Ruhrlady, alle deine Fragen kann man im Prinzip mit "Es kommt drauf an" beantworten.
Beispiel: gibt es jetzt Dominanz bei Hunden oder nicht (Clarissa von Reinhardt) bei der ich auf einem sehr beeindruckenden Vortrag war, der meine ganze Welt, Hundewelt auf den Kopf gestellt hätte, wenn ich nicht skeptisch dem Ansatz gegenüber wäre.
Das kommt drauf an, wie man Dominanz definiert. Bloß, weil der Hund etwas will, was er nicht soll, und versucht, seinen Kopf durchzusetzen, ist er für mich noch nicht dominant - für manche Trainer aber schon. Da redet man leicht aneinander vorbei.
Ist der Hund respektlos oder verspielt wenn er mir ins Gesicht springt?
Ich habe beides schon gesehen und ergänze um den Punkt "hysterisch".
Also: Es kommt auf den Hund an.
Ist er dominant oder tolpatschig wenn er mir vor die Füße läuft, usw.....
Auch da wieder: Das kommt auf den Hund an.
[Aber wie gesagt: "Dominant" halte ich mittlerweile aus dem Grund für ein schlechtes Wort, weil es für jeden etwas anderes bedeutet. - Was nicht unwesentlich zur Verwirrung beiträgt.]
Pauschale Antworten gibt es nicht, jede Aktion ist irgendwie kontextbezogen.
In der Arbeit mit Tierheimhunden verlasse ich mich auf wenige Grundlagen, Vertrauen aufbauen, ruhige und sichere Ansagen, klare Körpersprache, bisjetzt klappt es auch ganz gut, aber ich gebe jetzt hier einfach mal offen zu, dass ich immer verunsicherter werde, je mehr ich mich theoretisch bilde.
Kann ich gut verstehen. Ich glaube, man darf die Bücher nicht lesen, als seien es absolute Wahrheiten, sondern sie beschreiben im Prinzip Lern- oder Denkmodelle. Trifft das Modell auf einen hund zu, kann man mit ihm wunderbar nach diesem Modell arbeiten. Trifft es weniger gut zu, sollte man sich tunlichst ein anderes suchen.
Das ist doch bei Menschen auch nicht anders. Da weiß man seit langem, dass die alle unterschiedlich lernen, und also für das optimale Ergebnis unterschiedlich unterrichtet werden müssten. Und das hast du im Prinzip bei Hunden genauso.
Ein Hundetrainer entwickelt sein Denkmodell aufgrund der Hunde, die ihm bisher begegnet sind, sowei aufgrund seiner sonstigen Erfahrungen und seiner eigenen Persönlichkeit. Er kann aber unmöglich eines entwickeln, das für jeden Hund passt.
Die absolute Wahrheit über Hundeerziehung gibt es nicht.
Aber sehr viele sehr unterschiedliche Theorien enthalten unterschiedliche interessante Aspekte.
So seh ich das!