VOR der Anschaffung eines Hundes zu lesen

Alexis

KSG-Men Eater™
...achtet vor allem auf die Nummer 15...*ggg*


1. Wenn Sie sich einen Hund kaufen, nehmen Sie einen großen!
Wie in vielen anderen Branchen, gibt es auch bei Hunden eklatante Mißverhältnisse zwischen Preis und Leistung. Kehren Sie Zeitgenossen, die Ihnen Hundezwerge zu Schäferhundpreisen andrehen wollen, kommentarlos den Rücken.

2. Kaufen Sie nur Hunde seltener Rassen.
Nur so können Sie die staunende Gemeinde der Allerweltshundebesitzer von Ihrem kynologischen Fachwissen überzeugen. Lassen Sie Setter, Rottweiler, Dobermänner und Boxer links liegen. Wählen Sie lieber einen Akita Inu, Basenji oder Fila Brasilero. Exotik hat ihren eigenen Charme und ein Rhodesian Ridgeback umgibt seinen Besitzer auf natürliche Weise mit dem Flair der Großwildjagd. Nebenbei tun Sie noch etwas gegen die zunehmende Verödung des Stadtbildes und viele bewundernde Blicke sind Ihnen gewiss.

3. Wählen Sie niemals eine Rasse, deren Vertreter Ihnen in puncto Körperkraft nicht mindestens um das Doppelte überlegen sind.
Auf diese Weise finanziert sich der Hund nicht nur selbst, da Sie die überhöhten Beiträge fürs Fitnesstudio einsparen. Sie zeigen Ihrer Umwelt gleichzeitig, daß Sie mutig, unerschrocken und erfrischend optimistisch sind. Dieser Effekt kann auf einfache Weise potenziert werden:
Halten Sie grundsätzlich Rüden, niemals eine Hündin.

4. Bringen Sie Ihren Typ zur Geltung.
Wenn die erste Sichtung der Hunderassen (siehe Punkt 2) mehrere Möglichkeiten offen lässt, wählen Sie einen Hund, der zu Ihrem Typ passt. Bei Männchen mit der Gestalt eines Gartenzwerges drängt sich ein Irischer Wolfshund geradezu auf. Fettleibige können mit einem Barzoi oder Greyhound ihre Erscheinung relativieren und feingliedrige Künstlertypen kommen neben einem Bernhardiner bestens zur Geltung. Basketballspielern seien Westies wärmstens empfohlen, aber nur ein Bullterrier ist in der Lage, Ihren sozialen Rang angemessen zu unterstreichen. Damen mit besonders zierlicher Figur seien Owtscharka und Sarplaninac Rüden ans Herz gelegt, womit wir wieder bei Tipp Nummer 3 wären.

5. Lesen Sie keine Hundebücher.
Die Autoren sind ohnehin nur Papiertiger mit begrenzter Fähigkeit zur Einsicht. Sie gehen so der Gefahr aus dem Wege, dass Ihre klaren Vorstellungen von Phantasten und Lobbyisten verwässert werden. Wenn es denn unbedingt ein Hundebuch sein muß, nehmen Sie eines der ganz billigen! Die Autoren dieser Werke wissen auch nicht weniger als die geldgeilen Hundebuch-Literaten und sind sicherlich über jeden kleinen Zuwachs ihres Einkommens dankbar. So schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie erwerben ein literarisches Schnäppchen und tun etwas für Ihr soziales Gewissen.

6. Beziehen Sie Ihre Hunde nicht aus Tierheimen.
Es sei denn, Sie möchten unverschuldet in den Ruf geraten, Ihre Kleidung bei Trödlern zu beschaffen oder in Secondhand Läden nach einem neuen Lebensabschnittsgefährten Ausschau zu halten. Seit Jahrzehnten investiert die Menschheit Unsummen in die Verwirklichung der perfekten Wegwerfgesellschaft - da können Sie nicht einfach gedankenlos einen Kontrapunkt setzen. Außerdem sind diese Hunde von minderer Qualität oder können Sie sich einen Grund vorstellen, warum jemand einen Hund abgeben sollte, ohne einen angemessenen Gegenwert erstattet zu bekommen?

7. Schaffen Sie sich nur Rassehunde an.
Kopieren Sie alle Abstammungsnachweise, Zuchtbuchauszüge und sonstigen Unterlagen in ein brieftaschengerechtes Format. So können Sie nicht nur Unkundigen, sondern allen Gralswächtern, jederzeit den Spiegel der Unkenntnis vors Gesicht halten und die Treffen kurzweilig gestalten. Lassen Sie sich keines der Papiere zurückgeben, bevor es Ihr Gegenüber nicht mindestens drei Minuten studiert hat. Niemand kann sonst Ihren kynologischen Weitblick angemessen würdigen.

8. Legen Sie sich spätestens mit der Anschaffung des Hundes ein umfangreiches kynologisches Fachvokabular zu.
Banausen, die Sie mit der Frage langweilen, ob "er" denn lieb sei, werden Ihrem Vortrag über "Analogien der Wesensentwicklung deutscher Rassezuchthunde unter Berücksichtigung ethologisch-kynologischer Prinzipien und selektionsrelevanter Strategien" ergriffen lauschen. Lassen Sie keine Gelegenheit aus, Ihren Ruf als einer der letzten wirklichen Hundekenner zu festigen. Beantworten Sie Einwände allenfalls mit einer abfälligen Handbewegung - denn wer tatsächlich etwas von Hunden versteht, hätte Ihnen ja wohl kaum widersprochen, oder?

9. Werden Sie Mitglied in einem Hundeverein.
Vorsicht - nehmen Sie nicht den erstbesten. Als Faustregel gilt: Je exklusiver, desto besser. In Frage kommen nur Vereine, die keine Hunde anderer Rassen, keine Bastarde und bitteschön schon gar keine "Fehlfarben" - vielleicht noch ohne Papiere - auf ihr Gelände lassen. Achten Sie auf sorgfältige Zugangskontrollen und unmißverständliche Hinweisschilder. Oder würden Sie einem Golfclub beitreten, auf dessen achtzehnten Grün Arbeitslose und Hausbesetzer ein Picknick veranstalten? Gefährden Sie nicht die natürliche Distanz zwischen Jet-Set und Proletariat für ein bißchen verklärte Sozialromantik...

10. Sparen Sie nicht am falschen Ende.
Geben Sie Billighalsbändern und schnöden Kunststoffleinen keine Chance. Es sei denn, Sie möchten als Geizkragen gelten und den Eindruck erwecken, Ihr Hund sei Ihnen nichts wert. Italienische Designer bieten farblich abgestimmte Kollektionen an. So besitzen Sie zu jedem Kleidungsstück ein passendes Halsband für den kleinen Liebling. Besonders zu empfehlen sind reich mit Krokodil- oder Schlangenleder verzierte Designerstücke. Elfenbeinapplikationen entwickeln ihre volle Schönheit erst im Zusammenspiel mir anderen wertvollen Materialien. So können Sie jedermann unaufdringlich beweisen, daß Sie ein entspanntes Verhältnis zu Tieren haben und dass Ihr Hund für Sie etwas ganz besonderes ist.

11. Bestehen Sie auf Ihre Grundrechte
Wenn Sie zufällig einen Hund mit einer Widerristhöhe unter 35 Zentimetern besitzen, lassen Sie keinen Zweifel daran aufkommen, daß für alle größeren Hunde generelle Leinenpflicht besteht. Vermeiden Sie dabei Formulierungen wie: "Könnten Sie bitte Ihren Hund anleinen?", denn diese Ausdrucksform wird von Ihrer Zielgruppe sowieso nicht verstanden. Ein stimmungsvolles: "Nehmen Sie gefälligst Ihren Scheißköter an die Leine!" ist der Situation angemessen und für jedermann leicht verständlich. Vergessen Sie dabei aber nicht, anderen Hundebesitzern bei jeder Gelegenheit mit Ihren Rechtsanwälten zu drohen - nur so können Sie den Nachweis erbringen, dass Sie die Funktionsprinzipien des Rechtsstaats wirklich verstanden haben.

12. Abonnieren Sie einige fachbezogene Mailinglisten im Internet.
Grundsätzlich gilt: je mehr, desto besser. Setzen Sie sich nicht dem Verdacht aus, in der Steinzeit zu leben oder an aktuellen Entwicklungen kein Interesse zu zeigen. Mailen Sie diese gewonnenen Erkenntnisse unbedingt an Tierfreunde weiter, die sie dann - da Sie ja auch in deren Mailingliste stehen- sofort wieder an Sie zurückmailen können. Somit ist das Internet immer optimal ausgelastet, was sich bei der Übertragung von wichtigen Daten nicht unbedingt negativ auswirken muss.
Sehr effektiv sind Sie, wenn Sie hierbei Ihre gesamte Email-Adress-Liste benutzen. Neueste Erkenntnisse versierter Hundehalter aus ländlichen Gebieten der Mongolei über Abstammung, artgerechte Ernährung, erfolgreiche Ausbildung, sinnvolle Körperpflege und nützliche Gesundheitsfürsorge ruft der moderne Mensch online ab. Wie? Sie haben Zuhause noch keinen Internet-Zugang und surfen auf Firmenkosten? Lassen Sie das bloß niemanden hören!

13. Machen Sie mit Ihrem Hund keine Ausbildung.
Die Welt ist voll von autoritären Wichtigtuern und Sklaventreibern, die Ihren Hunden beibringen, Mitmenschen weder zu gefährden, noch zu belästigen. Dies ist mit dem Tierschutzgesetz keinesfalls vereinbar. Schützen Sie die zarte Seele Ihres Hundes vor dem Psychoterror unverantwortlicher Tierschänder, vor allem, wenn Sie einen kleinwüchsigen Hund besitzen.

14. Keine Ausbildung ohne Prüfung.
Sollte eine Ausbildung unvermeidlich sein, bestehen Sie unbedingt auf einer formellen Prüfung. Ansonsten könnte eine wahre Katastrophe eintreten: Sie haben Ihren Hund ausgebildet und keiner merkt etwas davon. Kopieren Sie die Prüfungsurkunde wie in Punkt 7 beschrieben und lassen Sie die Kopie gelegentlich zwischen die anderen Papiere rutschen.
Detailreiche Darstellungen des Ausbildungsverlaufes interessieren Fremde am meisten! Selbst Hundeskeptiker werden sich in der Schlange des Supermarktes oder im Wartezimmer des Tierarztes Ihren ausführlichen Schilderungen nicht entziehen wollen. Lassen Sie dabei stets eine größere Anzahl unscharfer und überbelichteter Fotos herumgehen. Die kleinen Qualitätsmängel unterstreichen die Dynamik der Situation und werden gerne verziehen.

15. Seien Sie nervenstark.
Nicht selten fallen Hundehalter unangenehm auf, indem sie lauthals herumschreien, wenn ihr Dackelmix von einem wesensfesten Deutschen Boxer untergeordnet wird. Mit solcherlei unangebrachten Gefühlsausbrüchen werden Kinder oder ältere Menschen erschreckt und das Fehlverhalten fällt auf die Hundehalter insgesamt zurück. Lassen Sie Ihren wesensfesten Boxer ruhig gewähren, die Tiere können solche Probleme prima unter sich regeln.
Völlig anders ist der Fall gelagert, wenn Ihr wesensfester Deutscher Boxer von einem größeren Hund gemein und hinterhältig angegriffen wird. Schlagen Sie mit der Leine dazwischen, schreien Sie lauthals um Hilfe und rufen Sie anschließend nach dem Staatsanwalt - schließlich gibt es für alles eine Grenze.

16. Lassen Sie Ihren Tierarzt nicht hängen.
Ärzte sehen sich oft mit dem Problem konfrontiert, dem engagierten Tierbesitzer Sachverhalte medizinisch korrekt und sprachlich verständlich beizubringen. Der verantwortungsvolle Hundehalter ist hier zur Mitarbeit aufgerufen. Eignen Sie sich in der Bahn oder auf dem Klo eine Auswahl Latizismen ( Fachsprache der alten Italiener ) und wahllos zusammengesuchter tiermedizinischer Fachausdrücke an - gut machen sich hier auch gelegentlich eingeworfene Fachausdrücke aus der Humanmedizin. Schlagen Sie dabei den Bogen von der Inneren Medizin über Themen der Verhaltensforschung ( Erwähnen Sie ab und zu den Namen Prof. Konrad Lorenz - zu Ihrer Info: das ist der mit den Graugänsen ) bis zur Gentechnik (evtl. auch Klonen mit ins Gespräch bringen).
Zukünftig machen Sie sich nicht nur um das Zusammenwachsen interdisziplinärer Forschungsgebiete verdient, Sie können Ihrem Tierarzt schon bei der Begrüßung wertvolle Hinweise auf mögliche Krankheitsursachen Ihres Hundes geben. Sprechen Sie Ihn deshalb ab sofort nur noch mit dem kollegialen "Du" an, schließlich sind Sie jetzt auch vom Fach.



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-sic gorgiamus allo subjectatos nunc-


 
  • 25. April 2024
  • #Anzeige
Hi Alexis ... hast du hier schon mal geguckt?
  • Gefällt
Reaktionen: Gefällt 13 Personen
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oops - ich sehe, dass ich mit meinen 1.60 cm den komplett falschen hund habe. hätte mir wohl doch was anderes, als eine staffi-hündin (und zu meiner schande erst noch aus dem tierheim!) anschaffen sollen... ob ich die wohl gegen einen grösseren rüden umtauschen kann? ;-D

finde ich echt cool!
 
Hihi, das ist supi. Hab es mir ausgedruckt und aufgehängt.

Mhhh, ob ich meinen "Kleinen" noch gegen nen Dackel oder was anderes zwergiges eintauschen kann? Das würde ja dann besser zu mir passen.
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Dani & der "Kleine" Cane Corso
 
Basketballspielern seien Westies wärmstens empfohlen, aber nur ein Bullterrier ist in der Lage, Ihren sozialen Rang angemessen zu unterstreichen.

Sag ich doch
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Beckersmom
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SUAVITER IN MODO - FORTITER IN RE
 
"Analogien der Wesensentwicklung deutscher Rassezuchthunde unter Berücksichtigung ethologisch-kynologischer Prinzipien und selektionsrelevanter Strategien"

*prust*

echt Klasse
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gruß xana
 
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