Massive Vorwürfe gegen Hundeprüfer
Von unserem Mitarbeiter Michael MayerUlm Seit September 2000 ist für Kampfhunde eine so genannte Wesensprüfung vorschrieben. In Ulm ist die Durchfallquote auffällig hoch. Gestern demonstrierten etwa 50 Menschen vor dem Ulmer Amtsgericht. Mit Plakaten und Reden forderten sie, den Hund nicht zum „Staatsfeind Nummer 1“ zu machen und die Prüfungsbedingungen für die so genannten Kampfhunde zu überdenken.„In Ulm fallen etwa 25 Prozent der Kampfhunde durch die Wesensprüfung“, sagt Eleonore Seiler, Tierschutzbeauftragte vom Tierschutzbund Ulm. Zuviel, meint Seiler, der Landesdurchschnitt liege bei etwa fünf Prozent. Da Seiler mit den Ulmer Ergebnissen nicht einverstanden war, „wollte sie mal mit den Herren reden“. Als das nicht möglich war, schrieb sie Herbert Kotzian von der Hunde-Prüfungskommission einen Brief. Resultat: ein Strafbefehl des Ulmer Amtsgerichtes in Höhe von 1150 Euro wegen Beleidigung. Gestern sollte Verhandlung sein, die Gelegenheit nutzten zahlreiche Hundefreunde, um vor dem Amtsgericht gegen die Hundeprüfungen zu demonstrieren. Die Verhandlung wurde abgesagt.Seit September 2000 müssen sich bestimmte Hunderassen einem Kampfhundetest unterziehen. Gesetzliche Grundlage ist die baden-württembergische Polizeiverordnung. Die Hunde müssen ein angemessenes Sozialverhalten zeigen: sie dürfen nicht übersteigert aggressiv reagieren.Harun Rizk ist ein Hundehalter, dessen Stafford durch die Prüfung in Ulm gefallen ist. Er kritisiert die Umstände des Tests: „Da sind in einem engen Raum fünf Leute über meinen Hund hergefallen, haben ihm ein Fieberthermometer reingeschoben und mit der Taschenlampe in die Augen gestrahlt.“ Beschwerden halfen nichts: „Ich bin sofort angeschrien worden.“ Wie alt das Tier sei, habe einer von ihm wissen wollten, erzählt Rizk, während ein anderer dem Hund von „hinten in das Geschlechtsteil getreten hat“. Der Stafford bellte auf diese Attacke hin und muss jetzt einen Maulkorb tragen. Hätte Rizk eine Vorstrafe, hätte er das Tier sogar abgegeben müssen. „Die in Ulm machen die was sie wollen“, sagt Rizk.Die etwa 50 Demonstranten vor dem Ulmer Amtsgericht sorgten für Aufsehen: Presse, Fotografen und Fernseher waren da. Auch die Polizei war mit einem Streifenwagen im Einsatz. Auf mitgebrachten Plakaten standen Sprüche wie „Schluss mit dem Rassenhass“, „Wir lieben Tiere“, „Stop mit tierquälerischen Verhaltenstests“ oder „Weg mit betrügerischen Beamten“.Vom deutschen Hundeschutzbund war Stefan Steiner aus Stuttgart angereist. Auch er wundert sich über die Situation in Ulm: „In Stuttgart sind keine Hunde bei der Wesensprüfung durchgefallen, obwohl da ein paar mehr getestet worden sind.“ Steiner vermutet, dass „halb große Städte wie Ulm sich besonders wichtig“ nähmen. Gerade in diesen Orten würden sich die Beamten besonders hervortun und Hunde „einkassieren“. Für Steiner sind es nicht die Hunde, sondern die Halter die gefährlich sind: „Da gibt es Leute, die hätten gerne eine Pistole und nehmen stattdessen einen Hund.“Steiner hielt vor dem Amtsgericht über Lautsprecheranlage eine Rede, Worte mit einem spöttischen Unterton: „Bedanken möchten wir uns bei den Ministern, Parlamentariern und Ordnungskräften dafür, dass sie, nachdem sie die Kinder nicht vor Kinderschändern, die Schwachen nicht vor Raubüberfällen schützen konnten, wenigstens den zur Ablenkung von wirklichen Problemen hervorragend geeigneten Staatsfeind Nummer eins erkannt haben, den so genannten Kampfhund.“ Besonders traurig sei der weitere Werdegang von Hunden, die durch die Prüfung gefallen sind, so Steiner. „Die sind dann unverkäuflich, weil sie nachweisen müssen, dass sie so einen Hund brauchen und das geht in der Regel nicht.“ Darauf folge oft die tödliche Spritze vom Tierarzt.
© 2002 Augsburger Allgemeine
Von unserem Mitarbeiter Michael MayerUlm Seit September 2000 ist für Kampfhunde eine so genannte Wesensprüfung vorschrieben. In Ulm ist die Durchfallquote auffällig hoch. Gestern demonstrierten etwa 50 Menschen vor dem Ulmer Amtsgericht. Mit Plakaten und Reden forderten sie, den Hund nicht zum „Staatsfeind Nummer 1“ zu machen und die Prüfungsbedingungen für die so genannten Kampfhunde zu überdenken.„In Ulm fallen etwa 25 Prozent der Kampfhunde durch die Wesensprüfung“, sagt Eleonore Seiler, Tierschutzbeauftragte vom Tierschutzbund Ulm. Zuviel, meint Seiler, der Landesdurchschnitt liege bei etwa fünf Prozent. Da Seiler mit den Ulmer Ergebnissen nicht einverstanden war, „wollte sie mal mit den Herren reden“. Als das nicht möglich war, schrieb sie Herbert Kotzian von der Hunde-Prüfungskommission einen Brief. Resultat: ein Strafbefehl des Ulmer Amtsgerichtes in Höhe von 1150 Euro wegen Beleidigung. Gestern sollte Verhandlung sein, die Gelegenheit nutzten zahlreiche Hundefreunde, um vor dem Amtsgericht gegen die Hundeprüfungen zu demonstrieren. Die Verhandlung wurde abgesagt.Seit September 2000 müssen sich bestimmte Hunderassen einem Kampfhundetest unterziehen. Gesetzliche Grundlage ist die baden-württembergische Polizeiverordnung. Die Hunde müssen ein angemessenes Sozialverhalten zeigen: sie dürfen nicht übersteigert aggressiv reagieren.Harun Rizk ist ein Hundehalter, dessen Stafford durch die Prüfung in Ulm gefallen ist. Er kritisiert die Umstände des Tests: „Da sind in einem engen Raum fünf Leute über meinen Hund hergefallen, haben ihm ein Fieberthermometer reingeschoben und mit der Taschenlampe in die Augen gestrahlt.“ Beschwerden halfen nichts: „Ich bin sofort angeschrien worden.“ Wie alt das Tier sei, habe einer von ihm wissen wollten, erzählt Rizk, während ein anderer dem Hund von „hinten in das Geschlechtsteil getreten hat“. Der Stafford bellte auf diese Attacke hin und muss jetzt einen Maulkorb tragen. Hätte Rizk eine Vorstrafe, hätte er das Tier sogar abgegeben müssen. „Die in Ulm machen die was sie wollen“, sagt Rizk.Die etwa 50 Demonstranten vor dem Ulmer Amtsgericht sorgten für Aufsehen: Presse, Fotografen und Fernseher waren da. Auch die Polizei war mit einem Streifenwagen im Einsatz. Auf mitgebrachten Plakaten standen Sprüche wie „Schluss mit dem Rassenhass“, „Wir lieben Tiere“, „Stop mit tierquälerischen Verhaltenstests“ oder „Weg mit betrügerischen Beamten“.Vom deutschen Hundeschutzbund war Stefan Steiner aus Stuttgart angereist. Auch er wundert sich über die Situation in Ulm: „In Stuttgart sind keine Hunde bei der Wesensprüfung durchgefallen, obwohl da ein paar mehr getestet worden sind.“ Steiner vermutet, dass „halb große Städte wie Ulm sich besonders wichtig“ nähmen. Gerade in diesen Orten würden sich die Beamten besonders hervortun und Hunde „einkassieren“. Für Steiner sind es nicht die Hunde, sondern die Halter die gefährlich sind: „Da gibt es Leute, die hätten gerne eine Pistole und nehmen stattdessen einen Hund.“Steiner hielt vor dem Amtsgericht über Lautsprecheranlage eine Rede, Worte mit einem spöttischen Unterton: „Bedanken möchten wir uns bei den Ministern, Parlamentariern und Ordnungskräften dafür, dass sie, nachdem sie die Kinder nicht vor Kinderschändern, die Schwachen nicht vor Raubüberfällen schützen konnten, wenigstens den zur Ablenkung von wirklichen Problemen hervorragend geeigneten Staatsfeind Nummer eins erkannt haben, den so genannten Kampfhund.“ Besonders traurig sei der weitere Werdegang von Hunden, die durch die Prüfung gefallen sind, so Steiner. „Die sind dann unverkäuflich, weil sie nachweisen müssen, dass sie so einen Hund brauchen und das geht in der Regel nicht.“ Darauf folge oft die tödliche Spritze vom Tierarzt.
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