1.- Ich habe nicht gesagt, dass Deutschland alleine Schuld oder schuldiger ist. Mir geht es darum, dass in der ganzen Diskussion untergeht, dass unsere Lebensweise hier eben auch zu der Flüchtlingsbewegung beiträgt. Es wird von so manchem immer nur drauf hingewiesen, was für Bedenken man wegen der Flüchtlinge haben muss oder welcher Vergen diese sich schuldig machen. So manch einer schafft aber eben nicht, sich zu fragen, wo man ggf. selbst mit dazu beiträgt, dass die Dinge so laufen, wie sie laufen. Für mich hat das schon was von Victim-Blaming.
Es gibt Länder, die haben von der deutschen/europäischen Politik profitiert und es gibt welche, die werden ausgebeutet.
Das ist in bestimmten Fällen akzeptabel, in anderen ist es katastrophal. Allerdings finde ich die Verwicklung mit der Flüchtlingsproblematik schwierig. Denn für das Asylrecht sollte es völlig gleichgültig sein, ob wir für den Fluchtgrund mitverantwortlich sind, oder nicht.
Außerdem glaube ich, dass es schwierig ist, so etwas wie ein abstraktes Verantwortungsgefühl für alles zu entwickeln, was unsere Regierung so tut. Ob wegen eines Handelsabkommens, das Deutschland oder die EU mit einem afrikanischen Staat geschlossen hat, jetzt hier Produkte 5 Cent billiger sind, bekomme ich doch im eigentlichen Sinne gar nicht richtig mit. Und schon gar nicht, ob dadurch ein ganzer Wirtschaftszweig in Afrika zusammenbricht und ob diese Entwicklung absehbar oder gar gewollt war. Sowas steht ja auch nicht im Wahlprogramm. Also ich glaube, dass sich die wenigstens da überhaupt Gedanken machen und schon dreimal kein "Schuldgefühl" entwickeln. Also zumindest wenn es um rein Wirtschaftliches geht.
2.- Möchte ich eben nicht mit Schuld argumentieren. Habe ich ein paar Beiträge weiter auch so geschrieben. Aber dass man als Teil des derzeitigen Systems mit zur Verursachung beiträgt, das sollte man sich schon eingestehen.
Dass es uns auch deshalb gut geht, weil andere es schlechter haben, ja, das kann man sich eingestehen
3.- Möchte ich meine Erwartungshaltung eigentlich eher als eben die Einnahme einer anderen Perspektive verstanden wissen. Ich hoffte, dass damit ausreichend zum Ausdruck gebracht zu haben, dass ich sie Paulemausens Erwartungshaltung an die Flüchtlinge gegenüberstellte (scheint mir nicht gelungen zu sein).
Wenn einige meinen, von den Flüchtlingen dieses oder jenes erwarten zu können. Tja, warum sollte man dann nicht auch von Mitursachen dieses oder jedes erwarten dürfen? Die Frage stellt sich mir tatsächlich.
Bei der Frage der Intregration müssen die Flüchtlinge sich anstrengen, sonst funktioniert es nicht und selbst wenn sie es tun, ist das kein Garant. Es ist weder einfach die Sprache zu lernen, noch hier Fuß zu fassen, oder sich an Gepflogenheiten zu gewöhnen, die einem fremd sind. Ansonsten fällt man durch's Raster.
"Wir" können nur Starthelfer spielen. Und das sollten wir unabhängig davon, wer, was mitverursacht hat. Ansonsten wäre ja die Konsequenz, dass wir den ehemaligen Hühnerbauern aus Liberia vor dem Balkanflüchtling bevorzugen müssten, weil wir die wirtschaftliche Existenz des Ersteren durch unsere Hühnerrestexporte zerstört haben.
Mir geht es nicht ums Böse-sein, sondern darum, auf Zusammenhänge hinzuweisen und darum, die Diskussion zum Thema nicht auf eine Ebene abgleiten zu lassen, auf der man sich daruf beschränkt, an Flüchtlingen rumzukritisieren, Bendenken auszutauschen, Beiträge aus der WELT zu posten und sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen für seine Bedenken.
Das Problem ist doch eher, dass viele entweder mit der rosa Brille unterwegs sind, oder alles schwarz sehen.
Und damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich kann Bedenken nachvollziehen. Ich habe nur ein Problem damit, wenn man es dann dabei belässt Bedenken zu haben und sich in diesen zu bestärken.
Ich glaube aber eher nicht, dass die Bedenkenträger kompetent genug sind, um erfolgreche Lösungsstrategien zu entwickeln.
Und wenn man sich dann mal vor Augen führt, dass u.a. unser Land (auch die EU und andere) und unser Verhalten (z.B. unser Konsumverhalten) vielleicht dazu beigetragen und beiträgt, dass die Menschen in ihren Ländern keine Perspektive mehr haben, vielleicht kann man dann ja einfach mal über diese ständige Lamentiererei vonwegen 'es sind zu viele', 'sie sind nicht qualifiziert', 'die nehmen uns bestimmt was weg' usw. usf. hinaus. Vielleicht kann man dann einfach mal überlegen, was man eben auch in diese Richtung unternehmen könnte. Keine Ahnung, ob man zündende Ideen hat ode ob sich alles umsetzen ließe. Aber dieses ständige Bedenkengetrage und Ablehnen weiterführender Überlegungen finde ich persönlich ziemlich kontraproduktiv.
Ähm, also ich habe keine brauchbaren Lösungsvorschlag.
Man könnte auch mal nachforschen, woran es bei den qualifizierten Polen und Russen gehapert hat. Vielleicht hat es Ursachen, die sich beheben ließen, so dass diese Fehler nicht wiederholt werden (oder zumindest in weniger großem Umfang). Einfach mal weiterdenken und sich nicht immer und immer wieder nur um die negativen Aspekte drehen.
Die anfängliche Sprachbarriere?
Das Vorurteil einiger Arbeitgeber, der ausländische Abschluss sei (trotz Anerkennung) nicht gleichwertig?
Darum geht es mir. Nicht ums Schönfärben o.Ä. - einfach .nur darum, in der Diskussion vielleicht über die Erkenntnis, dass es viele sind und nicht einfach werden wird, hinauszukommen
Also ich habe jetzt nicht den Eindruck, dass es sich bei der Frage, dass "es nicht einfach" wird, um eine unstreitge Erkenntnis handelt. Teilweise hat man den Eindruck, die "Nazis" seien das einzige Problem.