Tschechien braucht dringend Regeln zur Hundehaltung

Wolfgang

KSG-Haarspalter™
Prager Zeitung

Analyse: Wie der Herr, so der Hund
17. 9. 2003, Themenbereich: Politik

Tschechien braucht dringend Regeln zur Hundehaltung.

Nachdem vergangenen Freitag in Tschechien ein Kleinkind von einem Mischling zu Tode gebissen wurde, werden Regelungen zur Hundehaltung diskutiert. Die deutschen Erfahrungen mit dem Verbot von Kampfhunden helfen da nur bedingt. Denn generell gilt: Nicht der Hund, sondern der Herr ist das Problem.
Es gibt Menschen, die einfach Angst vor Hunden haben. Für sie ist Prag fürwahr kein Paradies. In jedem Park trifft man zu abendlicher Stunde jede Menge freilaufende Vierbeiner, vom kleinen, stets kläffenden Dackel bis zum ausgewachsenen Pitbull, eine Hunderasse, die als potentiell gefährlich gilt. Viele Tschechen lieben Hunde; etliche aber halten sich einen Hund nicht nur aus einfacher Zuneigung zur Kreatur sondern bestenfalls als Statussymbol und schlimmstenfalls als Furcht einflößende Waffe. Doch Hunde bellen nicht nur, sie beißen mitunter auch – und die Bürger haben ein Recht, davor geschützt zu werden. Diese Erkenntnis setzt sich nun auch hierzulande durch.

In Deutschland gab es im Jahr 2000 eine bundesweite Debatte über neue Regelungen zur Hundehaltung und zum Verbot von Züchtung und Haltung von Kampfhunden. Die deutschen Erfahrungen zeigen, wie schwierig es ist, ein sinnvolles Regelwerk zu schaffen, das sowohl die Lobby der Hundefreunde als auch ihre Hunde eher fürchtenden Mitbürger zufrieden stellt. Verschärfend kommt noch hinzu, dass in der Bundesrepublik Hundehaltung Ländersache ist und jedes Bundesland so seine eigenen Regeln schafft.

Die deutschen Erfahrungen zeigen Folgendes: Erstens nutzt es nur bedingt, bestimmte Rassen zu verbieten. Und jedes Verbot einer Rasse wirft sofort die Frage auf, warum eine andere erlaubt ist. Das führte im föderalen Deutschland zu den unterschiedlichsten Regeln. Rheinland-Pfalz beispielsweise zählte in einer Verordnung aus dem Jahr 2000 drei Rassen zu den gefährlichen Hunden, in Hessen waren es 16. Nordrhein-Westfalen unterschied fein und kam auf 13 besonders gefährliche und 29 potentiell gefährliche Rassen. Problematisch war schon die Auswahl – warum kommt der ungarische oder slowakische Hirtenhund auf die Liste, der deutsche Schäferhund aber nicht?

Unstrittig ist, dass einige Rassen ein höheres Aggressionspotential haben als andere. Hundekenner wissen: Die jeweiligen Rassen haben ein eigenes ausgeprägtes Naturell. Niemand wird behaupten wollen, dass ein Bullterrier die gleichen Eigenschaften hat wie ein Mops oder ein Pudel. Es macht daher schon Sinn, bestimmte Rassen zu verbieten, die bevorzugt von Leuten gehalten werden, die den Hund als Waffe nutzen wollen.

Und damit wären wir – zweitens – beim Kern des Problems auch in Tschechien: nämlich den Hundehaltern selbst. Man kann große Hunde mögen, weil sie einfach schön sind. Doch leider kann man auch in Prag ein Phänomen beobachten, dass sich am besten in diesem Satz zusammenfassen lässt: Je kleiner das Ego des Halters, desto größer und Furcht einflößender der Hund. Am einen Ende der Leine ein Kampfhund, am anderen Ende ein leicht alkoholisierter Mensch, dessen ganzes Outfit allzu deutliche Hinweise auf seine sozialen Probleme gibt – das bereitet auch jemandem, der mit Hunden umgehen kann, deutliches Unbehagen.
Diese extreme Erfahrung verweist auf ein tiefer liegendes Problem: Es gibt allzu viele Hundehalter, die entweder physisch oder psychisch nicht in der Lage sind, mit der von ihnen gewählten Rasse umzugehen, und denen das grundlegende Wissen über Hunde ganz einfach fehlt. Ob es Sinn macht, einen bewegungsfreudigen Hirtenhund in einer Einzimmerwohung zu halten, wenn man ihn nur zwei Mal am Tag für fünf Minuten ausführen kann, ist fraglich. Bei Rassen mit potentiell höherer Aggression kann diese Ignoranz in die Katastrophe führen.

Sinnvoll erscheint daher eine kombinierte Lösung: Haltung und Zucht bestimmter Rassen müssen stark reglementiert werden. Ansonsten sollten sich Hundehalter – ab einer bestimten Tiergröße – einer Schulung unterziehen. Wenn sie charakterlich ungeeignet sind, muss ihnen das Halten von großen Hunden einfach verboten werden. Hunde sind extrem anpassungsfähige Tiere, sie übernehmen leicht Charaktereigenschaften ihres Herrn. Nicht der Hund, sondern der Herr ist deshalb das Problem.

Von Ewald Trojansky

 
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