SkymausB schrieb:
Hy
eine Bekannte von mir züchtet T.S.Wolfshunde, sie meinte, daß Hunde, die einen hohen Anteil von Wolfsgenen im Blut haben, meist etwas unsicher in ihrer Umgebung sind und deswegen ihr Verhalten irrtümlicherweise oft als Dominant abgetan wird. Weiterhin sagte sie, man müsse den Hund psychisch aufbauen. Leider kenne ich mich mit den Wolfshunden nicht so gut aus, ich wollte nur das weiter geben, was mir meine Bekannte gesagt hat
ach so, noch was zu steppinsky:
Ich war erst kürzlich auf einem Seminar von dem Günther Bloch, der Wolfsforscher. Ein interessanter Vortrag. Zu deinem Komentar wollte ich nur anmerken, beobachte doch bitte mal Wölfe in der freien Natur, beißereien wie bei unseren *gewöhnlichen* Haushunden, kommen da eigentlich so gut wie niemals vor.....Zitat Günther Bloch.....
Haushunde mit einem hohen Anteil an Wolfsgenen sind an ihre Umwelt denkbar schlecht angepasst und deshalb selbstverständlich sehr unsicher. Aber psychisch aufbauen? In dieser Situation? Welch ein weltfremder Unsinn!!
Von Dominanzaggression war in meinem Beitrag nicht die Rede, obwohl das in dieser Situation gar nicht mal so abwegig wäre. Drei voll ausgewachsene Fähen kommen in einem natürlichen Wolfsrudel nicht vor. Was unter Gehegebedingungen bei einer solchen Konstellation passiert, kann man beim Zimen (auch Wolfsforscher) nachlesen. Das endet dann auch mal tödlich für das unterlegene Tier.
In der Natur kommen keine solchen Beißereien vor, weil die jüngeren Rüden und Fähen das Rudel verlassen, bevor es zu solchen Konfilkten kommt. Leider reden wir hier nicht von einem natürlichen Rudel, sondern von einer künstlich durch Menschenhand zusammengewürfelten (und -gehaltenen) Gruppe von Hunden. Und da ist es überhaupt nicht verwunderlich, das es der Träger der Wolfsgene ist, der damit überhaupt nicht klarkommt. Wenn Du den Bloch das nächste mal siehst, frag ihn doch mal, was er von dieser Rudelzusammenstellung hält.
Was die Zucht von Saarloos- und TS- Wolfshunden anbetrifft, habe ich einen ganz klaren Standpunkt. Das sind Qualzuchten.
Ursprünglich hatte man die Idee, die gentische Gesundheit und dazu noch das Wesen von Schäferhunden zu verbessern. Dieses züchterische Experiment ist in beiden Punkten gescheitert. Die Zuchtbasis beider Rassen ist ausgesprochen schmal. Durch viel zu kleine Gründerpopulationen leiden beide Wolfshundrassen unter einem hohen Inzuchtniveau, was langfristig zu gentischer Verarmung und den damit verbundenen Erbkrankheiten führen wird. Der Saarloos ist eine sehr junge Hunderasse, dennoch werden schon erste Fälle von PRA beobachtet.
Das Wesen der Wolfshunde ist erwartungsgemäß problematisch. Wölfe sind phantastische Tiere und in freier Wildbahn jedem Hund haushoch überlegen. Aber an der Seite des Menschen ist es genau umgekehrt. Da ist so ein Wolf ein einziges Verhaltensproblem und das ist ja auch ganz klar: Während die Hunde seit tausenden von Jahren auf Menschenfreudlichkeit und Vertrauensseeligkeit hin selektiert worden sind, passierte mit den Wölfen das genaue Gegenteil. Nur die menschenscheusten Wölfe haben dieses Jahrhunderte dauernde Massaker überlebt. Je größer die Fluchtdistanz, desdo besser die Überlebenschance. Dementsprechend waren die ersten Wolfshunde furchtbar scheu und ängstlich. Durch Rückkreuzung und enge Selektion, erhielt man -auf Kosten der genetischen Vielfalt- Hunde, die das Leben unter Menschen einigermaßer gut ertragen. Aber es gibt nichts, wirklich nichts, was diese Hunde besser könnten, als andere Rassen. Außer natürlich wie ein Wolf auszusehen und seinen Besitzern ein gewisses exotisches Flair zu verleihen.
Fairerweise muß ich zugeben, dass es (in meinen Augen) die schönsten Hunde sind, die es gibt. Ihr Gangwerk sollte Zuchtziel aller Gebrauchshunderassen sein. Es ist unübertroffen elegant und ökonomisch.
Dennoch sollte man meiner Meinung nach auf die Zucht von Hunden verzichten, die -aufgrund ihres Wesens- derartig schwer zu halten sind. Sie haben einen extremen Bewegungsdrang, aber auf Grund ihres ebenfalls extremen Jagdtriebes, kann man ihnen nicht erlauben diesen Drang auszuleben. Die Trainierbarkeit hält sich eben auch in engen Grenzen. Ein halbes Wildtier ... ein ganzes Leben lang an der Leine.
Kurz: Es sind wunderschöne Tiere, aber kaum ein Mensch kann ihnen einen angemessenen Lebensraum bieten. Die meisten dieser Hunde leben im Dauerstress, es sind Fälle von Qualzucht.
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