Hallo Klitschko,
meine Schwägerin hatte ihre Beiden in der Waldorfschule und war immer hellauf begeistert. Mein Ding war es nie so recht; ich bin immer in die Schule gegangen um Rechnen, Lesen und Schreiben zu lernen und das war es dann auch! Ich bilde mir ein, mit beiden Füßen feste auf dem Boden zu stehen und das ganze "Freischwebende" ist nicht so mein Fall.
Als meine Große (in diesem Fall die Tochter, nicht der Hund
) eingeschult wurde, war mir klar, wir nehmen die Grundschule um die Ecke, ist schön bequem - mit dem Kiga klappte es wunderbar, weshalb sollte es in der Schule anders sein.
Es war anders. Aileen ist ein recht stilles und zurückhaltendes Kind - leider auch faul. - Ich fasse die Leier, die ich schreiben wollte mal kurz: Die Lehrerin war unfähig, auf das Kind einzugehen, sie war nicht gewillt, bei Hänseleien auf dem Schulhof einzuschreiten und sie hat sich sonst noch einiges geleistet. In der Stilblüte, die sie Zeugnis nannte, fand ich in zehn Zeilen dreimal das Wort "langsam".
Dann haben wir uns umgesehen und Aileen geht seit der 2. Klasse in die Waldorf. Sie ist innerhalb weniger Monate aufgeblüht, hat wesentlich mehr Selbstvertrauen und jedenfalls für den Grundschulbereich habe ich festgestellt, daß sie weiter sind als die normale Grundschule. Und das ohne diesen enormen Druck, den sie in der "normalen" Schule hatten! Das Zeugnis ist gut, und mit den Hausaufgaben haben wir kaum noch Streß!
Weiterer Pluspunkt: Kein Schulwechsel mehr! Ich habe mit einer Mutter gesprochen, die verzweifelt überlegt, welche Schule ihr Kind in der 5. besucht. Für uns kein Thema, wir bleiben, wo wir sind - mit unserem Klassenlehrer, der bis zur 8. bei uns bleibt!
Antiautoritär: Würde ich nicht sagen! Die Lehrer haben die Kids recht gut im Griff; vor Betreten der Klasse wird dem Lehrer die Hand gegeben, Hausmeister achtet auf Füßeabtreten bei Sauwetter; wiederholtes Kaugummikauen wird mit Hof säubern geahndet; 12.-Klässler haben Mit-Pausenaufsicht; auf Hinweise der Eltern wird sofort reagiert.
Weltfremd erziehen: Wer erzieht letztendlich Dein Kind, Du oder die Schule? Ich dolmetsche und übersetze - auch bei Gericht und Polizei, so bekommt mein Kind so einiges mit, was nicht gerade weltfremd ist. (Wir gehen zum Schwimmen, wenn Mama aus dem Knast kommt...) Und nun mal ganz ehrlich, müssen die ganz Kleinen schon ganz so abgebrüht sein?
Es ist nicht alles ideal, die Elternabende (so gut wie Pflichtveranstaltung) dauern Stunden, z.T. in der freien Schwebe... Sie werden versuchen, Dich zur Mitwirkung bei Schulveranstaltungen heranzuziehen...
Das mit dem Sektentum u.ä. habe ich übrigens nicht festgestellt. Festgestellt habe ich aber, daß auch andere Hautfarben und Behinderungen wesentlich besser akzeptiert werden. Es wird sowieso mehr akzeptiert - bloß der Fernseher hat einen schlechten Stand. Das hat übrigens einen Riesenvorteil - der Lehrer hat meine Mix-Maus (im Gegensatz zum Rest Deutschlands) nicht sofort in die Kampfhundecke gepackt. OK, sie schlief beim obligatorischen Lehrerbesuch die ganze Zeit friedlich auf der Couch und ist nicht zähnefletschend über jemanden hergefallen. (Ich muß etwas falsch machen bei der Erziehung
)
Meine Kleine (wiederum Tochter, nicht Hund) wird nächstes Jahr dort eingeschult. Ich würde es jedes Mal wieder tun, auch wenn es für mich persönlich nicht die richtige Schule gewesen wäre, denke ich.
Josi