Hey Claudy,
hab' ja versprochen, was rauszusuchen, das wird jetzt aber zeimlich lang *duck*
Ich zitiere einen Text aus dem Buch von Dr. med vet. Vera Biber "Hilfe, mein Hund ist unerziehbar!" Verlag Hartmut Becker.
Also, Zitatanfang:
Leserbrief aus Partner-Hund
Überschrift: Er ist zu nervös um zu lernen
Daneben das Foto eines DSH mit dem Bilduntertitel:
Der dt. Schäferhund gehört zu den lernfreudigsten Rassen, doch er muß erst lernen, sich zu konzentrieren.
Dann die Frage von Herr J.H. aus S.:
Ich habe jetzt einen 18 Monate alten Schäferhund aus dem Tierheim geholt, der sein bisheriges Leben als Kettenhund verbracht hat. Ich habe mich im TH verpflichtet, mit dem Hund einen Erziehungskurs zu machen, doch das ist nahezu unmöglich: Das Tier ist so nervös und überängstlich, dass es sich einfach nicht konzentrieren kann. Ich möchte den Hund behalten und traue mir selbst auch einiges zu. Wenn wir beide alleine sind, taut er richtig auf, allerdings spielt und schmust er nicht. Kann ich hoffen?
Die Antwort der Zeitung lautete:
Ein Kettenhund hat die Welt bis jetzt feindlich erlebt: Alles was sich ihm auf kritische Distanz genähert hat, wurde verbellt und attackiert. Sein Leben spielte sich auf engstem Raum ab, ohne Spiele mit anderen Hunden, ohne Spaziergänge in neuer Umgebung. So ein Hund muss erst lernen, seine neue Welt zu akzeptieren, was bei einem jungen Tier wie Ihrem noch leicht möglich ist. Nur sollten Sie ihn nicht überfordern, und das tun Sie, wenn er jetzt schon in eine Hundeschule muss. Die vielen anderen Hunde, die fremden Menschen, die Gerüche und der Trubel verwirren ihn so stark, dass er taub für alles andere ist.
Hier der Kommentar von Vera Biber:
1. Ein Schäferhund ist genauso intelligent wie andere Rassen. Der zitierte Bilduntertitel suggeriert sogar dem offensichtlich selbstbewussten und ernsthaften, aber ratsuchenden Besitzer unbewusst, dass es ja dann nur an ihm liegt, wenn er einen so intelligenten Hund nicht erziehen kann.
2. Ich vermute, dass der Hund möglicherweise deshalb im TH gelandet ist, weil er unerziehbar war. Vielleicht konnte er deshalb auch nur mit Anbinden gebändigt werden. Einem wesensfesten Hund schadet gelegentliches Anbinden nicht, es schont vielmehr Frauchens oder Herrchens Nerven.
3. Erziehung muss vom ersten Tag an beginnen, denn Eriehung ist bereits jede Interaktion zwischen Verhaltensweisen von Herr und Hund. Man sollte nicht warten, bis sich Unerwünschtes eingeschliffen hat, um es erst nachher wieder mühsam aberziehen zu müssen. Eine gute Hundeschule überfordert ihre Zöglinge nicht. Vielleicht wäre Herr H. hier sogar zufällig an die gute Futterberatung eines Sportkameraden geraten. (Allerdings sind die meisten Hundevereine mehr an der Vermarktung ihres Vertragsfutters interessiert.)
4. Nach üblicher Freudscher Manier werden psychologische Ursachen und Schuld wieder nur beim Vorbesitzer gesucht (Kettenhundsyndrom). Psychologie spielt allerdings sekundär durchus eine Rolle. Je mehr Zwang der Hund erfährt, desto stärker können sich wiederum rückwirkend seine seelischen Störungen entwickeln. Kein Wort hören wir über die Fütterung. Da heutzutage mindestens 2/3 aller Hunde mit Trockenfertigfutter ernährt werden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieser Hund hyperaktiv ist, aleso unter einer Zerebral-Allergie leidet. Erkannt wurden in diesem Artikel die für diese Art Hunde typische Absorption der Sinnesreize aus ihrer Umgebung ohne ausreichende Filterfunktion, was ja fehlende Konzentration bedeutet, und die Verwirrung, Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen. Kinder mit dieser Krankheit haben die gleichen Symptome, sind konzentrationsgestört, leicht ablenkbar und können in der Schule nicht richtig lernen. Typisch ist hier ebenfalls, dass sie am besten mit einzelnen Personen zurechtkommen, wenn sie mit diesen alleine sind. Auch Gleichgültigkeit oder sogar Wegstoßverhalten bei Körperkontakt (Mangel an Sozialverhalten) sowie Schwierigkeiten, normal zu spielen, sind hier wie da symptomatisch.
5. Ich weiss leider nicht wie dieser Fall ausgegangen ist, aber ich gehe jede Wette ein, das dieses Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom nicht von selbst verschwunden ist. Ja, vielleicht ist dieser Hund sogar nach vielen vergeblichen Erziehungsversuchen und finaziellen Investitionen einer von den vielen geworden, die wieder abgegeben oder eingeschläfert worden sind, denn der Rat der Zeitschrift hat dem Hundebesitzer mit Sicherheit nicht geholfen. Und wer lässt sich schon gerne auf Dauer als unfähig kritisieren?
Zitatende
Emily
Wer die Menschen kennt, liebt die Tiere