Trauriges Gedicht

E

Ev

... wurde gelöscht.
Gedicht: Mein Hund ist gestorben!

---------------------------------------------


Ich begrub ihn im Garten, neben einer alten verrosteten Maschine.
Dort, nicht weiter unten, nicht weiter oben,
wird er sich einmal mit mir vereinen.
Jetzt ist er weg, mit seiner Haarfarbe,
seiner üblen Erziehung, seiner kühlen Nase.
Und ich, Materialist, der nicht daran glaubt,
daß es den verheißenen himmlischen Himmel für irgendeinen Menschen gibt,
glaube für diesen Hund oder für jeden Hund an den Himmel,
ja, ich glaube an einen Himmel, in den ich nicht komme,
doch wo er mich erwartet, seinen Fächerschwanz schwenkend,
damit es mir bei der Ankunft nicht an Freundschaft fehle.

Ach, ich will nicht von der Traurigkeit reden,
daß ich ihn hier auf Erden nicht mehr als Gefährten habe,
ihn, der mir niemals ein Diener gewesen ist, er hegte für mich Igelfreundschaft,
die seine Unabhängigkeit wahrte, die Freundschaft eines selbständigen Sterns,
ohne überflüssige Vertraulichkeit, ohne Übertreibungen: Er sprang nicht an meiner Kleidung empor,
bedeckte mich nicht mit Haaren und Schorf,
er rieb sich nicht an meinem Knie, wie es andere, geschlechtsbesessene Hunde tun.

Nein, mein Hund schaute mich an, schenkte mir die Aufmerksamkeit,
die ich brauchte, soviel Aufmerksamkeit wie nötig ist,
um einen Eitlen begreifen zu lassen, daß er, als Hund mit diesen Augen, reiner als die meinen,
die Zeit verlor, doch er schaute mich an mit dem Blick,
der sein ganzes zotteliges Leben für mich bereithielt, sein verschwiegenes Leben
dicht bei mir, ohne mich je zu belästigen und ohne irgendwas von mir zu verlangen.

Ach, wie oft wünschte ich mir einen Schwanz,
wenn ich neben ihm ging über die Ufer der See, im Winter von Isla Negra, in der großen Einsamkeit:
Droben die Luft durchschossen von eisigen Vögeln,
und hüpfend mein Hund, truppig,
erfüllt von der wellenwerfenden Kraft elektrischer Meeresspannung,
mein streunender, schnupperseliger Hund,
hissend den goldenen Schweif im Anblick des Oceans und seiner Gischt.

Fröhlich, fröhlich, fröhlich, wie Hunde glücklich sein können,
einfach so, mit der Unumschränktheit unverschämter Natur.


Kein Adieu für meinen Hund, der gestorben ist.

Zwischen uns gibt es und gab es keine Lüge.
Er ist weg und ich begrub ihn, und das war alles.

Pablo Neruda



Ich halte zu euch,
euer Dean
 
Wenn dir die Beiträge zum Thema „Trauriges Gedicht“ in der Kategorie „Geschichten & Gedichte“ gefallen haben, du noch Fragen hast oder Ergänzungen machen möchtest, mach doch einfach bei uns mit und melde dich kostenlos und unverbindlich an: Registrierte Mitglieder genießen u. a. die folgenden Vorteile:
  • kostenlose Mitgliedschaft in einer seit 1999 bestehenden Community
  • schnelle Hilfe bei Problemen und direkter Austausch mit tausenden Mitgliedern
  • neue Fragen stellen oder Diskussionen starten
  • Alben erstellen, Bilder und Videos hochladen und teilen
  • Anzeige von Profilen, Benutzerbildern, Signaturen und Dateianhängen (z.B. Bilder, PDFs, usw.)
  • Nutzung der foreneigenen „Schnackbox“ (Chat)
  • deutlich weniger Werbung
  • und vieles mehr ...

Diese Themen könnten dich auch interessieren:

LillyoftheValley
Verschoben nach 'Geschichten'. Alexis
Antworten
2
Aufrufe
537
Alexis
LillyoftheValley
Verschoben nach 'Geschichten'. Alexis
Antworten
2
Aufrufe
534
Alexis
R
Dankeschön, das werde ich mir merken. Guter Vorschlag.
Antworten
28
Aufrufe
2K
R
T
hallo melanie ich hatte mich hier vorgestellt mit meiner geschichte. ich möchte dies auch nur ungern wiederholen. aber du findest es bei der vorstellung. LG tierliebe
Antworten
2
Aufrufe
905
tierliebe
T
T
Du musst registriert sein, um diesen Inhalt sehen zu können.
Antworten
1
Aufrufe
762
Schorschi
S
Zurück
Oben Unten