört. Hundebesitzer, die kaum daran gezweifelt haben, dass ihr Hund sie aufs Wort versteht, sehen diese Ansicht nun auch wissenschaftlich belegt. Forscher vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie präsentierten am Donnerstag in Berlin erstaunliche Ergebnisse ihrer dreijährigen Arbeit mit Rico. Die Studie wird im renommierten Fachjournal «Science» (Bd. 304, S. 1682) veröffentlicht.

"Man muss nicht sprechen können, um viel zu verstehen", resümierte Team-Leiterin Julia Fischer und bescheinigte Rico zudem, sich die neu erlernten Worte auch über längere Zeit merken zu können. "Diese kognitiven Fähigkeiten, die es einem Tier erlauben, eine Vielzahl von Klängen und Geräuschen richtig zu interpretieren, scheinen sich also unabhängig und viel früher als die Fähigkeit zum Sprechen entwickelt zu haben."

Keine dem Menschen vorbehaltene Fähigkeit
In den Versuchen wurde dem Border-Collie jeweils neben sieben bereits bekannten Spielzeugen auch ein unbekanntes präsentiert. Die Aufforderung lautete dann: "Rico, hol das ...". In sieben von zehn Fällen brachte Rico das richtige Spielzeug - das entspricht in etwa der Trefferquote eines dreijährigen Kindes. Auch nach mehreren Wochen war Rico in der Lage, sich zu erinnern, obwohl der neue Begriff zwischenzeitlich nicht mehr gebraucht worden war.

Bislang waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass das so genannte "schnelle Zuordnen", das Erschließen von Gegenstands- Bezeichnungen durch logisches Ableiten, eine rein menschliche Fähigkeit sei. Doch Rico, der seine enorme Lern- und Spielfreude bereits bei "Wetten, dass" unter Beweis stellte und mittlerweile über 250 "menschliche" Vokabeln kennt, belehrt die Zweifler eines besseren.

Rico musste im Haus beschäftigt werden
"Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob Rico einfach ein genialer Hund ist", sagte MPG-Forscherin Juliane Kaminski. Erfahrungen von Blindenhund-Ausbildern stünden dem aber entgegen. Auch diese Tiere zeigten nämlich eine erstaunliche Fähigkeit, in abstrakten Kategorien zu denken - etwa, wenn sie aufgefordert würden, einen - wie auch immer gearteten - Sitzplatz zu finden. "Hunde sind seit mindestens 15.000 Jahren domestiziert und sehr gut in der Lage, kommunikative Signale des Menschen zu deuten", betonte Kaminski. So seien, anders als Wölfe oder Schimpansen, sogar sehr junge oder auch wilde Hunde in der Lage, menschliche Zeichen zu verstehen.

Davon kann Ricos Besitzerin, Susanne Baus, ein Lied singen. Nach einer Schulteroperation mit neun Monaten musste Rico, ein lauffreudiger Hütehund, ein Viertel Jahr an der Leine gehen und notgedrungen im Haus beschäftigt werden: "Da hab ich einfach angefangen, ihm Spielzeuge in der Wohnung zu verstecken und danach zu fragen. Am Anfang waren es ein oder zwei, dann 20, heute sind es 252", sagt sie und deutet auf mehrere überquellende Kisten.

Kann Rico auch einzelne Satzteile unterscheiden?
Wenn es nach den Leipziger Forscherinnen ginge, könnten das noch mehr werden, denn weitere Fragen stehen an. "Jetzt wollen wir schauen, ob Rico auch in der Lage ist, zwischen einzelnen Bestandteilen eines Satzes zu unterscheiden", berichtet Fischer. Auch die Frage, ob Rico durch das besonders frühe und kontinuierliche Training so gut lerne, sei offen.

Unterm Strich, so betonten die Forscherinnen, seien ihre Erkenntnisse für viele Hundefans keine Sensation. "Aber der Unterschied ist, dass sie bislang noch nie für die Wissenschaft nutzbar gemacht wurden und uns nun Einblicke in Evolutionsprozesse geben." Für künftige Studien hoffen sie deshalb auch auf die rege Mithilfe von Haltern anderer begabter Hunde.

Quelle:
 
Vokabeltest: Eins plus

Hunde verstehen die Menschen vielleicht besser, als manches Herrchen vermutet

Alexander Mäder

Wenn Rico nur sprechen könnte! Vielleicht würde er dann reden wie ein Star: dass das Projekt eine große Herausforderung gewesen sei, und dass er jetzt mehr Zeit für sich brauche. Bestimmt würde er sich über die vielen Fotografen beschweren, die vor ihm niederknien. Stattdessen kläfft er nur kurz in ihre Richtung. Rico ist ein neunjähriger Border Collie.

Seinen ersten großen Auftritt hatte Rico vor fünf Jahren bei Thomas Gottschalk. Damals wettete sein Frauchen, Susanne Baus, dass er die Namen von 80 Stofftieren kennt. Auf das Kommando "Rico, wo ist der Tiger?" lief er los und apportierte den Stofftiger. Rico wurde Wettkönig.

Mit seinem Training hatte er schon früh begonnen. Im Alter von zehn Monaten musste er nach einer Schulteroperation drei Monate lang an der Leine gehalten werden - kein Vergnügen für einen unternehmungslustigen Border Collie. Um ihren Hund im Haus zu beschäftigen, ließ ihn Susanne Baus Stofftiere apportieren. "Als er die Namen von zwanzig Tieren kannte, wollten wir aufhören, um ihn nicht zu überfordern", erzählt sein Frauchen. "Aber unsere Gäste haben da nie mitgespielt und ihm immer neue Wörter beigebracht."

Ein Hund als Versuchskaninchen

Am Donnerstag präsentierten sich Frauchen und Hund der Presse. Rico genießt das Bad in der Menge und läuft von Reporter zu Reporter, um sich streicheln zu lassen. Julia Fischer und Juliane Kaminski, zwei Biologinnen vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig, haben es mitunter schwer, die Aufmerksamkeit der Journalisten zu gewinnen. Sie haben gemeinsam mit ihren Kollegen Ricos Fähigkeiten genau geprüft und bestätigen nun, dass der Hund die Namen seiner Spielzeuge so gut kennt wie ein dreijähriges Kind. Im Wissenschaftsmagazin Science schreiben sie, dass sein Wortschatz inzwischen mehr als 200 Wörter umfasst.

Im Test der Leipziger Forscher musste Rico die Stofftiere aus einem Nachbarzimmer holen, wo er mit den Spielsachen alleine war. Auf diese Weise schließen die Forscher aus, dass Rico auf kleine Gesten der Menschen achten kann. Denn die Lehre vom Klugen Hans, einem Pferd, das vor hundert Jahren Laien und Fachleute zum Narren hielt, ist ihnen noch sehr bewusst. Angeblich konnte Hans rechnen, er klopfte die Ergebnisse mit einer Hufe. Doch später entdeckte man, dass er sich bloß gut auf die Körpersprache der Menschen verstand. Hatte er genug geklopft, machten seine Zuschauer unmerkliche Bewegungen, die Hans als Signal interpretierte, mit dem Klopfen aufzuhören. Die Zuschauer waren beeindruckt.

Rico braucht keine solchen Hinweise, er muss das Wort nur richtig verstehen. Manchmal zögert er, hebt ein Stofftier auf, legt es wieder hin und läuft zurück zu seinem Frauchen. "Stell die Frage bitte noch einmal", soll das heißen. In anderen Fällen kann er die Wörter nur schlecht unterscheiden: "Möwe" und "Möhre" bringt er zum Beispiel oft durcheinander. Aber Rico lernt schnell und willig. Nennt ihm sein Frauchen ein neues Wort, läuft er ins Nachbarzimmer und schaut sich nach einem Spielzeug um, das er noch nicht kennt. Dieses eine Mal genügt ihm, um das Wort zu lernen. Selbst vier Wochen später kann er sich oft noch daran erinnern.

Kleine Kinder lernen die Vokabeln ihrer Muttersprache auf eine ähnliche Weise. Bis zu zehn neue Wörter schnappen sie täglich von anderen Menschen auf. Sie kommen von selbst darauf, was der Andere wohl gemeint hat. Die Experimente mit Rico zeigten, dass diese Fähigkeit keine typisch menschliche sei, sagen nun die Biologinnen Fischer und Kaminski. Ihr eigentliches Forschungsziel haben sie damit noch lange nicht erreicht. Sie möchten am Ende herausfinden, was genau Menschen besser können als Tiere - abgesehen von der banalen Tatsache, dass sie sprechen und Hunde nicht.

Vielleicht sind Border Collies aber auch besonders schlaue Hunde, oder Rico ist einfach genial. Das lässt sich schwer entscheiden, wenn man nur einen Hund untersucht hat. Die Leipziger Wissenschaftler möchten nun eine ganze Reihe anderer Hunde testen. Sie beklagen, dass sich die Forschung bislang nicht für den Erfahrungsschatz der Hundebesitzer interessiert habe. "Wir hoffen, dass sich Forscher durch die Berichte von Hundebesitzern zu neuen Studien inspirieren lassen", sagt Julia Fischer.

In den nächsten Experimenten soll auch untersucht werden, ob Hunde abstrakte Begriffe wie "Stuhl" oder "Tisch" lernen können. Es gebe schon Hinweise dafür, dass sie dazu in der Lage seien, sagt Juliane Kaminski. Blindenhunde würden beispielsweise auf das Kommando "Such einen Sitz!" einen Sitzplatz für ihr Herrchen suchen.

Der Wolf als der Dumme

Kaminski vermutet, dass Hunde so aufmerksam und lernfähig sind, weil sie von Menschen schon seit 15 000 Jahren als Haustiere gehalten werden. Wölfe seien nicht so schlau, sagt Kaminski - und auch manche Hunde nicht. Ihr eigener Hund sei beispielsweise mit Rico nicht ansatzweise zu vergleichen: "Der war selbst nach drei Wochen nicht in der Lage, auch nur die Namen von zwei Dingen zu unterscheiden." Aber auch bei den Menschen steht ja nicht jeder gerne als Streber da.

Science, Bd. 304, S. 1682

Quelle:
 
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