Ungewisse Zukunft im Zwinger (mit Kommentar)

WHeimann

Mittwoch, 9. Mai 2001
KAMPFHUNDE

Ungewisse Zukunft im Zwinger

In Trier-Zewen warten viele Kampfhunde vergeblich auf ein neues Herrchen
Von unserem Mitarbeiter
MARC STEFFGEN
Problemtier: Nicht jeder Kampfhund ist potentiell gefährlich – aber diese Vierbeiner sind praktisch nicht mehr vermittelbar.Foto: Marc Steffgen
ZEWEN. Enorm hohe Sondersteuern und die Gefahrenabwehrverordnung des Landes zwingen die meisten Besitzer von Kampfhunden, ihre Tiere abzugeben. Verlierer ist auch das Tierheim in Trier-Zewen.
Für die Tierschützer in Zewen sind die Folgen der Kampfhundeverordnung täglich spürbar. Seit Anfang des Jahres weisen die Ordnungsämter immer mehr Kampfhunde in das Tierheim ein, was zu Kapazitäts-Engpässen führt. Mittlerweile befinden sich 17 dieser Vierbeiner in der Obhut des Tierheims. Die Chancen auf ihre Weitervermittlung sind extrem schlecht. Andreas Lindig, Leiter des Tierheims, spricht von "unhaltbaren Zuständen" und beklagt die schlechte Zusammenarbeit mit den Kommunen des Kreises Trier-Saarburg.
Keine Hilfe von den Kommunen
"Die Orts- und Verbandsgemeinden erschweren die Weitervermittlung dieser Tiere. Man auch kann von einer Haltung nach dem Motto ,Wir wollen nix damit zu tun haben‘ sprechen", sagt Lindig.
Hintergrund: Nach der Gefahrenabwehrverordnung des Landes Rheinland-Pfalz müssen die Besitzer von Hunden, die wie der Pit Bull Terrier als gefährliche Rasse eingestuft werden, strenge Auflagen erfüllen.
Neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Sachkundenachweis des Halters, müssen die Hunde kastriert und mit einem Chip ausgestattet werden.
Rund 1000 Mark muss für die Haltung solcher Rassen investiert werden. Abschlussfrist für diese Maßnahmen war der 17. September 2000.
Viele Tierfreunde scheuten diesen finanziellen Aufwand. Damit waren die Auflagen nicht erfüllt und die Ordnungsämter ließen die Hunde ins Tierheim überführen. "In allen Fällen handelt es sich um Tiere, die nie auffällig geworden sind", bedauert Lindig. Einmal im Tierheim angekommen, gestaltet sich die Weitervermittlung dieser Hunde zum Leidwesen von Lindig als ausgesprochen schwer. Lindig: "Dabei übernehmen wir schon die Kastration und die Chipkennzeichnungspflicht, also die Hälfte der Kosten."
Die Kommunen arbeiten nach Auffassung des Tierheimleiters jedoch kontraproduktiv. "Wer mit einer solchen Hunderasse liebäugelt, wird schnell durch die Kampfhundeverordnung abgeschreckt. Wer dann aber immer noch ein starkes Interesse hat, wird spätestens durch die immense Hundesteuer vergrault", so Lindig.
Jede Kommune kann ihre eigenen Hundesteuersätze festlegen. Die Zahlen bewegen von 750 Mark in Kell bis zu 1200 Mark in Hermeskeil und Föhren. In Trier bleibt es beim normalen Satz von 150 Mark. Nur wer den Besitz eines Kampfundes als "notwendig" nachweisen kann und dafür eine Ausnahmegenehmigung erhält, wird von der hohen Sondersteuer befreit. In der Praxis ist dies aber so gut wie unmöglich.
Laut Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, ist bisher noch keine einzige Ausnahmeregelung von den sieben Verbandsgemeinden erteilt worden.
Norbert Baden von der Verbandsgemeinde Ruwer kennt die Problematik zwar, er verweist aber gleich wieder auf die Gefahrenabwehrverordnung. Die neuen Vorschriften seien restriktiv zu handhaben und würden kaum Ermessens-Spielräume zulassen. Baden: "Im konkreten Fall werden wir einem Interessenten nahlegen, es mit weniger problematische Hunderassen zu vrersuchen."
Für die Zukunft erhofft sich der Tierheimleiter eine bessere Zusammenarbeit mit den Verbands- und Ortsgemeinden. Andreas Lindig: "Die derzeitige Situation wirkt auf potentielle Interessenten nur abschreckend. Verantwortungsvollen Haltern sollte der Besitz eines solchen Hundes zu erträglichen Konditionen genehmigt werden."
Schließlich handle es sich bei den wegen ihrer Rasse als gefährlich eingestuften Tieren in der Mehrzahl um zahme Familienhunde.

Droht nun das letzte Mittel?
FRIEDHELM KNOPP ZU: KAMPFHUNDE
Mittwoch, 9. Mai 2001
DER KOMMENTAR
KAMPFHUNDE

Droht nun das letzte Mittel?

VON FRIEDHELM KNOPP
Die Trierer Tierfreunde stehen vor einem unlösbaren Problem: Immer mehr Kampfhunde bevölkern ihr Tierheim. Die auf Spenden angewiesene Einrichtung ist schon bis an die Grenzen ihrer Kapazität mit Hunden und Katzen ausgelastet. Und mit Sorge schaut man in Zewen den Sommerferien entgegen – Ferienzeit ist auch Aussetzzeit für Bello und Mieze. Die plötzlich lästig gewordenen Vierbeiner landen dann ebenso im Zwinger wie die "behördlich eingewiesenen" Kampfhunde. Die ausgesetzten "normalen" Tiere haben wenigstens die Chance, eine neue Familie zu finden. Für Kampfhundrassen ist die Aussicht gleich null. Die Situation in Trier-Zewen ist kein Einzelfall. Von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen stehen die Tierheime vor demselben Dilemma. Die Betreibervereine müssen als letztes Glied in der Kette die Suppe auslöffeln, die ihnen die Politik eingebrockt hat. Jahrelang war in Deutschland der Bestand an Kampfhunden angestiegen. In gewissen Kreisen galten Pitbull und Co. als Respekt verschaffendes Statussymbol. Andere Halter benötigten die Beisser zur Kompensation ihrer Minderwertigkeitskomplexe. Tierschützer und Hundeexperten warnten vergebens. Auch nach schweren Unfällen gingen Politik und Verwaltung schulterzuckend zur Tagesordnung über. Dann wurde ein kleiner Junge auf einem Hamburger Spielplatz zerfleischt – die schreckliche Konsequenz dieser Fehlentwicklung. Plötzlich – nach einem wilden Aufschrei der Öffentlichkeit – erwachte die Politik. Die Länder überboten sich mit repressiven Vorschriften gegen Kampfhunde und reichten den Schwarzen Peter an die Kommunen weiter – die wiederum verlassen sich auf die organisierten Tierschützer. Auch wenn nun ein Aufschrei folgt: Das letzte Mittel, um die Situation in den Griff zu bekommen, könnte eines Tages die Giftspritze sein.
© Copyright 2001 Trierischer Volksfreund




WHeimann
Hundeschule des Tierschutzverein Iserlohn e.V.

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